Richtiger Song, richtige Zeit Take That verdrehen Fans den Kopf
11.04.2019, 13:30 Uhr
Ein Take That-Musical? Warum nicht? Die Jungs sind zufrieden mit dieser Version ihrer Musik.
(Foto: imago images / Future Image)
Am 11. April feiert das Musical "The Band" Deutschlandpremiere. Untermalt mit den Welthits von Take That erzählt es von der Freundschaft einiger Frauen. Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald stellen n-tv.de das Musical in Berlin vor.
Hauen und Stechen im Berliner Stage Theater des Westens. Fotografen klettern auf Stühle und Tritthocker, um Sicht auf die Bühne zu ergattern. Dann folgen Blitzlichtgewitter und Geschrei: "Nach links gucken, bitte". Auf der Bühne stehen Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald von Take That, und die Hysterie fühlt sich an wie einst in den Neunzigern, als die Boyband reihenweise Rekorde und mit ihrer Auflösung später Herzen brach. Der Grund für ihren Berlin-Besuch: Am 11. April feiert das Musical The Band, das Take That mitproduzierten, in dem Theater seine Deutschlandpremiere.
Um Missverständnisse gleich aus dem Weg zu räumen: The Band handelt nicht von Take That. Vielmehr geht es um ihre Fans: 1993 in Nordengland, die fünf Schülerinnen Rachel (Maria Arnold), Claire (Kristin Heil), Zoe (Laura Saleh), Heather (Jara Maria Buczynski) und Debbie (Ruth Lauer) sind unzertrennliche Freundinnen und leidenschaftliche Fans einer Boyband. Doch auf dem Rückweg von einem Konzert passiert ein Unglück, an dem die Freundschaft der Mädchen zerbricht.

Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen von Take That mit Yvonne Köstler, Heike Kloss, Silke Geertz, Laura Leyh und Tilman Madaus beim Photocall zu "The Band - Das Musical"
(Foto: imago images / Future Image)
25 Jahre später gewinnt Rachel Karten für das Reunion-Konzert der Band. Spontan beschließt sie, Kontakt zu ihren einstigen Freundinnen aufzunehmen. Gemeinsam fahren sie nach Prag und lernen sich neu kennen. Ihre Leben sind gänzlich anders gelaufen, als sie es sich einst vorgestellt hatten. Sie stellen aber fest, dass die Dinge so, wie sie sind, völlig in Ordnung sind, und finden sogar zu ihrer alten Verbundenheit zurück. "The Band handelt von Freundschaft und vom Vergehen der Zeit", so Barlow. "Etwas, das sowohl uns selbst als auch das Publikum anspricht. Es ist eine sehr bewegende, wenngleich zunächst tragische Geschichte, aber am Ende der Show verlassen die Leute das Theater mit sehr positiven Gefühlen."
Take-That-Hits wie "Back For Good", "Relight My Fire" und "Never Forget" untermalen das Geschehen. Mal laufen sie im Bus oder im Radio, dann sind sie in den Gedanken und Träumen der Mädchen und Frauen zu hören. Im Gegensatz zu den Dialogen, die auf Deutsch übersetzt wurden, werden sie im englischen Original gesungen. Zur deutschen Besetzung, die Barlow bei der Präsentation in den höchsten Tönen lobte, gehören neben TV-Schauspielerin Heike Kloss (sie spielt die erwachsene Zoe) auch Prince Damien. Der 28-Jährige gewann 2016 die 13. Staffel von "Deutschland sucht den Superstar". "Ich wollte als Kind immer Tanz, Gesang und Schauspiel miteinander verbinden und nach meiner Mittleren Reife eigentlich Musical studieren", so Prince Damien. "Dann kam erst mal DSDS dazwischen, aber irgendwann habe ich mir gesagt: Wenn ich es jetzt nicht mache, bin ich zu alt dafür. Das wird auf jeden Fall eine Herausforderung, aber ich freue mich sehr darauf."
Geschichten, die das Leben schreibt

