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Rock-Ikone mit Zylinder Slash ist endlich mit sich im Reinen

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Mehr Rockstar geht eigentlich nicht: Slash.

Mehr Rockstar geht eigentlich nicht: Slash.

(Foto: picture alliance / PYMCA/Photoshot)

Als Guns N' Roses Ende der 80er-Jahre ihren Durchbruch feiern, ist nicht zuletzt ihr Gitarrist Slash ihr Aushängeschild. Nicht nur optisch ist er der Prototyp eines Rockstars, lange Zeit lebt er tatsächlich auch das Klischee. Jetzt wird er 60 - und wirkt angekommen.

Dunkle Lockenmähne, schwarzer Zylinderhut, Sonnenbrille und meistens mit einer Gitarre in der Hand - so cool kennt man Saul Hudson, besser bekannt als Slash. Sein Look ist so ikonisch wie sein Gitarrenspiel, mit dem er den Sound der Hardrock-Band Guns N' Roses prägte. Daneben verfolgt der Musiker, der an diesem Mittwoch 60 Jahre alt wird, zahlreiche weitere Projekte - und das aus gutem Grund.

"Ich habe definitiv erkannt, dass ich ständig beschäftigt sein muss", so Slash vergangenes Jahr in einem Interview. "Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum ich früher so viele Probleme mit Alkohol und Drogen hatte - ich wusste nicht, was ich zwischendurch mit mir anfangen sollte."

Wenn er nicht in seinem Hauptberuf als Gitarrist von Guns N' Roses in den größten Stadien der Welt spielt, tourt er - sozusagen als Nebenjob - mit Sänger Myles Kennedy und der Band The Conspirators oder veröffentlicht wie zuletzt ein Soloalbum ("Orgy Of The Damned"), auf dem er mit bekannten Stars Blues- und Soul-Klassiker covert. Obendrein hat er ein Blues-Rock-Festival ins Leben gerufen, mit dem er verschiedene wohltätige Zwecke unterstützt.

Erst mit 15 zur Gitarre

Geboren wurde Slash alias Saul Hudson am 23. Juli 1965 im Swinging London als Sohn eines Briten und einer Amerikanerin. Er wächst - wie vor ihm Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister - in Stoke-on-Trent auf, das auch Geburtsort von Robbie Williams ist. Seine Mutter zieht zunächst allein nach Los Angeles, Saul und sein Vater folgen ihr später. Doch die Eltern lassen sich früh scheiden.

Mit der Welt des Rock'n'Roll kommt er schon als Kind in Berührung. Vater Anthony gestaltet Albumcover für Stars wie Neil Young oder Joni Mitchell. Mutter Ola arbeitet als Kostümdesignerin unter anderem für Diana Ross, Ringo Starr und David Bowie, mit dem sie auch zeitweise liiert ist - Saul ist da noch ein kleiner Junge. Den Spitznamen Slash verpasst ihm ein Freund seiner Mutter.

Zu seinem Instrument kommt er spät. "An meinem 15. Geburtstag fing ich an, Gitarre zu lernen", so Slash. "Ich orientierte mich an den Gitarristen, die ich damals am meisten mochte." Keith Richards und Mick Taylor (The Rolling Stones), Eric Clapton und Jeff Beck, Jimmy Page (Led Zeppelin) und Blues-Ikone Mike Bloomfield faszinierten ihn besonders. "Ich nahm die Gitarre in die Hand und lernte die ersten drei Töne eines Solos."

Ein wildes Rockstar-Leben

In den 80ern spielt er in mehreren Bands, bevor er Mitglied in einer neu gegründeten Gruppe wird: Guns N' Roses erspielen sich in Los Angeles schnell eine große Fangemeinde. 1987 gelingt mit dem Debüt "Appetite For Destruction" der internationale Durchbruch. 1991 erscheinen die beiden Erfolgsalben "Use Your Illusion I" und "Use Your Illusion II".

Guns N' Roses sind zu dieser Zeit eine der angesagtesten Bands der Welt. Songs wie "Welcome To The Jungle", "Paradise City", "Sweet Child O' Mine" oder die Ballade "November Rain" gelten heute als Klassiker des Rockgenres. Slash wird zur Gitarren-Ikone - und ist auch bei anderen Musikern gefragt. So spielt er unter anderem bei Michael Jacksons "Give In To Me" die Gitarre.

Er spielte zum Beispiel auch mit Michael Jackson.

Er spielte zum Beispiel auch mit Michael Jackson.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Slash lebt da längst ein wildes Rockstar-Leben mit sämtlichen Nebenwirkungen. "Wenn ein Auftritt oder eine Studiosession anstand, war ich voll dabei", betont er. "Aber sobald ich eine Woche frei hatte, wusste ich nicht, wohin mit mir." Alkohol- und Heroinprobleme sind die Folge.

Alkoholmissbrauch und Entzug

Nach seinem Ausstieg bei Guns N' Roses Mitte der 90er Jahre tourt er mit Slash's Blues Ball, später mit Slash's Snakepit, mit denen er zwei Alben veröffentlicht. In den 2000ern gründet er mit den früheren Guns-Kollegen Duff McKagan und Matt Sorum sowie Sänger Scott Weiland die Band Velvet Revolver. Während er auf der Bühne schweißtreibende Shows abliefert, nimmt sein Alkoholkonsum zwischen den Konzerten wieder drastisch zu.

Dass es so nicht weitergehen kann, merkt er selbst. 2001 wird bei ihm Kardiomyopathie diagnostiziert - eine Herzmuskelkrankheit, die auf seinen Lebensstil zurückgeführt wird. Seine zweite Ehefrau Perla bringt 2002 und 2004 die Söhne London und Cash zur Welt. Damit die Kinder seine Sucht nicht mitbekommen, lebt er zeitweise im Hotel. 2006 macht er schließlich einen Entzug.

Ja, Slash hat den Rock'n'Roll stets auch gelebt.

Ja, Slash hat den Rock'n'Roll stets auch gelebt.

(Foto: Getty Images)

"Als ich dann endlich mein Leben in den Griff bekommen und erkannt habe, dass ich ein Problem habe, habe ich angefangen, diese Zeit mit Gitarre spielen, Aufnahmen oder was auch immer zu füllen", erzählt er. Inzwischen ist die Rock-Ikone nach eigener Aussage fast 20 Jahre clean.

"Das begeistert mich"

2016 steigt er gemeinsam mit seinem Kumpel, Bassist Duff McKagan, wieder bei Guns N' Roses ein. Seitdem tourt die Band unermüdlich. Privat lebt Slash seit Jahren mit Lebensgefährtin Meegan Hodges zusammen, die ihn auch auf Tournee begleitet. Die beiden waren bereits Ende der 80er-Jahre ein Paar und fanden nach dem Ende seiner Ehe mit Perla wieder zusammen.

Vor seinem 60. Geburtstag wirkt der Musiker mit sich im Reinen - auch und gerade wegen seiner Musik. "Ich habe gemerkt, dass es mir Freude macht, wenn ich beschäftigt bin, das begeistert mich", sagt Slash. "Es macht mich glücklich, wenn ich Sessions habe, mit dem einen oder anderen jamme, einen Song schreibe, etwas aufnehme. Ich bleibe einfach dran und mache das, was ich liebe."

Quelle: ntv.de, Philip Dethlefs, dpa

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