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Schön geheimnisvoll Drei Kilogramm Kate Moss

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Das "Kate Moss"-Buch erscheint mit acht verschiedenen Coverfotos von Mario Testino, Corinne Day, Inez van Lamsweerde & Vinoodh Matadin, Craig McDean, Mert & Marcus, David Sims, Mario Sorrenti und Jürgen Teller.

(Foto: Courtesy Schirmel/Mosel)

Was ist das Geheimnis von Kate Moss? Sie hat keine Modelmaße, ist nicht die gesund lebende Mineralwasser-Yoga-Tante, sondern raucht, trinkt, kokst und feiert. Trotzdem kann sie atemberaubend aussehen - und sie ist schon seit über 20 Jahren im Geschäft und eins der bestverdienenden Models der Welt. Warum? Sehen Sie selbst.

Keine ist wie Kate. Sie ist nur 1,70 Meter groß, hat krumme Beine, etwas schiefe Zähne, kaum Brüste - und doch ist sie eins der berühmtesten, begehrtesten Models der Welt. Man sieht sie in Gummistiefeln auf Rockfestivals, fast immer mit einer Kippe in der Hand, meist unfrisiert. Oft schon war sie in den Schlagzeilen wegen zu vieler Drogen, zu viel Alkohol. Als im Jahr 2005 Bilder, die sie beim Koksen zeigen, an die Öffentlichkeit gelangen, kündigen zwar mehrere Modelabels die Verträge - aber auch das bricht Kate Moss nicht das Genick; nach einer öffentlichen Entschuldigung geht ihre Karriere weiter. Sie ist weiterhin sehr gut im Geschäft und gehört nach wie vor zu den bestbezahlten Models der Welt. Warum, kann man in dem Schwergewicht "Das Kate-Moss-Buch" nachvollziehen.

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Lässig: "Out of Bed"-Haare mit Leo-Jacke und Lederhose (British Vogue, 2010).

(Foto: © Patrick Demarchelier / Courtesy Schirmer/Mosel)

In knapp 3 Kilogramm und auf weit über 400 Seiten werden neben einem Interview mit Kate Moss und einem Vorwort von ihr hunderte Fotos gezeigt, auf denen jedes Mal eine andere Kate zu sehen ist. Ihre (Ver-)Wandlungsfähigkeit ist schier unglaublich: Sie ist das kleine Mädchen und die große Dame, die Schlampe und die orientalische Schönheit, die Nutte und die Nonne. Manchmal, aber wirklich nur manchmal,  ist sie komplett verhüllt, meist aber eher nackt oder nur sehr, sehr knapp bekleidet - wenn man beispielsweise von einem breiten Ledergurt als Fetisch-Höschen von Bekleidung sprechen kann. Einige der Aufnahmen sind sehr provokant, eindeutig sexuell aufgeladen, manche auch grenzwertig - so etwa das Bild von Corinne Day, aufgenommen 1990 für "The Face": Moss ist da gerade 16, sieht aber aus wie 12, durch ihren Slip zeichnen sich deutlich ihre Schamlippen ab. Hat bestimmt schon so manchem Jungmädchen-Liebhaber Freude gemacht.

Von unschuldig bis schamlos

Mal hat sie Brüste, mal keine, mal sieht man Schamhaar, mal keins. Sie ist mager und knochig auf den einen Bildern und etwas runder auf den anderen. Sie trägt elegante, sündhaft teure Abendroben, aber auch mal schlabbrige Schlüpfer. Sie ist Braut, Ballerina, Badenixe, Rockerbraut und Glamourgirl, Amazone und nachdenkliche Intellektuelle. Meist hat sie den Mund offen, oft raucht sie auf den Fotos. Sie ist das unschuldige Mädchen und die schamlose Verführerin. Die Stylisten und Fotografen haben aus ihr auch Marilyn Monroe und David Bowies "Ziggy Stardust" gemacht. Die Bilder sind nicht zeitlich oder nach Fotografen geordnet und folgen keiner erkennbaren Ordnung - sie zeigen die tausend Gesichter der Kate Moss oder besser deren Inszenierungen.

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Im Slip unter Palmen ( Marie Claire, 1995).

(Foto: © Jürgen Teller / courtesy Schirmer/Mosel)

Im Interview im vorderen Teil des Bildbandes sagt Kate Moss dazu: "Bei Fotoshootings habe ich immer das Gefühl, das bin nicht ich, das ist jemand anders. Auf jeden Fall gibt es so eine Art Übereinkunft zwischen dem Fotografen, dem Model und der Person, die man erschaffen will. Aber das bleibt unausgesprochen. Man tastet sich mit der Frisur und dem Make-up und dem Licht daran heran, was für eine Frau die Person ist und welche Haltung sie einnehmen würde".

