Unterhaltung

"Fick dich, Bill" Promis entsetzt über Cosby-Freilassung

Nach knapp drei Jahren wieder auf freiem Fuß: Bill Cosby.

Nach knapp drei Jahren wieder auf freiem Fuß: Bill Cosby.

(Foto: picture alliance/AP Images)

"Er ist nicht freigelassen worden, weil er unschuldig ist", sagt eine Star-Anwältin zur überraschenden Haftentlassung des verurteilten Sexualstraftäters Bill Cosby. Das sehen viele US-Promis ähnlich. Auf Twitter lassen sie ihrer Wut freien Lauf.

Bill Cosbys Verurteilung wegen sexueller Nötigung wurde wegen einer Formalie aufgehoben, der ehemalige Comedy-Star durfte das Gefängnis am Mittwoch verlassen. In Hollywood hat die überraschende Entscheidung des Obersten Gerichts im US-Bundesstaat Pennsylvania viele Reaktionen ausgelöst.

Das Cosby-Opfer Andrea Constand zeigte sich auf Twitter enttäuscht von der Entscheidung des Gerichts. "Die heutige Mehrheitsentscheidung in Bezug auf Bill Cosby ist nicht nur enttäuschend, sondern auch besorgniserregend, da sie diejenigen, die im Strafjustizsystem wegen sexueller Übergriffe Gerechtigkeit suchen, davon abhalten kann, den Täter anzuzeigen oder sich an der strafrechtlichen Verfolgung zu beteiligen." Außerdem könne es Opfer zu der Wahl zwingen, entweder eine strafrechtliche oder eine zivilrechtliche Klage einzureichen.

US-Schauspielerin Christine Lahti twitterte: "Ich bin wütend, untröstlich und angewidert von Cosbys Freilassung. Ich kann mir nur vorstellen, was alle seine Überlebenden fühlen müssen. Dieser verurteilte Vergewaltiger ist heute frei, weil er ein privilegierter Mann ist. Das Patriarchat erhebt erneut seinen hässlichen Kopf."

Amber Tamblyn, "Two and a Half Men"-Darstellerin und Mitbegründerin der Bewegung "#Time'sUp", twitterte: "Ich kenne persönlich Frauen, die dieser Mann mit Drogen bewusstlos gemacht und vergewaltigt hat. Schande über das Gericht und diese Entscheidung." Sie wolle nichts mehr davon hören, wie die sogenannte "Cancel-Kultur" das Leben von Männern während der "#MeToo"-Ära "ruiniert" habe. Die Nachricht über Cosbys Freilassung beweise, "dass wir nicht weit genug gegangen sind. Unser Justizsystem MUSS sich ändern."

"Bill Cosby ist IMMER NOCH ein böser Vergewaltiger. Ende", stellte "Pulp Fiction"-Schauspielerin Rosanna Arquette in mehreren Tweets klar. "Ich frage mich, wie viele Leute Schlange stehen, um mit Cosby Geschäfte zu machen. Zu viele Menschen in Hollywood beschützen Triebtäter und geben vor, sich um Überlebende zu kümmern, aber das tun sie nicht wirklich."

"Will & Grace"-Serienstar Debra Messing reagierte via Twitter mit diesen Worten auf Cosbys Entlassung aus der Haft: "An jede Frau, die von Bill Cosby sexuell angegriffen wurde: Mein Herz schmerzt heute für dich und ich bin voller Wut. Es ist entsetzlich."

Auch US-Schauspielerin Ellen Barkin zeigte sich in einem Tweet fassungslos. Sie teilte die Nachricht der Freilassung und kommentierte diese mit: "Schmerzhaft für alle Überlebenden. '#MeToo' währt ewig."

"Ich kann nicht aufhören, an die Dutzenden mutigen Frauen zu denken, die von Bill Cosby unter Drogen gesetzt und angegriffen wurden und jahrelang ihre Geschichten öffentlich erzählten und sich zum Wohle der Allgemeinheit retraumatisierten. Und jetzt das", schrieb dagegen die Journalistin und Autorin Emma Gray auf Twitter.

Sängerin Stella Parton zog einen Vergleich zu einem anderen großen Star. "Wie kann das Oberste Gericht etwas nach einer Verurteilung aufgrund eines tatsächlichen Ereignisses umstoßen? Oh, Entschuldigung, wenn man männlich ist und genug Geld und Einfluss hat, kann man sogar Präsident werden, egal, wie korrupt man sein mag. Bill Cosby ist nur einer von vielen. Guckt euch Marilyn Manson an!", machte sie ihrer Wut auf Twitter Luft.

"Ich schätze, 70 Frauen waren nicht genug - fick dich, Bill", twitterte US-Schauspielerin und Moderatorin Rosie O'Donnell.

Die Komponistin Diane Warren fragte ebenfalls via Twitter spöttisch: "Hat Bill Cosby das Oberste Gericht in Pennsylvania unter Drogen gesetzt?"

