Neuer Vergewaltigungsprozess New Yorker Gericht hebt Urteil gegen Weinstein auf
25.04.2024, 15:28 Uhr Artikel anhören
Harvey Weinstein hat mit seiner Berufung in New York überraschend Erfolg.
(Foto: Etienne Laurent/EPA Pool/AP/dpa)
Der historische Prozess gegen den Hollywood-Produzenten Weinstein muss neu aufgerollt werden. Überraschend hebt ein New Yorker Gericht das bahnbrechende Vergewaltigungsurteil gegen den 72-Jährigen auf. Der damalige Richter habe "ungeheuerliche Verfahrensfehler" begangen.
Ein New Yorker Berufungsgericht hat die Verurteilung des einstigen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung von 2020 aufgehoben. Das Gericht entschied, der Richter in dem bahnbrechenden #MeToo-Prozess habe Weinstein benachteiligt. Dazu zähle die Entscheidung, Frauen über Anschuldigungen aussagen zu lassen, die nicht Teil der Anklage gewesen seien. Das Gericht ordnete einen neuen Prozess in dem Fall an. "Wir kommen zu dem Schluss, dass das erstinstanzliche Gericht fälschlicherweise Zeugenaussagen über nicht angeklagte, mutmaßliche frühere sexuelle Handlungen gegen andere Personen als die Kläger der zugrunde liegenden Straftaten zugelassen hat", schrieb das Gericht.
Das Berufungsgericht kam in einer 4:3 Entscheidung außerdem zu dem Schluss, dass der Richter den Fehler noch verschlimmert habe, indem er Weinstein einem Kreuzverhör ausgesetzt habe, das ihn in einem "höchst nachteiligen" Licht dargestellt habe. "Die Abhilfe für diese ungeheuerlichen Fehler ist ein neues Verfahren", legte Richterin Jenny Rivera schriftlich die Meinung der Mehrheit dar.
Der 72-jährige Weinstein verbüßt derzeit eine 23-jährige Haftstrafe in einem New Yorker Gefängnis. Er bleibt in Haft, weil er 2022 in Los Angeles wegen einer anderen Vergewaltigung zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Weinstein wurde in Los Angeles vom Vorwurf einer der Frauen, die in New York ausgesagt hatten, freigesprochen.
Weinsteins Anwalt: "Er weiß es noch nicht"
Weinstein, gemeinsam mit seinem Bruder Bob Gründer des Filmproduktions- und Verleihunternehmens Miramax, war einst einer der mächtigsten Manager in der US-Filmbranche. Ab 2017 erhoben zahlreiche Frauen Vorwürfe der Vergewaltigung und sexueller Nötigung gegen ihn - ein Auslöser der "Me Too"-Bewegung. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
Der Anwalt von Weinstein, Arthur Aidala, sagte telefonisch der "New York Times", die Entscheidung sei "nicht nur ein Sieg für Herrn Weinstein, sondern für jeden Angeklagten im Staat New York, und wir beglückwünschen das Berufungsgericht dazu, dass es die grundlegendsten Prinzipien aufrechterhält, die ein Angeklagter in einem Prozess haben sollte." Zu Weinsteins Reaktion sagte er: "Das ist vor 10 Minuten passiert. Er weiß es noch nicht einmal."
Mit diesem Urteil mache das Gericht "die stetigen Fortschritte zunichte, die Überlebende von sexueller Gewalt in unserem Strafjustizsystem erkämpft haben", schrieb Richterin Madeline Singas, die gegen die Mehrheitsentscheidung gestimmt hatte. "Vergessen sind die Frauen, die die Last des psychischen Traumas der sexuellen Gewalt tragen und die Narben davon, immer wieder aussagen zu müssen."
Quelle: ntv.de, mau/AP/AFP