Mit 14 entdeckt

Kate Moss wurde bereits mit 14 Jahren entdeckt, auf einem New Yorker Flughafen. Schon im selben Jahr, 1988, bekam sie einen Werbevertrag mit dem Modelabel Calvin Klein, für dessen Unterwäsche-Kampagne. Auf den Aufnahmen von Anfang der 1990er sieht man sie im "Heroin-Schick", dessen Ikone sie damals war und der für viel Aufregung sorgte. Sie sah so ganz anders aus als die Supermodels jener Zeit (die sie im Buch "diese 1,80-Glamamazonen" nennt), sie war das "Straßenkind" und der Gegenentwurf zu Claudia Schiffer, Naomi Campbell und Co. - jene glatt, perfekt, gesund, sie mager, knochig, blass, ungesund, kaum lächelnd. Und dennoch - oder gerade deswegen - wurde sie extrem erfolgreich.

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Provokante Jungmädchen-Erotik: Kate Moss mit 19, 1993 in der Calvin Klein Unterwäsche-Kampagne.

(Foto: © David Sims / Courtesy Schirmer/Mosel)

Die berühmtesten Fotografen und Künstler arbeiteten mit ihr. Kate Moss schreibt dazu im Vorwort: "Nie im Traum hätte ich gedacht oder mir auch nur träumen lassen, dass ich selbst einmal vor den Objektiven von Richard Avedon, Bruce Weber, Herb Ritts und Peter Lindbergh stehen würde. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht und war ein Riesenabenteuer, diese Bilder entstehen zu lassen." Bei der Zusammenstellung des Buches sei ihr klargeworden, "wie sehr ich meine Arbeit liebe und wie gern ich mich an die Menschen erinnere, mit denen ich arbeiten durfte".

Gern als Feier-Freundin

Die Bilder im Band wurden sämtlich von ihr selbst ausgesucht, er enthält einige bisher unveröffentlichte Aufnahmen, auch einige aus ihrem privaten Archiv. Kate Moss hat nicht davor zurückgeschreckt, ein paar Bilder auszuwählen, auf denen sie nicht wirklich gut aussieht - das spricht für sie. Es ist wohl Teil ihrer bodenständigen Art, die sie so beliebt macht. Sie ist schön, aber manchmal auch hässlich, sie ist lustig, sie kann feiern, sei scheint für jeden Blödsinn zu haben zu sein. So eine hätten wohl viele Frauen gern als Freundin. Und viele Männer auch.

Apropos Männer: nach ein paar Jahren an der Seite von Schauspieler Johnny Depp und der folgenden skandalreichen, drogengeschwängerten Zeit mit "Rüpelrocker" Pete Doherty wurde Kate Moss im letzten Jahr zur echten Rockerbraut - sie heiratete Jamie Hince, den etwa sechs Jahre älteren Gitarristen der Band The Kills. Natürlich wurde das vorher so gut wie möglich vorher geheim gehalten, um den großen Medienrummel zu umgehen.

Der nervt sie nämlich mächtig, dieses ständige Bewerten und Kommentieren ihrer Person: Was hat sie heute an? Wie heftig hat sie diesmal gefeiert? Welche Drogen hat sie diesmal genommen? Und ist sie vielleicht nicht doch magersüchtig? Im Buch sagt sie dazu, Johnny Depp habe ihr in der Zeit ihrer Beziehung viel über Ruhm beigebracht, "dass ich mich nie beschweren und nie etwas erklären soll. Deswegen mache ich auch nicht bei Twitter und so was mit. Ich will nicht, dass die Leute immer wissen, was Sache ist. Auf die Art bleibt man immer schön geheimnisvoll."

Privates bleibt privat

So gibt sie in ihrem Buch zwar einen umfangreichen Einblick in die "Parallelwelt" (wie sie es nennt) der Fashion-Fotografie, aber privat wird es auch hier kaum. Im ganzen Band gibt es nur eine Handvoll Bilder, die familiär wirken, etwa das, wo sie mit einem propperen kleinen Kind badet. Man sieht die tausend Gesichter von Kate Moss, aber sie bleibt, wie beabsichtigt: "schön geheimnisvoll".

Das "Kate-Moss-Buch" ist am 22. Oktober 2012 bei Schirmer/Mosel erschienen, mit 448 Seiten und 295 Tafeln in Farbe und Schwarz-Weiß, einem Vorwort von Kate Moss sowie einem Gespräch zwischen Kate Moss und Jess Hallett.

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Quelle: ntv.de

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