"Es hat mich förmlich zerrissen" Hape Kerkeling verlor eine große Liebe an Aids
25.09.2024, 15:18 Uhr Artikel anhören
Erlitt in jungen Jahren einen tragischen Verlust: Hape Kerkeling.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Rund um die Veröffentlichung seines neuen Buchs ist Hape Kerkeling offenbar in Plauderlaune. So spricht er nun nicht nur erstmals über den tragischen Verlust eines geliebten Menschen. Er berichtet auch von einer bizarren Episode aus seinen Anfangstagen als TV-Comedian.
Hape Kerkeling hat mit "Gebt mir etwas Zeit - Meine Chronik der Ereignisse" soeben ein neues Buch herausgebracht - und rührt dafür kräftig die Werbetrommel. Dabei hat er mit diversen Medien auch erstmals über eine bewegende Liebesgeschichte in seinem Leben gesprochen.
Alles habe in den Niederlanden begonnen, schildert Kerkeling etwa im Gespräch mit dem Magazin "Bunte". Dass es ihn in jungen Jahren in die niederländische Hauptstadt Amsterdam gezogen habe, habe einen triftigen Grund gehabt: "Da ich schon mit 19 meine erste Fernsehsendung hatte und damit relativ früh prominent war, war es für mich nahezu unmöglich, in Deutschland schwul auszugehen. In Amsterdam musste man sich nicht verstecken." Noch heute sei Amsterdam sein "Schicksalsort", sagt Kerkeling. "Die Stadt hat mein Leben schicksalhaft bestimmt."
1987 habe er in der Grachten-Metropole den Niederländer Duncan kennengelernt, der zu seiner großen Liebe in jener Zeit geworden sei, verrät Kerkeling. Doch nur wenig später habe sein damaliger Lebensgefährte die Diagnose HIV-positiv erhalten. Zwei Jahre später sei Duncan gestorben. "Das war mit die schwerste Zeit meines Lebens", sagt Kerkeling dazu im Interview mit dem Magazin "Gala".
Er hatte "wahnsinnige Angst"
"Ich wollte einmal über diese Liebe reden, die so tragisch endete. Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, welchen Schrecken Aids damals verbreitet hat", erklärt er wiederum gegenüber "Bunte". Er habe "wahnsinnige Angst" gehabt, sich anzustecken. Aber: "Ich hatte ein unbeschreibliches Glück, dass ich das Virus nicht bekommen habe, obwohl Duncan erkrankt war und schließlich daran starb."
Rückblickend gibt Kerkeling zu, dass ihn die Situation seinerzeit überfordert habe. "Ich würde sagen, dass ich der Sache nicht gewachsen war, vielleicht bis heute nicht gewachsen bin. Es hat mich förmlich zerrissen", erklärt der 59-Jährige.
Beim Umgang mit dem Verlust half ihm womöglich auch seine Tätigkeit als Komiker. So sagt Kerkeling im "Gala"-Gespräch: "Für mich war der Beruf immer der richtige. Weil: Auch an Tagen, an denen es mir mal nicht so gut ging, mir aber ein Vertrag vorgeschrieben hat, auf der Bühne zu stehen, hat ein erwartungsfreudiges Publikum mit freudigem Lachen dafür gesorgt, dass es mir am Ende besser ging."
Seit acht Jahren verheiratet
Dass es die große Liebe nur einmal im Leben gibt, glaubt Kerkeling indes nicht. "Nein, man kann sich in jedem Alter verlieben, verknallen und vergucken. Das macht das Leben doch so spannend und lebenswert." So hat er dann auch mit Dirk Henning längst eine neue große Liebe gefunden. Die beiden sind seit 2016 verheiratet.
Dass sie als Homosexuelle immer noch nicht überall auf Akzeptanz stoßen, verrät Kerkeling ebenfalls im "Bunte"-Interview. "Mein Mann und ich sind Hand in Hand durch Berlin gelaufen. Aber es stimmt, dass die Atmosphäre dort und in Ostdeutschland deutlich homophober ist als im Westen. Man muss sich der Tatsache bewusst sein, dass man einer Minderheit angehört und damit in der ersten Reihe steht, wenn Schuldige gesucht werden", schildert er persönliche Lebenserfahrungen.
"So eine Rex-Gildo-Gitte-Nummer"
Gegenüber der "Bild"-Zeitung plaudert Kerkeling überdies eine bizarre Episode aus seinen Anfangstagen als Fernsehstar aus. So habe man beim Westdeutschen Rundfunk (WDR), für den er damals arbeitete, zunächst versuchen wollen, seine Homosexualität zu verschleiern. "Der WDR wollte mich in eine Scheinbeziehung mit einer Frau drängen", erklärt Kerkeling. "So eine Rex-Gildo-Gitte-Nummer, wie es sie in den 60ern schon einmal gegeben hatte." Schlagersänger Rex Gildo und seine Kollegin Gitte hatten einst ein Liebespaar gemimt, um Gildos Homosexualität zu kaschieren.
Für ihn sei ebenfalls bereits eine potenzielle Schein-Partnerin auserkoren worden, so Kerkeling. Bei ihr habe es sich um keine Unbekannte gehandelt, die zudem eine seiner besten Freundinnen sei: Schauspielerin und Sängerin Isabel Varell. "Wir haben tatsächlich darüber gesprochen, uns aber dann dagegen entschieden. Wir wollten uns nicht gegenseitig blockieren. Außerdem wollten wir einfach diese Spielchen nicht mitspielen", sagt Kerkeling, der die Geschehnisse zugleich nicht herunterspielen möchte: "Die Situation war alles andere als lustig."
Quelle: ntv.de, vpr/spot