"Ich will nie wieder 'Nun, hast du es gemeldet?' hören. 60 Frauen haben Bill Cosby beschuldigt, und selbst mit 60 Anklägerinnen haben wir Jahre gebraucht, um ihn zu verurteilen, und jetzt kommt er sowieso frei. Es gibt keine Konsequenzen für Vergewaltigungen und Vergewaltiger wissen das. Seien wir also ehrlich: Vergewaltigung ist in diesem Land völlig legal", twitterte die US-Komikerin Lane Moore.

US-Kunstkritiker Jerry Saltz zog via Twitter einen Vergleich zur anderen richterlichen Entscheidung, die am Mittwoch Aufsehen erregte: "Also, lasst es mich zusammenfassen: Britney Spears ist es nicht einmal erlaubt, ein IUP (Spirale zur Empfängnisverhütung, Anm. der Red.) aus ihrem Körper zu entfernen und Bill Cosby kommt frei." Sängerin Britney Spears hatte vor einigen Tagen vor Gericht ausgesagt, dass ihr Vater als ihr Vormund sie daran gehindert habe, die Spirale entfernen zu lassen, um noch ein Kind zu bekommen. Nur ein Argument, warum sie ihn aus der Vormundschaft haben wolle. Doch die Richterin hat das nun angelehnt.

Auch Komiker und Autor Tim Young verwies in einem Tweet auf einen anderen Fall: "Wie schnell wird R. Kelly wohl Bill Cosbys Anwälte ans Telefon bekommen?", fragte er. Sänger R. Kelly sitzt seit Sommer 2019 in Chicago in Untersuchungshaft. Ihm werden mehrere Sexualstraftaten vorgeworfen. Vor wenigen Tagen wurde er in das Metropolitan Detention Center in Brooklyn verlegt. Ein Verhandlungstermin in New York ist für den 9. August dieses Jahres angesetzt, ein weiterer für den 13. September 2021 in Chicago.

"Was zur Hölle soll die Scheiße?", fragte dagegen die ehemalige "Friends"-Nebendarstellerin Aisha Tyler kurz und bündig.

US-Anwältin Lisa Bloom, die drei Anklägerinnen gegen Cosby vertrat und auch Frauen gegen den ehemaligen US-Produzenten Harvey Weinstein vor Gericht unterstützte, stellte in einem Tweet unmissverständlich klar, wie es zu dieser Entlassung gekommen sei. "Die drei Bill-Cosby-Anklägerinnen, die ich vertrete, und ich sind angewidert, dass er heute ein freier Mann ist", schrieb sie. Und erklärte weiter: "Er ist nicht freigelassen worden, weil er unschuldig ist. Er ist freigelassen worden, weil ein Staatsanwalt ihm vor Jahren versprach, dass er nicht vor Gericht gebracht werden würde, ohne einen Deal für ihn auszuhandeln."

"Cosby hat 60 Frauen unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Verdienen sie nicht 'Fairness' und Gerechtigkeit?", fragt dagegen US-Schauspielerin Padma Lakshmi. Cosbys Fall sei der Grund dafür, weshalb so viele Missbrauchsopfer keine Anklage erhöben - "solange wohlhabende und mächtige Männer andere Menschen jahrzehntelang ungestraft vergewaltigen und sexuell angreifen können."

Nur eine einzige Schauspielerin reagierte höchst erfreut auf Cosbys Entlassung, dessen "Cosby Show"-Kollegin Phylicia Rashad. Zu einem Foto des lächelnden Komikers schrieb die 73-Jährige: "Endlich!!! Ein furchtbarer Fehler wird richtig gestellt - ein Justizirrtum wird korrigiert!" Die Kommentarfunktion zu dem Tweet wurde mittlerweile abgeschaltet.

Bill Cosby saß fast drei Jahre einer drei- bis zehnjährigen Haftstrafe ab, nachdem Andrea Constand in einem Strafverfahren ausgesagt hatte, dass sie von dem Schauspieler unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht worden sei. Die Aussagen von Constand und fünf weiteren Frauen brachten die Geschworenen dazu, Cosby 2018 wegen schwerer sexueller Übergriffe zu verurteilen. Dessen Verteidigung bestritt die Vorwürfe ebenso wie ähnliche Behauptungen gegen ihn von mehr als 60 weiteren Frauen außerhalb des Gerichtssaals.

Dem überraschenden Urteil von Mittwoch liegt eine Vereinbarung mit einem Staatsanwalt zugrunde, wegen der Cosby gar nicht erst hätte angeklagt werden dürfen. Das Oberste Gericht verbot auch eine weitere Strafverfolgung. Demnach hätte ein früher mit dem Fall befasster Staatsanwalt 2005 zugesagt, keinen Strafprozess gegen Cosby zu führen, sollte dieser in einem Zivilprozess aussagen und eine Entschädigungssumme an Constand zahlen. Der nachfolgende Staatsanwalt griff bei der Anklage im Strafverfahren 2015 jedoch auf Aussagen von Cosby aus dem Zivilverfahren zurück. Unter anderem hatte Cosby darin erklärt, Constand vor dem Geschlechtsverkehr Betäubungsmittel gegeben zu haben.

Quelle: ntv.de, lpe/spot

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen