Würdige ESC-Gastgeberin Lissabon - Portugals bunte Hauptstadt
06.05.2018, 14:38 Uhr
Die Hängebrücke Ponte 25 de Abril ist ein Wahrzeichen von Lissabon.
(Foto: dpa)
Zum ersten Mal findet der Eurovision Song Contest in Portugal statt. Die Hauptstadt Lissabon zeigt sich gut gerüstet für den größten Musikwettbewerb der Welt. Kein Wunder, ist sie doch eine weltoffene Metropole.
Lissabon, an der riesigen Bucht der Flussmündung des Tejo gelegen, ist eine schöne Stadt. Touristen aus aller Herren Länder bevölkern das Zentrum. In diesen Tagen ist es in der portugiesischen Metropole besonders voll, denn sie ist bis zum 12. Mai auch Europas Hauptstadt der Unterhaltung. Nicht nur die bekannten Fußballclubs Benfica, Sporting und Belenenses beherrschen die Szene. Sie bekommen in diesen Tagen Konkurrenz vom größten Musikwettbewerb der Welt, dem Eurovision Song Contest (ESC).
Möglich gemacht hat dies Salvador Sobral. Mit seinem Lied "Amar pelos dois" beim ESC 2017 in Kiew hat er dafür gesorgt, dass Portugal zum ersten Mal überhaupt diesen Wettbewerb ausrichtet. Bislang hatte das südwesteuropäische Land beim ESC beziehungsweise dessen Vorgänger, dem Grand Prix Eurovision de la Chanson, nichts gerissen. Dabei nimmt Portugal bereits seit 1964 an dem Contest teil. Nun ist also Lissabon die dieses Spektakel ausrichtende Stadt.
Portugals Hauptstadt pulsiert zu jeder Jahreszeit. Die an der Peripherie Europas gelegene Stadt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem regelrechten Touristenmagneten entwickelt. Babylonisches Sprachgewirr herrscht in den engen Straßen und Gassen. Die Restaurants und Cafés sind voll. Hotelzimmer sollten beizeiten gebucht werden. Es ist noch nicht so heiß. Die Temperaturen um 25 Grad Celsius bei strahlendem Sonnenschein sind auch für einen Mitteleuropäer erträglich.
"All aboard" in der Altice Arena
ESC-Veranstaltungsort ist die Altice Arena. Mit einer Gesamtkapazität von 20.000 Zuschauern ist sie die größte in Portugal - eine gute Voraussetzung für ein großes Spektakel. Unweit von der Metrostation Oriente gelegen, ist dieses riesige Bauwerk eines von vielen Überbleibseln der Expo 1998, bei der in Lissabon nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Dem ESC steht eine große Fläche zur Verfügung. Es ist ein Wettbewerb der weiten Wege, die Berichterstatter müssen gut zu Fuß sein. Auch um das ESC-Areal herum herrscht reges Treiben. Ein Grund ist das Einkaufscenter "Vasco da Gama", das zum Shoppen und Verweilen einlädt.
Dafür haben die Künstler keine Zeit. Ein Termin jagt den anderen: Proben, Pressekonferenzen, Interviews. Die meisten von ihnen sind bereits für die ersten Proben auf der Bühne der Arena angereist. In der ganzen Stadt sind Partys und Events rund um den Contest angesetzt. "All aboard" (Alle an Bord) lautet das Motto - der Wettbewerb soll die Länder Europas sowie das ebenfalls teilnehmende Australien in dieser politisch aufgeregten und turbulenten Zeit musikalisch einen und näher zusammenbringen.
Im Mittelpunkt aber steht vor allem der Spaß und den versprechen so einige Acts - allen voran die in den Rankings ganz vorn liegende Netta Barzilai aus Israel mit ihrem schrillen K-Pop-Song "Toy". Aber wir leben in schnelllebigen Zeiten. Erinnert sei an den Italiener Francesco Gabbani, der mit seinem launigen Lied "Occidentali's Karma" im vergangenen Jahr von den Experten lange Zeit als Favorit gehandelt wurde und zum Schluss nur auf dem sechsten Platz landete. Gute Laune herrscht im Pressezentrum, in dem bereits eine Woche vor dem ESC-Finale mehrere hundert Journalisten anwesend sind.
Lissabon ist seit 1980 geschrumpft
Die Buntheit des ESC passt zur portugiesischen Hauptstadt. Es sind nicht nur die ausländischen Touristen, die dafür sorgen. Lissabon spiegelt auch die Vergangenheit Portugals als Kolonialmacht wider. Viele Afrikaner haben sich dort niedergelassen und prägen das Stadtbild. Sie haben ihre Wurzeln in den ehemaligen Kolonien Angola, Mosambik und Guinea-Bissau.
Im internationalen Maßstab gesehen, ist Lissabon keine sehr große Stadt. Sie zählt derzeit weniger als 600.000 Einwohner. In den letzten Jahren ist Lissabon massiv geschrumpft. So wohnten 1980 dort mehr als 800.000 Menschen. Viele von ihnen sind in das Umland gezogen. Lissabon hat mit erheblichen strukturellen Problemen zu kämpfen, unter denen vor allem die marode Bausubstanz vieler Gebäude und der enorme Straßenverkehr herausragen.
Die Stadtväter wollen diesen Trend stoppen. Sie bauen den öffentlichen Nahverkehr aus. Wichtigstes Verkehrsmittel ist die Metro mit ihrem 45,5 Kilometer langen Netz, das aus vier Linien besteht. Die jüngste Strecke - die 11,5 Kilometer lange sogenannte rote Linie von Sao Sebastiao zum Flughafen - ist erst 2012 endgültig fertiggestellt worden. Hinsichtlich der künstlerischen Gestaltung vieler Bahnhöfe kann sich Berlin von Lissabon durchaus eine Scheibe abschneiden.
Lissabon ist stolz, Ausrichter des ESC zu sein. Überall in der Stadt gibt es Hinweise auf dieses musikalische Event. Schon jetzt kann gesagt werden, dass Portugals Hauptstadt eine würdige Gastgeberin ist.
Quelle: ntv.de