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Offener und reumütiger Talk Til Schweiger räumt "Sucht-Gen" ein

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Trinkt heute angeblich kontrollierter als früher: Til Schweiger.

Trinkt heute angeblich kontrollierter als früher: Til Schweiger.

(Foto: picture alliance/dpa)

Dreieinhalb Stunden spricht Til Schweiger in einem Podcast über sein Leben, aber auch über seine Verfehlungen der vergangenen Jahre. Er gibt sogar zu, suchtgefährdet zu sein und dem Wein nur allzu gern zuzusprechen. Ans Aufhören denkt er aber trotzdem nicht.

Der Podcast "Hotel Matze" ist für offene und bisweilen recht intime Gespräche mit Prominenten aus Film, Funk, Fernsehen und Musik bekannt. Nun holte sich Host und Namensgeber Matze Hielscher Schauspieler und Filmemacher Til Schweiger vor das Mikrofon. Der 60-Jährige, der Interviews zu seinen Filmen grundsätzlich ablehnt, redete im Zuge dessen dreieinhalb Stunden lang über sein Leben, seine Karriere, seine größten Enttäuschungen, aber auch über seine eigenen Verfehlungen. Unter anderem räumte er ein, ein "Sucht-Gen" in sich zu tragen.

Im vergangenen Jahr äußerten sich erstmals Mitarbeitende Schweigers über dessen Gebaren am Set, das innerhalb der Branche schon lange ein offenes Geheimnis gewesen sein soll. Im Speziellen ging es um sein fragwürdiges Verhalten beim Dreh des Kinohits "Manta Manta - Zwoter Teil".

In einem Artikel des Magazins "Spiegel" mit dem Titel "Der Imperator" vom April 2023 warfen ihm mehrere Personen Machtmissbrauch vor. Außerdem sei Schweiger bei der Arbeit extrem launisch und cholerisch gewesen und schon auch mal betrunken. Schweiger gab einige Zeit später ein erstes Interview dazu. Einige der ihm vorgeworfenen Dinge räumte er ein, andere wies er von sich. Seine Macht habe er nie missbraucht, sagt er auch jetzt. Aber er gab damals wie heute zu, einen Mitarbeiter der Produktion geohrfeigt zu haben, als dieser ihn aufgrund seines angetrunkenen Zustandes nicht ans Set lassen wollte.

"Das ist halt eskaliert"

"Das war eine Backpfeife, und die stimmt und die tut mir unendlich leid. Ich habe mich x-mal entschuldigt bei dem, und er hat meine Entschuldigung auch angenommen. Das ist halt eskaliert, das war schlimm", so Schweiger jetzt. Den Artikel und dessen Sprengkraft habe er ebenso wie sein Management seinerzeit unterschätzt. "Ich habe nur die Überschrift gelesen, 'Der Imperator', und habe schon mit den Augen gerollt", erinnert sich Schweiger. Den Namen habe man ihm 2008 beim Dreh von "1 1/2 Ritter" gegeben. Damals hieß sein Schneideraum "Todesstern", alles sei nur ein Spaß gewesen.

Kollegen hätten nach dem "Spiegel"-Artikel, dessen Inhalt erst durch das Aufgreifen der "Bild"-Zeitung überhaupt zu einem so großen Thema geworden sei, zu seinen Gunsten Interviews geben wollen. Das hätten er und sein Management aber abgelehnt. Doch diese Vogel-Strauss-Politik ging nicht auf. Schweiger selbst will den Artikel übrigens erst drei Monate nach seiner Veröffentlichung gelesen haben. Stattdessen habe er sich lieber um seinen kranken Hund Edgar gekümmert, "der wäre sonst gestorben".

"Habe halt oft zu viel Alkohol getrunken"

Weiter spricht Schweiger bei Hielscher über sein kritisches Verhältnis zum Alkohol. "Ich habe auf jeden Fall das Sucht-Gen. Der eine kann einfach aufhören und der andere nicht. (...) Meinen ersten Wodka habe ich mit 30 getrunken. Irgendwann habe ich dann den Wein entdeckt. Hatte aber, bestimmt bis 40, wenn ich gemerkt habe, jetzt wird's zu viel, aufgehört. In den letzten Jahren habe ich halt oft zu viel Alkohol getrunken." Aufhören sei dann nicht mehr gegangen, ergänzt er.

Die Folge: Filmrisse. "Irgendwann gab es zu oft das Ding, dass ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und gedacht habe: 'Die Welt ist in Ordnung!' Und dann kriegst du es aus den Gesprächen erzählt, was du gemacht hast", so Schweiger weiter. Oft habe er Freunde und Familie verletzt. "Jedes Mal sagst du: Das darf nicht mehr passieren!" Und doch geschah es immer wieder und wirkte sich schließlich auch auf seine Arbeit aus.

Zwar gestand sich Schweiger all das schon im Interview vergangenes Jahr ein. Er führte außerdem offene Gespräche mit seiner Familie - insbesondere seinen vier Kindern - und begann eine Therapie. Als Alkoholiker bezeichnet er sich aber bis heute nicht. Dass er keiner sei, habe ihm auch sein Therapeut versichert, erklärt er. Er wolle nicht ganz auf Alkohol verzichten, sondern lediglich kontrollierter trinken. "Weil das ein wahnsinnig schönes Gefühl ist, betüdelt zu sein. Es kippt dann halt nur. Das ist das, woran ich auch jetzt im letzten Jahr gearbeitet habe." Nicht mehr als zwei Gläser sollen es sein, was der 60-Jährige eigener Aussage nach gut hinbekommt. Doch warum hört er nicht ganz auf? "Weil ich ja wahnsinnig gerne Wein trinke." Und: "Wenn einer sagt: 'Das darfst du nicht ...' - das ist schwer."

Freunde haben sich abgewendet

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Allerdings hat Til Schweiger im Laufe der Jahre - vielleicht auch durch diese Einstellung und die damit verbundenen Skandale - so manchen Wegbegleiter verloren. Keiner von ihnen hätte ihm direkt die Freundschaft gekündigt, doch seien viele plötzlich einfach weg gewesen, erinnert sich Schweiger hörbar enttäuscht. Das habe er öfter erlebt. "Also, von Leuten, wo ich auch echt das nicht gedacht hätte." Damit meint er unter anderem Matthias Schweighöfer, mit dem er einst unter anderem "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken" drehte. Von ihm habe er seit dem "unsäglichen" Film "Vier gegen die Bank" aus dem Jahr 2016 schon nichts mehr gehört.

Auch "Tatort"-Kollege Fahri Yardim gehöre in diese Riege. "Aber, was mich schon dann auch bewegt hat, ist, dass Fahri sich nicht gemeldet hat. Und den habe ich überallhin mitgenommen, überall. Und der hat immer gesagt: '(…) Ohne dich würde ich jetzt noch Gemüsehändler spielen und so. Ich hab dir so viel zu verdanken.' Und dann war er auf einmal weg. Er hat sich nicht gemeldet." Kollegen wie Mads Mikkelsen, Mickey Rourke und Tobias Moretti hingegen seien nach dem Skandal auf ihn zugekommen, um ihm ihre Unterstützung kundzutun.

Quelle: ntv.de, nan

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