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Nicht nur für Waden-Fetischisten Wer steckt hinter dem "Spree-Henker"?

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Zehntausende Läufer sind beim alljährlichen Berlin-Marathon am Start. Da bietet sich ein Krimi voll schwarzen Humors rund um die Läufergemeinde an.

Zehntausende Läufer sind beim alljährlichen Berlin-Marathon am Start. Da bietet sich ein Krimi voll schwarzen Humors rund um die Läufergemeinde an.

(Foto: Paul Zinken/dpa)

"Hart laufen, hart feiern, hat ermitteln", so lautet das Motto von LKA-Kommissar Peer Pedes. Als ein Serienkiller sich durch Berlins Läufergemeinde mordet, muss Pedes auf seine Marathon-Skills und Läuferweisheiten zurückgreifen, denn: "Nur der Tod ist schneller". Achilles lässt grüßen!

"Die hat aber Kuller-Waden!" "Naja, die Beine sind muskulös, aber schön sind sie nicht." "Kuller-Waden? Ja, doch, irgenwie schon." Wenn Ehefrau, Schwiegermutter und Schwägerin über die Beine von Helene Fischer diskutieren, hält man sich als Ehemann, Schwiegersohn und Schwager einfach zurück. Ist besser so. Man(n) kann da nur verlieren. Beim Thema Helene Fischer genauso, wie beim Thema Kuller-Wade. Per Peedes würde allerdings heißblütig dabei mitdiskutieren.

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Nur der Tod ist schneller: Laufende Ermittlungen. Kriminalroman | Der laufende Kommissar Peer Pedes klärt - außer Atem, mit Witz und Tempo - eine Mordserie in Berlin auf.
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Pedes ist Komissar beim LKA in Berlin - und Marathonläufer. Einer, der einst weniger als zweieinhalb Stunden für die 42,195 Kilometer gebraucht hat. Das bescherte ihm den Europameistertitel bei den Polizeimeisterschaften und den dazugehörigen Rekord. Doch dieses Laufniveau hat er längst hinter sich gelassen. Koslowski, ein neuer LKA-Kollege aus Sachsen, hat ihm den Rekord abgejagt, ihm sozusagen den Rang abgelaufen. Auf persönlicher Ebene passt es zwischen den beiden genauso wenig, wie zwischen Pedes und seiner Ex. Zeit, dass Pedes wieder nach vorne schaut, ein Ziel vor Augen hat - und das lautet: Den Rekord von Koslowski zurückholen!

Doch Pedes kommt etwas dazwischen: Direkt beim ersten Trainingslauf baumelt eine Leiche von einer Berliner Brücke. Eine Leiche mit sündhaft teuren Premiumlaufschlappen an den Füßen. Ein toter Läufer. Pedes' Ehrgeiz ist geweckt. Es gilt, den Mörder zu finden. Möglichst schnell. "Don't stop me now!"

Laufende Ermittlungen

Pedes findet schnell heraus, dass der Tote Mitglied der "Running Crew" war, einer Gruppe von Läufern mit ehrgeizigen Zielen. Technisch auf dem neuesten Stand. Volle Power zudem durch "Just Kick", einer neuen Energy-Drink-Droge. Fabelzeiten sollen mit ihr möglich sein. Ein Mordmotiv, denkt Pedes. Mithilfe einer V-Frau, Ulyana, geflüchtet vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, versucht der Kommissar zwei Ohren und zwei Beine in die "Running Crew" zu bekommen. Für "Uli" die perfekte Gelegenheit, etwas Geld unter der Hand zu verdienen. Es ist bitternötig, denn ihr Bruder liegt schwerverletzt in einer Klinik in Charkiw, infiziert mit Krankenhauskeimen. Uli brauch ein ganz spezielles Antibiotikum, Pedes verspricht zu liefern.

Hajo Schumacher, Bestsellerautor und Läufer mit Herz.

Hajo Schumacher, Bestsellerautor und Läufer mit Herz.

