Kino

Neu für Sandalenfilm-Fans "Ben Hur" setzt auf Action

Massala beim Wagenrennen, das schnell und brutal ist.

Massala beim Wagenrennen, das schnell und brutal ist.

Die Buchverfilmung "Ben Hur" ist 1959 ein Kassenschlager und wird mit elf Oscars prämiert. 2016 erscheint ein Remake, das mehr Hollywood-Streifen nicht sein könnte. Vollgepackt mit Action, Kitsch – und natürlich Sandalen.

Als "Ben Hur" 1959 in die Kinos kam, wurde er schnell zur Sensation einer ganzen Generation. Lew Wallace' Romanklassiker "Ben-Hur: A Tale of The Christ" aus dem Jahre 1880 wurde von Regisseur William Wyler aufwändig und zeitintensiv verfilmt. Der beinahe vier Stunden lange Film musste ohne jegliche Computertricks auskommen und beeindruckte mit aufwändiger Kulisse und dramatischen Pferderennen-Szenen die Welt – und wurde belohnt: Bei zwölf Oscarnominierungen heimste er ganze elf Preise ein.

Hat man das im Hinterkopf, ist es fraglich, ob die 100 Millionen Dollar teure Neuverfilmung da mithalten kann. Man könnte sich jetzt auch darüber aufregen, weshalb aus einem brillanten Film ein Remake gemacht werden musste. In diesem Fall kann man das allerdings nicht, denn die Buchverfilmung von 1959 ist ebenfalls kein Original, sondern selbst bereits ein Remake. Später gab es noch weitere und die diesjährige Film-Version wird bestimmt nicht die letzte bleiben.

Rache-Akt unter Männern

Die Handlung erzählt eine Geschichte, die zeitlos ist und damit nur schwer zu vermasseln. Wer den Sandalenfilm-Klassiker noch nicht gesehen hat, muss nur Folgendes wissen: Judah Ben Hurs (Jack Huston), ein jüdischer Adliger, lebt zusammen mit seiner Mutter (Ayelet Zurer), Schwester (Nazanin Boniadi) und Geliebten (Sofia Black-D'Elia) in Jerusalem. Sein Halbbruder und bester Freund, Massala (Toby Kebbell), hat sich den Römern angeschlossen und verlangt von Judah, die Stadt vor dem Einmarsch römischer Truppen friedlich zu stimmen - als das nicht klappt, verrät Massala seinen Bruder kurzerhand an seinen Vorgesetzten. Unwissend, was mit seiner Familie passiert, wird Judah versklavt und kann sich erst nach 5 Jahren aus der Gefangenschaft befreien. Er kommt bei dem afrikanischen Scheich Ilderim (Morgan Freeman) unter und findet letztendlich die Gelegenheit, in seine Heimatstadt zurückzukehren, um an Massala Rache zu üben.

Das spektakuläre Wagenrennen von 1959. Das Remake erhöht noch einmal ordentlich das Tempo.

Das spektakuläre Wagenrennen von 1959. Das Remake erhöht noch einmal ordentlich das Tempo.

(Foto: imago stock&people)

Der Höhepunkt des männlichen Gezickes: das legendäre Pferdewagen-Rennen, bei dem die Neuverfilmung einiges an Tempo und Action zugelegt hat. Klar, heute kann man die (wunderschönen) Pferde schließlich auch per Mausklick durch die Luft wirbeln lassen. An Spannung, Blut und Animationstricks hat es jedenfalls nicht gefehlt - eher an Authentizität. Die Filmemacher von 2016 waren wohl peinlich darauf bedacht, die Attraktivität der beiden Hauptdarsteller hervorzuheben - anders kann man sich den perfekt getrimmten Bart von Judah und seine dazu passend gestylte Hollywood-Friese kurz vor dem Rennen jedenfalls nicht erklären.

Jesus wer?

Ansonsten lässt sich über die schauspielerische Leistung von Jack Huston und Toby Kebbell streiten. Schlecht war es nicht. Besonders herausragend allerdings auch nicht. Morgan Freeman dagegen spielt seine Rolle gewohnt souverän, auch wenn seine alberne Frisur ein wenig davon ablenkt. Dass es in der Originalgeschichte eigentlich um gehaltvollere Botschaften geht, kann die Neufassung nicht so effektiv vermitteln. Vor allem Jesus (Rodrigo Sontoro) wird eine eher mickrige Rolle zugeteilt, die im ganzen Actiontrubel beinahe komplett untergeht. Zu guter Letzt wartet am Ende des Films nochmal eine gehörige Portion Kitsch.

In den USA lief die Neuadaption in den Kinos nur schleppend an. Am ersten Wochenende spülte er gerade mal 11,4 Millionen US-Dollar in die Kassen. Vielleicht sollte man den neuen "Ben Hur" nicht als Adaption des Historienklassikers sehen, sondern als moderne Actionverfilmung des Originalbuches von 1880. So behaupten es jedenfalls auch die Filmemacher, die auf diese Sichtweise bestehen. Gute Unterhaltung bietet der Sandalen-Schinken allemal. Eine oscarreife Glanzleistung aber nicht.

"Ben Hur" läuft ab dem 1. September in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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