Nazi-Vergangenheit der Familie Robert Habeck gibt seltenen privaten Einblick
19.06.2024, 17:00 Uhr Artikel anhören
Sein Großvater und Urgroßvater waren eng mit dem NS-Regime verstrickt: Robert Habeck.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit über 20 Jahren engagiert sich Robert Habeck politisch bei den Grünen. Ein Grund für sein Engagement, durch das er es letztlich bis zum Wirtschaftsminister und Vizekanzler gebracht hat, ist wohl auch in seiner eigenen Familiengeschichte zu suchen, wie er nun verrät.
Über einen Mangel an Beschäftigung kann sich Robert Habeck aktuell ganz sicher nicht beklagen. Und das nicht nur, weil die Ampel-Koalition ihn pausenlos auf Trab hält. Gerade ist der Wirtschaftsminister auch zu einer Reise nach Südostasien aufgebrochen, die ihn nach Südkorea und China führen wird. Nebenbei fand er dennoch die Zeit, mit dem Magazin "Bunte" über ein dunkles Kapitel in der Geschichte seiner Familie zu sprechen.
So packt der 54-Jährige in dem Interview über die Nazi-Vergangenheit seiner Vorfahren mütterlicherseits aus. Sein 1952 gestorbener Großvater Kurt Granzow war demnach Obersturmführer der SA. Sein Urgroßvater Walter Granzow, der ebenfalls 1952 starb, war Brigadeführer der SS. Er gehörte nicht nur dem innersten Zirkel rund um Diktator Adolf Hitler an, er war auch ein enger Freund von Propagandaminister Joseph Goebbels. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er als Kriegsverbrecher verurteilt.
"Ich habe mich schon als Jugendlicher intensiv mit der Geschichte meiner Familie auseinandergesetzt", sagt Habeck im "Bunte"-Gespräch und ergänzt: "Ich habe auch häufig mit meiner Großmutter und meiner Mutter darüber geredet. Es war eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit der Schuld meines Urgroßvaters und meines Großvaters. Diese persönliche Auseinandersetzung hat mein politisches Denken, Handeln und Reden mitgeprägt und nimmt mich bis heute in die politische Pflicht."
Mutter wuchs als Flüchtling auf
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, hatte die Verurteilung von Walter Granzow auch einschneidende Konsequenzen für die Familie. Demnach wurde kein Vermögen des Mannes, der vom Endsieg und einem Tausendjährigen Reich geträumt haben soll, an die Nachfahren weitergereicht. Habecks Mutter sei deshalb als Flüchtlingskind ohne Vermögen aufgewachsen.
Nicht zuletzt diese private Prägung dürfte den Grünen-Politiker Robert Habeck auch umtreiben, wenn er nun vor einem erneuten Erstarken von Extremisten warnt. So erklärte er vor Kurzem erst auf der Digitalmesse OMR in Hamburg: "Freiheit und Demokratie stehen unter Druck wie schon lange nicht mehr in den letzten Jahrzehnten. Und das auch, weil Populisten, Radikale und Rechtsradikale das Gemeinwesen, das unser Land die letzten 70 Jahre ausmacht, infrage stellen und vielleicht sogar zerstören."
Quelle: ntv.de, vpr