Unterhaltung

Peter Kloeppel im Interview "Ich kann zeigen, dass ich auch ein Mensch mit Unterleib bin"

Am 30. März 1992 moderierte Peter Kloeppel erstmals die Hauptnachrichten bei RTL.

Am 30. März 1992 moderierte Peter Kloeppel erstmals die Hauptnachrichten bei RTL.

(Foto: picture alliance/dpa)

Von Sonntag an steht Peter Kloeppel in einem neuen Studio. Er wird dort weiter "RTL Aktuell" moderieren - aber etwas anders. Im Interview spricht er über seine Arbeit als Nachrichtenmann und über "die Millionen-Dollar-Frage in Amerika".

Bald sendet "RTL Aktuell" aus einem neuen Nachrichtenstudio. Das wievielte RTL-Aktuell-Studio ist das jetzt für Sie?

Ich glaube, es ist das fünfte. 1992 habe ich als RTL-Aktuell-Moderator in einem völlig neu konzipierten Studio angefangen. Danach kamen einige Modifikationen. Und dann haben wir Anfang der 2000er-Jahre einen relativ großen Sprung gemacht. Das Studio wurde zu einem virtuellen Raum mit einem großen geschwungenen Tisch, der mir sehr gefallen hat. Das fanden wir schon sehr futuristisch. 2010 sind wir dann in das jetzige Studio gewechselt - und jetzt wieder in ein neues.

Sie sind schon Jahrzehnte für RTL Aktuell im Studio, haben viele Nachrichten moderiert und dort viel erlebt. Welchen Moment im Studio werden Sie nicht vergessen?

Natürlich werde ich nie den 30. März 1992 vergessen, an dem ich die Hauptnachrichten zum ersten Mal moderieren durfte. Besonders erinnere ich mich natürlich an den 11. September 2001, an dem ich mehr als sieben Stunden ununterbrochen im Studio saß, aber auch an die Bundestags-Wahlsendung 1998 mit dem Regierungsende von Helmut Kohl und dem Wechsel zu Gerhard Schröder. Ich erinnere mich an Papstwahlen, den Beginn des Irak-Kriegs 2003, an die Terroranschläge in Paris und in Halle. Es gibt so viele Momente, die ich nie vergessen werde. Und dazu gehören auch schöne Nachrichten, wie der Empfang der Fußballnationalmannschaft nach dem WM-Sieg 2014 in Berlin, wo man voller Freude aus dem Studio kommentiert, wie die Jungs am Brandenburger Tor feiern. Und natürlich erinnere ich mich auch an Pannen. Die schlimmste im Sommer 2021, als im Studio mitten in der Sendung das Licht ausfiel. Wir konnten zwar noch moderieren, saßen aber im Dunkeln. In Summe ist es eine sehr erfüllende Arbeit: Man darf jeden Abend die Menschen 20 Minuten lang mit Informationen versorgen. Das ist für mich jeden Tag aufs Neue schön.

Sie sind ja nicht nur Moderator im Studio, sondern waren auch eine Zeit lang US-Korrespondent und haben auch privat enge Verbindungen zu den USA. Wie eng verfolgen Sie heute die Politik dort?

Sehr intensiv natürlich. Ich verbringe seit ein paar Jahren immer mehr Zeit in den USA. Da gucke ich natürlich viel Fernsehen, lese Zeitungen und verfolge Online-Dienste, auch um zu sehen, wie die aktuelle Politik von den Journalisten gecovert wird. Die Aufspaltung in den Medien wurde immer deutlicher in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren. Vor allem rechtsgerichtete TV-Sender wie Fox News, OAN und Newsmax haben sich in geradezu erschreckender Weise zu Sprachrohren der ultra-konservativen Trump-Anhänger entwickelt. Und über radikale Websites wie Breitbart News und Radio-Talkshows wollen wir gar nicht reden, weil die den Namen Nachrichten eigentlich gar nicht mehr verdienen. Umso wichtiger ist mir der direkte Kontakt zu den Menschen in meiner persönlichen Umgebung.

Erleben Sie die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft auch bei Freunden und Verwandten?

Ja, das ist jedem bewusst. Die Spaltung zwischen den politischen Lagern ist sehr viel größer und tiefer geworden in den letzten 15 bis 20 Jahren. Der Wille, aufeinander zuzugehen ist zurückgegangen. Die Rhetorik, der Umgangston in der politischen Auseinandersetzung ist schärfer geworden. Das zieht sich teils auch in den privaten Bereich. Auch ich habe Bekannte und Freunde, sowohl auf der einen als auf der anderen Seite des politischen Spektrums. Oft versucht man Politik aus den täglichen Gesprächen auszuklammern. Ich beobachte aber auch immer mehr, dass sich Menschen nur mit Gleichdenkenden umgeben wollen, weil sie es nicht aushalten, wie "Andersdenkende" argumentieren und diskutieren. Aber ich halte auch nicht mit meiner Meinung hinterm Berg, wenn ich gefragt werde. Man sucht bei mir als Ausländer in den USA vor allem den Blick von außen.

Was denken Sie: Werden die Republikaner in zwei Jahren noch einmal jemanden wie Donald Trump aufstellen oder sogar Trump selbst?

