
(Foto: SWR/Patricia Neligan)
"Unter Wölfen" ist alles andere als großes Kino. Besser als der Ludwigshafener Krimi ist da schon eine skurrile Geschichte, die sich am Rande der Dreharbeiten ereignet - und mit einem untergetauchten italienischen Kampfsportler zu tun hat.
Raubüberfall, Erpressung, Entführung: Die Themen, die am zweiten Weihnachtsfeiertag im Ludwigshafener "Tatort" verhandelt wurden, waren klassische Krimikost mit äußerst bedingter Einschaltempfehlung - und wären deswegen eigentlich auch kaum der Rede wert. Dass es bei "Unter Wölfen" trotzdem zu einem Nachdreh reicht, hat dann zwar doch wieder mit Raubüberfall, Erpressung und Entführung zu tun - allerdings wegen einer skurrilen Geschichte, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann.
Matteo Mazzerati (Name von der Redaktion geändert) zieht in Kalabrien im Jahr 2008 zusammen mit einem Komplizen zuerst einen bewaffneten Überfall und dann eine Entführung durch. Die beiden werden erkannt, können jedoch flüchten. Weil Mazzerati mit seinen damals 22 Jahren bereits ein beeindruckendes Vorstrafenregister hat, taucht er unter - in Heilbronn.
Während der Flüchtige in seiner Abwesenheit zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren, sechs Monaten und zehn Tagen verurteilt wird, richtet sich Mazzerati in seiner neuen Heimat ein: Der passionierte Kickboxer tritt einem Heilbronner Kampsportclub bei und nimmt auch abseits davon mehr und mehr am sozialen Leben teil. Die Jahre vergehen, bis irgendwann ein Fernsehproduktionsteam an die Tür des Clubs klopft: Für einen Ludwigshafener "Tatort" im Türsteher-Milieu werden noch kampfstarke Komparsen gesucht.
Sorgloser Verbrecher
Mazzerati ist Feuer und Flamme und sagt sofort zu. Als im Laufe der Dreharbeiten die Lokalpresse zu Besuch kommt, posieren die Kampfsportler für ein Foto. Mazzerati geht noch einen Schritt weiter und gibt dem Reporter ein Interview - unter seinem richtigen Namen. Anscheinend fühlt sich der Italiener nach mehr als zehn Jahren in Deutschland sicher, hat aber die Rechnung ohne die aufmerksame italienische Polizei gemacht: "Bestärkt von der Tatsache, dass er so lange nicht belangt werden konnte, hatte er beschlossen, sein Leben weiterzuführen ohne sich Sorgen zu machen, dass er von den italienischen Behörden noch gesucht werden könnte", heißt es nach seiner Festnahme in einer Mitteilung der Carabinieri.
Auch am "Tatort"-Set selbst schlägt der kuriose Fall Wellen: "Ich habe herzhaft gelacht", sagt Regsisseur Tom Bohn zu der Enthüllung. "Vor allem, als ich gesehen habe, um wen es sich handelt. Der Herr stand beim Pressefoto dicht bei mir und war beim Dreh einer der Engagiertesten. Vielleicht hätte er vor seiner kriminellen Berufswahl mal bei uns vorsprechen sollen. Aus dem hätte ein guter Stuntman werden können." Dafür ist es nun allerdings zu spät: Mazzerati sitzt seine Strafe mittlerweile in einem italienischen Gefängnis ab.
Quelle: ntv.de