(Foto: Hufnagl)

Dann stirbt ein weiteres Mitglied der "Running Crew", Tilda, ebenfalls aufgeknüpft. Der Boulevard lässt den "Spree-Henker" auf die breite Öffentlichkeit los. Die Polizei gerät in Erklärungsnot. Das Verhältnis von Pedes und Koslowski ist so angespannt wie eine zu klein gewordene Laufhose aus Lycra. Dann stirbt der Chef und Geldgeber der "Running Crew" zu Hause. Pedes findet ihn im offenen Kofferraum seines E-SUV. Er kam wenige Minuten zu spät, aber noch rechtzeitig dafür, dass der Mörder ihn ausknockt. Wie beim Marathon, wenn der Mann mit dem Hammer urplötzlich zuschlägt. Man kann nichts mehr machen.

Der Bodycount des Serienkillers läuft langsam aber sicher aus dem Ruder und der Polizei rennt die Zeit weg. Pedes wird nach dem Garagenzwischenfall beurlaubt. Aber er verfügt nun über Herrschaftswissen: Er hat die Wade des Killers gesehen. Markant. Männlich. Unverwechselbar. Als sich das nächste Opfer des "Spree-Henkers" herauskristallisiert, Deutschlands bekannteste Lauf-Influencerin, Ex-Vorzeigefrau der "Running Crew" zudem, muss Pedes längst vergessen geglaubte Laufskills wiederbeleben: Der Mörder will sein Opfer beim Berlin-Marathon um die Ecke bringen. 42,195 Kilometer hat Pedes nun Zeit.

Läuferleserherz, was willst du mehr?

Herrlich! Wer "Nur der Tod ist schneller" liest, fühlt sich wie in einem Rennen. Zehn Kilometer, Halbmarathon, Marathon - vollkommen egal. Der Start des Buches, geschrieben von "Achilles", dem Autorenduo Hajo Schumacher und Michael Meisheit, ist fulminant. Doch der Plot verpulvert nicht schon zu Beginn seine ganze Energie, er hält vielmehr das Tempo, beschleunigt im weiteren Verlauf und setzt noch einen überraschenden Endspurt obendrauf. Mit einem Lachen im Gesicht zerreißt der Leser das auf ihn wartende Zielband. Und wie nach einem erfolgreichen Lauf fühlt er sich danach wie auf Wolke sieben, im Läuferhimmel. Niemand kann ihm etwas. Die Zielzeit? Interessiert zwar, ist aber gleichzeitig uninteressant. Der innere Schweinehund liegt irgendwo weit hinten auf der Strecke.

"Nur der Tod ist schneller", erschienen bei Droemer und United Soft Media, ist ein Erlebnis, ein Lesevergnügen, ein Adrenalinpush! Es ist nichts anderes als eine Hommage an den Laufsport. Wenn ein Kommissar den Täter anhand dessen Wadenprofils überführt, mag das dem ein oder anderen verstörend vorkommen. Aber Läufer haben einen besonderen Blick für das Außergewöhnliche. Sie haben ein Auge für Laufschuhe und eine Nase für Laufbekleidung. Des Läufers Lieblingsfarbe? Dixie-Klo-Blaugrün.

Apropos Dixie-Klos: "Der Verdauungsapparat des Läufers hat immer was zu meckern. Magen und Blase sind die Hooligans des Athletenkörpers. Sie lassen sich nicht abrichten wie Muskeln, sondern randalieren zuverlässig im falschen Moment, bevorzugt dann, wenn keine sanitären Anlagen in der Nähe sind." Wie soll man mit dieser Schicksalsfrage umgehen? Tja, für Läufer fast schon eine rhetorische Frage, für alle anderen liefert "Nur der Tod ist schneller" Lösungsansätze - auch was das Thema Waden-Profiling angeht. Tipps, gut gemeinte ebenso wie solche, die man nicht ernst nehmen sollte, gibt es zuhauf im Buch. Verpackt in viel Humor, der auch mal unter die Gürtellinie gehen kann, liefern die beiden Autoren einen Laufkrimi ab, der das Zeug zum running Kult hat, ähnlich wie Ronald Rengs "Traumhüter" oder Nick Hornbys "Fever Pitch", wenn es um Fußball geht. Waden-Diskussionen kennt man auch dort.

Quelle: ntv.de

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