
Die Ärzte im November 1985: Bela B., Farin Urlaub und Sahnie (v.l.).
(Foto: imago stock&people)
Die Ärzte gibt es mit Unterbrechung bereits seit 1982, sie sind mittlerweile legendär, haben eine riesige, treue Fangemeinde. Mehr als einmal standen sie auf dem Index, was den Ruhm nur mehrte. Wie die Band wurde, was sie ist - das will ein neues Buch klären.
Die Ärzte sind nicht irgendeine Band, sie sind schon was Besonderes. Sie bezeichnen sich selbst als "beste Band der Welt" - geschenkt. Selbstironie ist eine ihrer großen Stärken. Aber ihre riesengroße Fangemeinde sieht das ähnlich. Die Ärzte sind ohne Ende erfolgreich. Ihre Songs wurden häufig auf den Index gesetzt, was zu ihrem Ruhm nicht unerheblich beitrug.

Die Ärzte mit Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzalez (v.l.) im Jahr 2003.
(Foto: imago stock&people)
Auch in der DDR waren Die Ärzte bekannt und sehr beliebt. Das erste Studioalbum der Ärzte von 1984, "Debil", fand über kopierte und wieder kopierte Kassetten schnell den Weg in den Osten. In meinem Freundeskreis konnten alle die Songs auswendig und mitsingen - besonders gern den legendären "Claudia hat nen Schäferhund", wegen dem die Platte 1987 auf dem Index landete. Autor Marc Frohner versucht in seinem Buch "Das ist die ganze Wahrheit - Wie Die Ärzte zur besten Band der Welt wurden" genau das nachzuvollziehen.
Lücke zur Biografie von 2001
Die Geschichte der Band hat bereits die von ihr autorisierte Biografie von 2001 von Markus Karg mit dem Titel "Die Ärzte. Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf. Die Biografie der besten Band der Welt" zum Thema. Frohner will mit seinem Buch nun quasi die zeitliche Lücke schließen, denn seit 2001 sei ja schließlich viel passiert, sagte er in diversen Interviews. Er setzt aber nicht erst da, sondern ganz am Anfang an. Und zwar nicht bei der Gründung der Band, sondern der Geburt der Bandmitglieder und ihrer Kindheit und Jugend.
Chronologisch wird nacherzählt, was wann geschah - Auftritte, Tourneen, Plattenaufnahmen, Änderungen in der Bandzusammensetzung, Soloprojekte. Dabei greift Frohner des Öfteren auf die Karg-Biografie zurück (auch das Cover ist recht ähnlich), der Rest speist sich komplett aus Internetquellen, wie die lange Linkliste zeigt. Originaltöne fehlen völlig, zudem muss das Buch ganz ohne Bilder auskommen.
Berlin-Mitte ist nicht Berlin-Kreuzberg
Einige der Zitate wurden offenbar unkritisch übernommen, so entstehen unschöne Fehler: "Am 20. Dezember 1983 berichtete die Berliner Zeitung unter der Überschrift 'Die Ärzte sangen sich zum Sieg' über den Ausgang des Wettbewerbs." Die Berliner Zeitung war bis zur Wende ein DDR-Blatt und hat nicht über den Westberliner Senatsrockwettbewerb berichtet. War wohl eher die B.Z.
An anderer Stelle wird Berlin-Kreuzberg kurzerhand nach Berlin-Mitte verlegt - und das 1981, als beide Stadtteile noch durch die Mauer getrennt waren. Generell erscheint Frohners Buch nachlässig lektoriert, es enthält einige unschöne Formulierungen und Wiederholungen, die man besser rausgestrichen hätte. Aber es ist mit großer Bewunderung für die Band geschrieben, Frohner stellt immer wieder heraus, was für ihn das Besondere an den Ärzten ist.
Gut für den Überblick
Für wen ist also dieses Buch interessant? Für eingefleischte Fans eher nicht, die wissen das alles schon und erfahren nichts Neues. Aber wer mal einen Überblick über die Ärzte-Geschichte bekommen will, ohne sich selbst durch all die Quellen zu klicken, der ist damit ganz gut bedient.
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Quelle: ntv.de