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Erfolg vor Gericht Prinz Harry steht vom "Mirror" Schadenersatz zu

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Muss vom "Mirror"-Verlag entschädigt werden: Prinz Harry.

Muss vom "Mirror"-Verlag entschädigt werden: Prinz Harry.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Sieben Monate dauert der Prozess, in dem Prinz Harry dem "Mirror"-Verlag vorwirft, ihn illegal ausspioniert zu haben. Nun fällt das Urteil - und es gibt dem 39-Jährigen weitgehend Recht. Ihm wird deshalb ein Schadenersatz in sechsstelliger Höhe zuerkannt.

Das Urteil ist gefallen - und nach Einschätzung britischer Medien wird es auch darüber hinaus Auswirkungen auf die Presselandschaft im Vereinigten Königreich haben. Sieben Monate nach Prozessbeginn hat der Londoner High Court entschieden, dass Prinz Harry in der Vergangenheit mit illegalen Mitteln von Journalisten des "Mirror"-Verlags ausgespäht wurde. Das Gericht sprach dem Royal deshalb Schadenersatz in Höhe von 140.600 Pfund (etwa 163.000 Euro) zu.

In dem Prozess hatten Prinz Harry und andere Prominente geklagt. Der 39-Jährige war dabei vor etwa einem halben Jahr auch selbst in den Zeugenstand getreten. Für ihn war klar, dass Journalisten der Blätter "Daily Mirror", "Sunday Mirror" und "People" unter anderem Sprachnachrichten auf seinem Handy abgefangen und Privatdetektive beauftragt hatten, um ihn auszuspionieren. Die Informationen sollen dann für Berichte der Blätter verwendet worden sein.

Harry spricht von "großem Tag"

Bei seiner Zeugenaussage hatte sich Prinz Harry im Juni zwei Tage lang einem Kreuzverhör gestellt - als erster britischer Royal seit 130 Jahren. Er und seine Anwälte präsentierten in dem Prozess insgesamt 33 Artikel des "Mirror"-Verlags, in denen ihrer Ansicht nach illegal beschaffte Informationen bei der Berichterstattung verwendet wurden.

Trotz des Urteils ist es nur ein Teilsieg für Harry. So kam das Gericht lediglich bei 15 Artikeln zu dem Schluss, dass sie auf illegal beschafften Informationen beruhten, etwa durch das Ausspähen von Harrys Handy. Definitiv vorgekommen seien solche Fälle zwischen dem Ende des Jahres 2003 und April 2009. Dass die Schadenersatzsumme relativ moderat ausfalle, habe aber auch noch einen weiteren Grund, heißt es in dem Urteil. So seien die Zeitungen der "Mirror"-Gruppe nicht die einzigen gewesen , die zu dem Unrecht beigetragen hätten, das Harry erleiden musste.

Prinz Harry sprach der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge als Reaktion auf die Entscheidung von einem "großen Tag für die Wahrheit und die Rechenschaftspflicht". Zugleich machte er deutlich, dass der Kampf für ihn noch nicht zu Ende sei. Er fordert nun auch strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwortlichen.

Der Verlag Mirror Group Newspapers (MGN) begrüßte das Urteil ebenfalls als Schlussstrich unter Fehler der Vergangenheit. "Wo historisches Unrecht geschehen ist, entschuldigen wir uns uneingeschränkt, übernehmen die volle Verantwortung und leisten angemessene Entschädigungszahlungen", sagte ein Sprecher.

Pikante Details

In den umstrittenen Zeitungsartikeln ging es teilweise um pikante Details wie den Besuch eines Stripclubs, das Ende seiner Beziehung mit Ex-Freundin Chelsy Davy oder Sportverletzungen. Die Informationen seien so intim gewesen, argumentierte Harry, dass sie nur aus dem Abfangen von Handy-Sprachnachrichten und anderer illegaler Informationsbeschaffung stammen konnten.

Harry sprach bei seinen Aussagen leise, oft kaum hörbar, schien teilweise frustriert. Die mutmaßliche Bespitzelung habe ihm schweres seelisches Leid zugefügt, Freundschaften und Beziehungen belastet, klagte er und bekannte zum Schluss, es habe ihm viel abverlangt, in den Zeugenstand zu treten.

Der MGN-Anwalt, Andrew Green, hatte die Vorwürfe größtenteils zurückgewiesen und argumentiert, die Berichterstattung habe auf legal beschafften Informationen basiert. Oft seien die Quellen öffentlich zugänglich gewesen. In anderen Fällen hätten Leute aus dem Umfeld des Royals geplaudert.

Dass in dem betroffenen Zeitraum illegale Methoden bei vielen britischen Zeitungen verbreitet waren - auch bei Blättern von MGN - ist unumstritten. Die Beweislast lag allerdings bei dem Herzog von Sussex und seinen Mitklägern.

Harry kämpft weiter

Prinz Harry, das ging aus einer von ihm eingereichten schriftlichen Zeugenaussage hervor, ging es um mehr als nur seine eigenen leidvollen Erfahrungen als Jugendlicher und junger Erwachsener. Er betrachtet die britischen Boulevardzeitungen oder "tabloids", wie sie im Vereinigten Königreich genannt werden, als zügellos. Er ist überzeugt, dass auch der Unfalltod seiner Mutter Prinzessin Diana 1997 auf das Konto der Paparazzi ging, die ihr auf den Fersen waren, und warnte immer wieder davor, dass sich die Geschichte mit seiner Frau Meghan wiederholen könne.

"Unser Land wird weltweit am Zustand unserer Presse und unserer Regierung beurteilt - die beide, wie ich finde, auf einem Tiefpunkt angelangt sind", schrieb er in seiner schriftlichen Aussage. Die Presse werde ihrem Auftrag nicht mehr gerecht, die Regierung zur Rechenschaft zu ziehen, und gehe stattdessen mit dieser "ins Bett", damit alles so bleibe, wie es ist.

Der jüngere Sohn von König Charles III., der vor fast vier Jahren aus dem engeren Kreis der Königsfamilie ausgeschieden ist und mit seiner Familie in den USA lebt, führt einen regelrechten Kreuzzug gegen die Boulevardpresse. Mehrere weitere Verfahren wegen angeblich illegaler Informationsbeschaffung sind anhängig, darunter gegen den Verlag der "Sun", News Group Newspapers (NGN), und den Verlag der "Daily Mail", Associated Newspapers.

Quelle: ntv.de, vpr/dpa

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