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Sebastian Fitzek im Interview "Jeder kann zum Lebensretter werden"

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Sebastian Fitzek ist Deutschlands erfolgreichster Thrillerautor. Sein neuestes Buch "Das Kalendermädchen" ist bei Droemer Knaur, Argon und audible erschienen.

Sebastian Fitzek ist Deutschlands erfolgreichster Thrillerautor. Sein neuestes Buch "Das Kalendermädchen" ist bei Droemer Knaur, Argon und audible erschienen.

(Foto: Marcus Hoehn)

Für die einen sind Adventszeit und Weihnachten der pure Horror, für die anderen gibt es nichts Schöneres im ganzen Jahr. Wie denkt Deutschlands erfolgreichster Thrillerautor darüber? Was verbirgt sich hinter einem "lebendigen Adventskalender"? Und was hat das alles mit Halloween, seinem neuen Thriller "Das Kalendermädchen" - und einem sehr ernsten Thema zu tun? Sebastian Fitzek verrät es ntv.de im Interview.

ntv.de: Sind Sie ein Weihnachtsfan oder eher ein Weihnachtsmuffel?

Sebastian Fitzek: Ich liebe Weihnachten. Das ist für mich das schönste Fest, war es schon immer! Silvester kann ich dagegen gar nicht leiden. Weihnachten kommt vom Ranking her sogar noch vor Geburtstagen. Die festliche Stimmung ist für mich schön und ansteckend.

Wie kann man sich denn die Advents- und Weihnachtszeit im Hause Fitzek vorstellen?

Die Zimmer sind weihnachtlich geschmückt. Es gibt Adventskalender für die Kinder - mit Süßigkeiten, ganz klassisch. Und dazu führe ich noch eine Tradition meiner Eltern fort: Am Treppengeländer sind 24 Tütchen angehängt, gefüllt mit Kleinigkeiten, aber auch Schokolade. Die kommt immer am besten an.

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Waren Sie schon einmal Teil eines "lebendigen Adventskalenders"?

Nein, das war ich noch nie. Ich muss gestehen, dass ich diese Tradition gar nicht kannte, bis ich zufällig durch einen Artikel darauf gestoßen bin. Ich fand die Idee eigentlich sehr schön. Es geht darum, dass die Menschen in der Adventszeit eine Kerze ins Fenster stellen und das ist dann die Einladung für jedermann, reinzukommen, zusammen zu essen und zu reden und Gemeinschaft zu leben. Wenn ich daran teilnehme und meine Türen öffne, kommt keiner. Wer will schon zu einem Psychothriller-Autoren?

Na, zumindest bei Halloween kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es laufend an Ihrer Tür klingelt: Süßes oder Saures …

Das täuscht! (lacht) Ich habe einiges an Süßigkeiten vorbereitet, aber kaum einer traut sich am Ende zu klingeln. Ich habe beispielsweise einmal mitbekommen, wie vor meiner Haustür eine Mutter zu ihrem Sohn sagte: "Nicht klingeln! Da wohnt doch der Fitzek!" Das Lustige daran war: Während ich in Filzpantoffeln an der Tür stand, hatte der Junge eine Scream-Maske auf. (lacht)

Verkehrte Welt. Was ist eigentlich ein "lebendiger Adventskalender"?

Die Nachbarschaft, der örtliche Kiez, die kleine Dorfgemeinschaft hat sich darauf verständigt, wenn man auf eine bestimmte Art und Weise sein Fenster weihnachtlich schmückt, dass dann sozusagen Tag der offenen Tür herrscht und jeder vorbeikommen und etwas mitbringen kann: sei es Kaffee, Glühwein, Lebkuchen oder Stollen. Und dann wird gemeinsam gesungen, gegessen, geredet - der Advent gefeiert.

Das klingt gemütlich und nach einem schönen Brauch. Sie haben diese Idee in Ihrem neuen Psychothriller "Das Kalendermädchen" aufgegriffen. Worum geht es darin?

Olivia , die Mutter, kämpft um das Leben ihrer Adoptivtochter, die todkrank ist und eine Stammzellenspende braucht. Die Mutter sucht deshalb nach den leiblichen Eltern des elf Jahre alten Mädchens. Aber vom Amt erhält sie keine Hilfe, mit dem Hinweis, dass sonst das Leben der leiblichen Mutter gefährdet ist. Olivia recherchiert weiter und stößt dabei auf die Legende des "Kalendermädchens". Diese besagt, dass sich vor elf Jahren eine Frau in ein entlegenes Haus im Frankenwald zurückgezogen hat und dann unfreiwillig an dem Brauch des "lebendigen Adventskalenders" teilgenommen hat. Mit der Folge, dass sie eine Nacht des absoluten Grauens erleben musste. Neun Monate später brachte sie ein Kind zur Welt und gab es zur Adoption frei.

Olivia, übrigens Psychologieprofessorin, leidet an Santaklausophobie. Gibt es diese Angst wirklich?

Ja, absolut. Das gibt es wirklich. Phobien können sich gegen alles entwickeln, beispielsweise auch gegen Musik, bestimmte Songs - und eben auch gegen alles, was mit Weihnachten zu tun hat: Deko, Lieder, Plätzchen … Das mag zwar erst einmal lustig klingen, aber lustig sind Phobien nie. Olivia ist dafür das beste Beispiel.

Das Buch spielt in weiten Teilen im Frankenwald. Eine Region, die etwas Verwunschenes, Märchenhaftes an sich hat. Weshalb eigentlich nicht Nordhessen oder der Thüringer Wald?

Ich brauche immer eine persönliche Beziehung. Die hätte es in Thüringen zwar auch gegeben, aber der Brauch des "lebendigen Adventskalenders" wird mehr in den katholischen Regionen zelebriert. Der wirklich ausschlaggebende Faktor für den Frankenwald war aber die Tatsache, dass meine Eltern früher, noch vor der Wende, ein kleines Ferienhäuschen im Frankenwald hatten. Ein süßes, kleines Häuschen - dem Haus aus "Das Kalendermädchen" nicht ganz unähnlich.

Gibt es auch die im Buch beschriebene Geheimtür samt Geheimpfad?

(Lacht) Nein, gibt es beides nicht. Aber die Sickergrube schon. Zumindest bevor das Haus an die Kanalisation angeschlossen worden ist.

Überhaupt: Es findet sich eine Menge schwarzen Humors in der Geschichte. Aber es geht auch um ein ernstes Thema: Stammzellenspende. Sie werben dafür. Wie kommt's?

Ich bin durch meine Leserinnen und Leser mit dem Thema konfrontiert worden. Ich hatte Vorurteile, auch Angst davor, aber es ist sehr einfach und vollkommen schmerzlos, sich typisieren zu lassen. Du bekommst ein Stäbchen in den Mund, fertig. So kann jeder zum Lebensretter werden!

Mit Sebastian Fitzek sprach Thomas Badtke

Quelle: ntv.de

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