"Sofortige Indoktrination" Hefners Ex-Freundinnen brechen Schweigen
25.01.2022, 14:58 UhrVor der Kamera führten die Freundinnen von Hugh Hefner ein feucht-fröhliches Leben in der "Playboy"-Villa. Eine neue Doku blickt nun aber hinter die Kulissen. Übrig bleibt das Bild eines Sektenführers, der die Frauen in seinem Harem kontrollierte und manipulierte.
Mit der Doku-Soap "Girls Next Door" erhielt die Welt von 2005 bis 2010 einen kleinen Einblick in das extravagante und fast ausschließlich um Sex kreisende Leben von "Playboy"-Gründer Hugh Hefner und seine Freundinnen Holly Madison, Bridget Marquardt und Kendra Wilkinson. Die Serie beleuchtete vor allem den Alltag der drei jungen Frauen in der berüchtigten "Playboy"-Mansion, die wilden Partys, die dort gefeiert wurden und ihre Beziehungen zu dem deutlich älteren Herausgeber des Männermagazins.

Holly Madison, Briget Marquardt und Kendra Wilkinson waren die Hauptdarstellerinnen in der Serie "Girls Next Door".
(Foto: imago/E-PRESS PHOTO.com)
Vor der Kamera verstanden sich sowohl die drei Freundinnen des Millionärs als auch alle weiteren Playboy-Bunnys, die in der Villa ein und aus gingen, prächtig. Doch die neue US-Doku "Secrets of Playboy" zeigt nun eine ganz andere Seite, bei der Hugh Hefner alles andere als gut wegkommt. Statt der selbsternannten Ikone für sexuelle Befreiung, sei er manipulativ, kontrollierend und gewalttätig gewesen, heißt es von den Frauen, ehemaligen Angestellten und Weggefährten. Er soll die Frauen mit Drogen gefügig gemacht, erniedrigt und gegeneinander ausgespielt haben. Auch von sexuellem Missbrauch ist die Rede.
Vor allem Holly Madison, die den Verleger mit 22 Jahren kennenlernte und nach der ersten gemeinsamen Nacht in die "Playboy"-Mansion einzog, äußert sich sehr kritisch. Von 2001 bis 2008 war sie Hefners "Hauptfreundin", er soll am Boden zerstört gewesen sein, als sie ihn verließ. "Ich habe das Gefühl, dass Hef in 'Girls Next Door' als freundlicher Opa dargestellt wurde, aber so war er nicht", sagt Madison in der Doku. "Es machte mich so wütend, wie manipulativ er war. Er kontrollierte jeden Aspekt unseres Lebens." Unter anderem habe er die Frauen heimlich beim Sex gefilmt, überall in der Villa seien Überwachungskameras gewesen.
"Die Indoktrination beginnt fast sofort"
Beim ersten Sex mit dem 53 Jahre älteren Hefner sei sie "völlig betrunken" gewesen, erinnert sich Madison. "Es gab definitiv nichts wie Romantik oder Verführung oder so etwas. Es war dunkel im Raum, es gab eine riesige Kinoleinwand mit Pornos. Er lag mitten im Bett und die Frauen umringten ihn." Dann habe man ihn "geradezu auf mich drauf geschubst". Alles sei "sehr mechanisch und roboterhaft" gewesen. "Es war wirklich ekelhaft für mich, dass Hef keine Verhütung verwenden wollte."
Obwohl sie sich am nächsten Morgen "gedemütigt" gefühlt habe, zog sie in die Villa und wurde Teil seines Harems. "Die Indoktrination beginnt fast sofort", sagt die mittlerweile 42-Jährige. Jeder in Hefners engstem Kreis habe nichts anderes getan, als darüber zu reden, wie "wunderbar" er sei. Als sie seine Hauptfreundin wurde, habe er begonnen, die Frauen in der "Playboy"-Mansion gegeneinander auszuspielen - eine Aussage, die viele seiner Verflossenen, darunter Sondra Theodore, in der Serie bestätigen.
Theodore war von 1976 bis 1981 Hefners Hauptfreundin. Ständig habe es in der Villa Streit gegeben, behauptet sie. Hefner sei zudem "besessen" von dem Sektenführer und späteren Mörder Charles Manson gewesen. Vor allem die Kontrolle und die Verehrung, die Manson von den Frauen in seiner sogenannten Familie erhalten habe, habe Hefner fasziniert.
"Stockholm-Syndrom" statt Liebe
Rückblickend betrachtet sei das Zusammenleben mit Hugh Hefner wie in einer Sekte gewesen, findet auch Holly Madison. Als Freundin des Verlegers sei man "von der Außenwelt isoliert" gewesen, so die 42-Jährige. "Du hattest um 21 Uhr Ausgangssperre, du wurdest ermutigt, keine Freunde zu haben. Du durftest nicht wirklich gehen, es sei denn, es stand so etwas wie ein Familienurlaub an." Während sie damals gedacht habe, in ihn verliebt zu sein, sehe sie es heutzutage eher als ein "Stockholm-Syndrom".
Was Holly Madison und Bridget Marquardt über ihre Zeit mit dem 2017 verstorbenen "Playboy"-Herausgeber erzählen, behaupten auch weitere Ex-"Playboy"-Bunnys aus den 70er-, 80er- und 90er-Jahren. Dass diese dunkle Seite zuvor nie zum Vorschein gekommen sei, liege daran, dass "Dinge getan wurden, um die Leute zum Schweigen zu bringen", behauptet Sondra Theodore. "Er hatte Kassetten über alle" - einschließlich der Medienvertreter, die er regelmäßig zu seinen Partys einlud, so Theodore. So habe er im Falle von schlechter Presse immer ein Druckmittel gegen sie gehabt.
"Wir hatten Playmates, die eine Überdosis genommen haben. Es gab Playmates, die Selbstmord begangen haben", erinnert sich Miki García, Ex-"Playmate" und spätere PR-Chefin Hefners. Sie habe ein Buch schreiben wollen, um dem Schrecken ein Ende zu setzen, doch Hefner habe Leute beauftragt, sie mit Druck zum Schweigen zu bringen. Sie habe "solche Angst" gehabt, dass sie einen Leibwächter eingestellt habe, so García.
Zungenküsse an Minderjährige
"Es war wie etwas aus einem Mafia-Film", sagt auch Jennifer Saginor, die als Tochter von Hefners Leibarzt in der "Playboy"-Villa aufwuchs. Sie behauptet, als 15-Jährige von Hefner mit Zunge geküsst worden zu sein. Kurz darauf sei es fast zum Gruppensex mit ihm gekommen, der jedoch davon unterbrochen worden sei, dass eine der Frauen weinend das Zimmer verlassen habe. Als Henfer Jahre später Wind von ihrem Enthüllungsbuch über ihre Erfahrungen bekommen habe, seien plötzlich all ihre Interviews mit verschiedenen Redaktionen und TV-Sendern gecancelt worden.
Die zehnteilige Doku "Secrets of Playboy" wird jeden Montag vom US-Sender A&E ausgestrahlt. In den kommenden Folgen äußern sich weitere Ex-Freundinnen, "Playmates" und Wegbegleiter des "Playboy"-Gründers zu Wort. Hugh Hefner selbst kann sich gegen die Vorwürfe nicht mehr wehren, er starb 2017 im Alter von 91 Jahren.
Quelle: ntv.de, lpe