Gabriel hat eine Idee Udo rockt gegen Nazis in Jena
02.12.2011, 21:21 Uhr
40.000 kamen in den Paradiespark.
(Foto: dpa)
Streuselkuchen, Bratwurst und Udo Lindenberg: 40.000 Menschen setzen in Jena ein Zeichen gegen Neonazis. Die Idee dazu hatten Altrocker Udo und Sigmar Gabriel.
Wochenlang war Jena als Heimat des mordenden Nazi-Trios in den Schlagzeilen. Das wollte Udo Lindenberg ändern. "Wir werden den braunen Spuk, den braunen Terror beenden", nuschelte der 65-jährige Panikrocker zum Auftakt eines großen Konzerts in Jena. Lindenberg brachte ein paar Kollegen mit: Peter Maffay, Clueso, Silly, Jule Neigel und Tony Krahl von City. 40.000 Fans feierten im Jenaer Paradiespark ein Rockfestival für eine "Bunte Republik Deutschland" - Studenten und Familien mit Kindern ebenso wie Politiker und Initiativen gegen Rechtsradikalismus.
Die Idee zu dem Konzert hatte vor zwei Wochen SPD-Chef Sigmar Gabriel: "Mein Freund Sigmar Gabriel und ich haben telefoniert", erzählte Lindenberg. Sie holten den Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) und Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) ins Boot. "Dolles Ding", kommentierte Lindenberg, "dass alles in Rekordzeit auf die Beine gestellt wurde".
Das Konzert ist eine Reaktion auf die Mordserie an Migranten und einer aus dem thüringischen Oberweißbach stammenden Polizistin. Man müsse ein Zeichen setzen, dass die Nazis nicht die Mitte der Gesellschaft übernehmen könnten, betonte Lindenberg. Und Gabriel ergänzte: "Dieser rechte Terror geht nicht gegen Ausländer oder Türken, sondern gegen die gesamte deutsche Gesellschaft."
Schon vor 35 Jahren hatte Lindenberg den Song "Rock'n'Roll-Arena in Jena" geschrieben mit dem er damals die Ost-Funktionäre aufrief, ihm "in der DDR 'ne Panik-Tournee" zu erlauben. In Jena hatte er bisher das Lied noch nie live gesungen. Zum Konzert im Paradiespark wartete er nun sogar mit neuem Text auf: "Ihr seid doch damals von Leipzig bis Jena gezogen, um dieses Land zu befrein und nicht, um euch neue Kriminelle da reinzuholen, die jetzt die alten braunen Parolen schrein."
Lindenberg, der sich seit Jahren gegen Rechtsradikalismus engagiert, hat schon einmal Thüringen im Kampf gegen Neonazis unterstützt. 1998 half er im traditionsreichen Weimarer Hotel "Elephant", die einstige Hitler-Suite umzugestalten: Mit Aquarellen und Lithografien aus seiner Hand und einer Schalmei, die er 1987 von Erich Honecker geschenkt bekommen hatte. Nachdem es immer wieder Anfragen aus der rechten Szene gegeben hatte, sei es auf diesem Wege gelungen, die Suite 100 zu entmystifizieren, sagte Hotel-Sprecherin Andrea Dietrich. In den Räumen hatte Adolf Hitler bei seinen Aufenthalten in Weimar logiert.
Quelle: ntv.de, dpa