Nervenzusammenbruch vor Gericht Weinstein-Anwälte hinterfragen Zeugin
03.02.2020, 23:12 Uhr
Die Gerichtszeichnung zeigt die Befragung Manns (r.) durch Rotunno.
(Foto: REUTERS)
Die Anklage gegen Harvey Weinstein stützt sich vor allem auf die Vorwürfe von zwei Frauen, die vor Gericht die sexuellen Übergriffe durch den ehemaligen Hollywood-Produzenten schildern. Die Verteidigung hinterfragt nun die Motive einer der Frauen, die schließlich einen Zusammenbruch erleidet.
Im Prozess gegen Harvey Weinstein hat die Verteidigung des früheren Hollywood-Moguls die Motive einer Zeugin hinterfragt. Die Anwälte wollten von Schauspielerin Jessica Mann wissen, warum sie auch nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung weiterhin Kontakt zu Weinstein gehalten habe. So habe Mann weiter Textnachrichten geschrieben und auch per Mail nachgefragt, ob ihre Mutter Weinstein kennenlernen könne, erklärte Verteidigerin Donna Rotunno vor einem Gericht in New York.
Mann entgegnete, dass sie ihrer Mutter nie von den Vergewaltigungsvorwürfen, sondern nur von einer Arbeitsbeziehung zu Weinstein erzählt habe, so dass ihre Mutter weiter auf ein Treffen gedrängt habe.
Mann ist eine der beiden Hauptzeuginnen im Prozess. Sie hatte Weinstein am Freitag erneut schwere Sexualverbrechen vorgeworfen. Seit Beginn der Anschuldigungen bestreitet dieser alle Vorwürfe. Im Prozess versuchen seine Verteidiger, die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen in Frage zu stellen.
Zeugin erleidet Nervenzusammenbruch
Weinsteins Anwältin sagte laut "USA Today" vor Gericht zu Mann: "Sie haben die Entscheidung getroffen, ein sexuelles Verhältnis mit Harvey Weinstein einzugehen, als sie sich nicht sexuell zu ihm hingezogen fühlten. Sie mochten die Partys und sie mochten die Macht". Rotunno ließ Mann eine E-Mail vorlesen, die sie offenbar im Jahr 2014, nach dem angeblichen Missbrauch durch Weinstein, ihrem damaligen Partner schrieb. Darin spricht sie vom gefallenen Filmmogul als eine Art Vaterfigur, der ihr viel Bestätigung gegeben hätte. Außerdem erklärte Mann in dieser E-Mail, dass sie bereits lange bevor sie Weinstein kennenlernte, sexuell missbraucht worden sei. Während sie diese Mail vorlas, brach Mann in Tränen aus.
Zunächst ließ Richter Burke daraufhin die Verhandlung unterbrechen, ehe er schließlich die Sitzung frühzeitig beendete. Laut übereinstimmender US-Medienberichte erlitt Mann einen regelrechten Nervenzusammenbruch: Sie habe hyperventiliert, und aus einem Nebenraum seien laute Schreie zu hören gewesen.
Die Staatsanwaltschaft hat die Anklagepunkte wesentlich auf Mann und die Zeugin Mimi Haleyi aufgebaut. Diese hatte bereits in der vergangenen Woche geschildert, wie Weinstein sie 2006 in seinem New Yorker Apartment vergewaltigt und zum Oralsex gezwungen haben soll. Am Ende entscheiden die zwölf Geschworenen über Schuld oder Unschuld. Bei einer Verurteilung droht Weinstein lebenslange Haft. Mehr als 80 Frauen haben Weinstein seit 2017 sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit auch die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst.
Quelle: ntv.de, mli/dpa