"Ganze Kunstform verändert" Lobeshymnen nach Tod von Sondheim
28.11.2021, 12:05 Uhr
Für sein Schaffen wurde Sondheim mit acht Grammy Awards, ebenso vielen Tony Awards, einem Oscar und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Tod des Komponisten Stephen Sondheim blicken Bewunderer auf die Leistungen des Mannes zurück, der bereits mit 25 Jahren den Durchbruch schaffte - mit den Texten zum Musical "West Side Story". Jahrzehntelang prägte er eine Kunstform. Laut Obama hat er das Musical gar "neu erfunden".
"West Side Story", "Sweeney Todd" und "Gypsy": Stephen Sondheim gilt als einer der bedeutendsten Texter und Komponisten der Musiktheaterbranche. "Es ist schwer, Sondheims Einfluss auf das amerikanische Musiktheater überzubewerten", schrieb der Schauspieler, Texter und Komponist Lin-Manuel Miranda einst in der "New York Times". "Er ist der beste Texter des Musiktheaters. Punkt." Am Freitag starb Sondheim im Alter von 91 Jahren in Roxbury im US-Bundesstaat Connecticut.
Stars aus Film, Fernsehen und Theater trauerten am Wochenende um die Broadway-Legende. "Manchmal kommt jemand daher, der eine ganze Kunstform verändert", schrieb Schauspieler Hugh Jackman auf Twitter - Sondheim sei einer dieser Menschen gewesen. "Ich bin dankbar für all das, was er mir und so vielen anderen gegeben hat", so Jackman. Der Australier ist vor allem als Actionheld bekannt, trat aber auch in Musicals auf.

Sondheim (l.) mit den Darstellern des Musicals "Pacific Overtures" im Jahr 1984.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Trotz des hohen Alters kam Sondheims Tod überraschend, wie die "New York Times" unter Berufung auf dessen Anwalt F. Richard Pappas berichtete. Einen Tag zuvor habe die Theater-Legende noch mit Freunden das Thanksgiving-Fest gefeiert.
Während seiner jahrzehntelangen Karriere hatte Sondheim so gut wie alle renommierten Preise gewonnen. Kritiker attestierten ihm, Form und Inhalt des Musiktheaters entscheidend weiterentwickelt zu haben. Bei Sondheim gab es keine schmalzigen und stets gut ausgehenden Liebesgeschichten, sondern es ging um die großen Fragen und positiven wie negativen Emotionen des Lebens.
"Den Standard gesetzt"
"Er hat tatsächlich den Standard für das amerikanische Musical gesetzt", schrieb US-Schauspielerin Ariana DeBose am Wochenende auf Twitter. "Es fühlt sich an wie das Ende einer Ära." Der Schauspieler Wilson Cruz bezeichnete Sondheim als "Meister", "Legende" und "Ikone". Er habe Sondheim vergangene Woche noch in einem Theater auf dem Broadway gesehen, als der Texter persönlich zu seinem Musical "Company" erschienen sei.
Geboren wurde Sondheim in eine reiche jüdische Familie in New York hinein, er wuchs dann auch zeitweise in Pennsylvania auf. Das Verhältnis zu seinen Eltern, die sich später scheiden ließen, war schwierig. Sondheim freundete sich mit James Hammerstein an und lernte dessen Vater kennen, den Komponisten und Texter Oscar Hammerstein, der sein Mentor wurde und ihm den Weg in die Branche ebnete. Den Durchbruch schaffte Sondheim bereits mit 25 Jahren, als er die Texte zu Leonard Bernsteins Erfolgsmusical "West Side Story" schrieb.
Für sein Schaffen wurde Sondheim mir acht Grammy Awards, ebenso vielen Tony Awards, einem Oscar und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. 2015 erhielt er vom damaligen Präsidenten Barack Obama die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten. "Um es einfach zu sagen: Stephen hat das amerikanische Musical neu erfunden", sagte Obama damals.
Quelle: ntv.de, Christina Horsten, dpa