"Meisterin der Kurzgeschichte" Literatur-Nobelpreisträgerin Alice Munro ist tot
14.05.2024, 19:49 Uhr Artikel anhören
Alice Munro im Dezember 2013, kurz nachdem die kanadische Autorin mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
(Foto: picture alliance / empics)
Die Literaturwelt trauert um Alice Munro. Für ihre Kurzgeschichten erhält die kanadische Schriftstellerin 2013 den Nobelpreis für Literatur. An Demenz erkrankt, lebte Munro die letzten Jahre in einem Pflegeheim. Nun ist sie mit 92 Jahren gestorben.
Die kanadische Literatur-Nobelpreisträgerin Alice Munro ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Ihr Tod wurde von ihrer Familie und vom Verlag Penguin Random House Canada bestätigt. Munro sei am Montag zu Hause in Port Hope in der kanadischen Provinz Ontario gestorben. Sie hatte an Demenz gelitten und seit Jahren gesundheitliche Probleme. Zuvor hatten kanadische Medien über ihren Tod berichtet. Munro war 2013 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden, die Jury würdigte sie dabei als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte".
Munro ist eine der angesehensten Autorinnen von Kurzgeschichten in der Literaturgeschichte. Den Literaturnobelpreis bekam sie 2013. Für viele war ihre Ehrung eine Überraschung, für Fans - darunter auch Prominente wie Schriftstellerkollege Jonathan Franzen - eine überfällige Bestätigung.
Von der kanadischen Autorin Margaret Atwood wurde sie als Vorreiterin für Frauen und für Kanadierinnen und Kanadier bezeichnet. Zu den bekanntesten Werken Munros zählen "Wozu wollen Sie das wissen", "Das Bettlermädchen: Geschichten von Flo und Rose", "Glaubst Du, es war Liebe", "Offene Geheimnisse" und "Tricks".
Munros Kurzgeschichten spielen meist in der ländlichen Provinz Ontario, wo sie selbst unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen ist. Sie beschäftigen sich mit dem Schicksal der Bewohner, deren Kampf um eine würdige Existenz oftmals zu schweren Beziehungsproblemen und moralischen Konflikten führen. Auslöser sind dabei immer wieder kleine, aber entscheidende Alltagserlebnisse, die ein Schlaglicht auf Grundfragen des Lebens werfen.
2013 erschien in Deutschland Munros letztes Werk
Wegen ihrer Demenz hatte sich die von jeher als scheu geltende Munro - Mutter von drei Töchtern, deren zweiter Ehemann kurz vor ihrer Nobelpreis-Ehrung starb - in den vergangenen Jahren immer stärker aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Schon zur Verleihung des Nobelpreises hatte sie 2013 nicht nach Stockholm reisen können. Anstelle dessen sagte sie in einer Videobotschaft: "Ich bin so dankbar für diese wunderbare Ehre, nichts auf der Welt könnte mich so glücklich machen."
Ihren Ruhestand als Autorin hatte sie schon vor dem Gewinn des Nobelpreises verkündet. "Ich werde wahrscheinlich nicht mehr schreiben", hatte sie der kanadischen Zeitung "National Post" gesagt. "Es ist nicht so, dass ich das Schreiben nicht geliebt habe, aber man kommt in eine Phase, wo man über sein Leben irgendwie anders denkt." Der Kurzgeschichtenband "Dear Life", in Deutschland 2013 unter dem Titel "Liebes Leben" erschienen, werde ihr letzter sein - und Munro hielt sich an diese Ankündigung.
Quelle: ntv.de, gut/AP/AFP/dpa