Howard Donald, Mark Owen und Gary Barlow - immer noch werden sie angeschwärmt.
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Den Traum von einem Musical mit den Songs von Take That hegte Gary Barlow übrigens schon lange. Mehrfach sprach er den britischen Drehbuchautoren Tim Firth an - Firth schrieb die Drehbücher für Kinofilme wie "Kalender Girls" und "Kinky Boots", sein Musical "Our House" um die Musik der Band Madness wurde mit einem Olivier Award ausgezeichnet - doch dieser lehnte stets ab. "Für ein gutes Musical braucht man eine gute Geschichte. Wenn man die nicht hat, hat es keinen Sinn. Egal, wie gut die Songs sind", erklärt Firth. "Gary und ich sind im gleichen Ort aufgewachsen, wir kennen uns, seit wir 15 sind. Er fragte mich immer wieder - aber es gab keine Story."
Bis eine Gruppe Frauen in Firths und Barlows Heimatort eines Tages einen tragischen Autounfall hatte, bei dem eine der Insassinnen ums Leben kam. "Sie war riesiger Take-That-Fan, als sie 16 war", so Firth weiter. "Ihre Mutter hat das Musical jetzt fünf oder sechs Mal gesehen und bei der letzten Vorstellung in England die ganze Besetzung getroffen. Für sie ist es eine Art Vermächtnis ihrer verstorbenen Tochter."
In dem Musical gehe es auch darum, wie der richtige Song zur richtigen Zeit durch das Leben helfen kann. Und wie Musik einen an bestimmte Orte transportieren könne. "Musik macht uns zu Zeitreisenden", so Firth. "Wer man war, in wen man verliebt war und wovon man geträumt hat, nimmt ein Song wie ein Schwamm auf. Und jedes Mal, wenn man ihn hört, werden diese Erinnerungen freigesetzt."
In Großbritannien wurde die Produktion, die im September 2017 Premiere feierte, zum Überraschungserfolg: Keine Musical-Tour war dort jemals schneller ausverkauft. Ursprünglich nur für zehn Monate geplant, tourte The Band am Ende fast zwei Jahre durch Großbritannien, inklusive einer Spielzeit im Londoner West End. Dass das Musical für den deutschen Markt nun übersetzt wurde, freut Take That besonders. "Unseren allerersten Auftritt außerhalb von England hatten wir damals in Deutschland, in einer Fernsehshow", erinnert sich Howard Donald. "Das war der Startschuss für unsere internationale Karriere." Dass Take That, die seit 2014 als Trio unterwegs sind, nach wie vor Stadien füllen, hätte er selbst nicht für möglich gehalten. "Manchmal muss ich mich noch kneifen."

Those were the days ... Howard Donald, Gary Barlow, Jason Orange, Robbie Williams und Mark Owen.
(Foto: picture alliance / dpa)
1989 in Manchester gegründet, gehörten Take That in den Neunzigern zu den erfolgreichsten Boybands. Als Robbie Williams 1995 ausstieg und die Band ein Jahr später schließlich ihre Trennung bekannt gab, wurden für ihre verzweifelten Fans Seelsorge-Hotlines eingerichtet. 2005 feierten Take That ihre Wiedervereinigung als Quartett, seitdem sind sie erfolgreicher denn je: Ihre Comeback-Tournee war innerhalb von 30 Minuten ausverkauft. Sogar Robbie Williams kehrte 2010 für ein Album und eine Tour zur Band zurück. Auf einer zweiten Ebene erzählt The Band also irgendwie auch die Geschichte von Take That - von Freundschaft und Versöhnung.
Zur Premiere werden Take That es übrigens nicht nach Berlin schaffen. Nur wenige Tage später beginnt nämlich ihre Tour: Pünktlich zum 30. Jubiläum von Take That stehen 52 Konzerte auf dem Programm. "Aber wir kommen zurück", verspricht Barlow. "Vielleicht können die Musical-Darsteller im Juni ja sogar zu unserer Show in Berlin kommen." Howard Donald grinst schelmisch. "Wir geben ihnen auch 25 Prozent Rabatt auf die Tickets."
The Band ist vom 11. April bis zum 15. September im Stage Theater des Westens in Berlin zu sehen, vom 11. Oktober bis zum 3. November folgt ein Gastspiel am Deutschen Theater in München.
Quelle: ntv.de