(Lacht) Das ist die Millionen-Dollar-Frage in Amerika, die sich ständig jeder stellt. Es gibt viele Indizien, dass Donald Tump antreten würde. Da muss man den Konjunktiv wählen, weil es auch viele Indizien gibt, die ihm eine solche Kandidatur schwermachen würden. Das sind die derzeit laufenden Verfahren und Vorermittlungen gegen ihn. Aber auch die Frage, inwieweit die Republikanische Partei wie eine feste Wand hinter ihm steht oder ob es da nicht doch die Unterstützung für ihn an der einen oder anderen Stelle bröckelt. Ich gebe keine Prognose ab. Es gibt von den Umfragen her eine ganz klare Tendenz, die heißt: wenn er sich zu einer Kandidatur entschließen sollte, hätte er die besten Chancen, auch von den Republikanischen Wählern nominiert zu werden. Das heißt aber nicht automatisch, dass er dann auch gewählt würde - denn es ist ja noch alles andere als klar, wer der Gegenkandidat oder die Kandidatin auf Seiten der Demokraten ist.

Solche Themen vermitteln Sie den Zuschauerinnen und Zuschauern vor dem Fernseher sehr professionell, so wie mir jetzt. Was passiert aber im Studio, wenn ein Beitrag läuft und die Moderation nicht sieht? Bereiten Sie sich auf die nächste Moderation vor? Oder schäkert man da auch gemeinsam?

Wir sind schon ziemlich konzentriert bei der Arbeit. Wir hören den Beiträgen zu. Ulrike und ich sehen auf Monitoren, was die Zuschauer sehen. Teilweise sehen wir die Beiträge, weil sie erst knapp vor oder sogar während der Sendung bei uns in Köln einlaufen, auch zum ersten Mal. Grundsätzlich wissen wir, welche Themen kommen, natürlich kennen wir den Ablauf haarklein. Aber es gibt immer mal wieder Momente, bei denen wir oft selbst erstaunt sind. Trotzdem ist es eher still bei uns im Studio. Wir sind konzentriert dabei. Wir wissen auch immer, dass im schlimmsten Fall ein Beitrag "abstürzen" kann und wir dann plötzlich wieder auf dem Schirm sind. Da kann man nicht über das Abendessen von gestern sprechen.

Ulrike von der Groeben ist ja schon Jahre an Ihrer Seite. Auf dem Bildschirm wirken Sie beide sehr freundschaftlich. Ist das auch privat so?

Wir kennen uns jetzt schon sehr lange. Ulrike ist seit Ende der 1980er-Jahre für den Sport in der Sendung verantwortlich - und so lange kennen wir uns auch schon. In der Redaktion sitzen wir gerade mal drei Meter voneinander entfernt. Wir teilen gewisse Interessen, aber es ist nicht so, dass wir uns ständig mit den Familien treffen. Das ist, glaube ich, noch nie passiert. Aber wir sind beide leidenschaftliche Journalisten. Auch leidenschaftliche Sportler. Es gibt immer Themen, über die wir reden können, aber außerhalb der Arbeit hat jeder sein eigenes Leben.

Im neuen Studio können Sie auf jeden Fall mehr und freier bewegen als jetzt. Worauf freuen Sie sich im neuen Studio am meisten?

Auf den Wechsel der Moderationsorte. Ich bin es sehr gewöhnt und mag es auch, an einem Tisch zu sitzen, meine Papiere und meinen Computer vor mir zu haben. Ich weiß aber auch, dass das manchmal etwas statisch wirkt. Deshalb freue ich mich, dass ich mich nun mehr bewegen kann. Dass ich vor Bildschirmen entlanggehen und auf Dinge zeigen und sie erklären kann, die ich auch sehe. Und nicht wie bisher auf eine grüne Wand blicke und gleichzeitig aus dem Augenwinkel versuche einen Monitor zu erkennen, auf dem das Bild zu sehen ist, das die Zuschauer zu Hause bekommen. Das wird uns also mehr Freiheiten geben. Ich bin aber auch kein Fan davon, dass ich die ganze Zeit wie bei einer Messepräsentation durch das Studio laufe. Das wird es hier und da zwar geben, aber auf das klassische Bild eines Moderators oder einer Moderatorin an einem Tisch sitzend wollen wir nicht verzichten. Gleichzeitig kann ich zeigen und beweisen, dass ich auch ein Mensch mit Unterleib bin.

Mit dem neuen Studio kommt auch viel neue Technik. Die Frage ist vielleicht etwas frech, aber: Kommt man da als alter Nachrichten-Hase überhaupt mit bei den ganzen Neuerungen?

(Lacht) Aber ja. Der größere Sprung war tatsächlich vor 20 Jahren die virtuelle Technik, weil wir uns damals sehr intensiv Gedanken machen mussten, wie die Kameratechnik funktioniert, wie die Bilder aussehen, die auf die Screens gehen. Wie ist die Bewegung der Kamera im Raum? Das Virtuelle im alten Greenbox-Studio ermöglichte uns Kamerabewegungen, bei denen sich der Hintergrund entsprechend veränderte. All das war ein riesiger technischer Aufwand. Jetzt mit dem neuen Studio ist das etwas einfacher. Das Bild auf dem Screen ist auch das reale Bild, das dann auf dem TV-Bildschirm zu sehen ist. Die Herausforderung wird aber sein, dass die Bilder und Grafiken auf den Screens auch mit der Moderation zusammenpassen und mit ihrer Größe und Präsenz nicht zu sehr vom Nachrichten-Inhalt ablenken.

Am 4. September geht es los mit der ersten Ausgabe "RTL Aktuell" aus dem neuen Studio, gefolgt vom "RTL Nachtjournal" am 5.9. sowie den Magazinen "Punkt 6/7/8" und "Punkt 12" am 19.9. Wir freuen uns auf die Studio-Premiere!

Ich mich auch!

Das Interview erschien zuerst bei stern.de.

Zunächst war versehentlich eine unredigierte Fassung des Interviews veröffentlicht worden. Einige Formulierungen sind korrigiert worden.

Quelle: ntv.de

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