So wird die 75. Berlinale Chalamet und Pattinson auf dem roten Teppich
12.02.2025, 15:33 Uhr Artikel anhören
Beehren die Berlinale: Timothee Chalamet und Robert Pattinson (v.l.).
(Foto: dpa / picture alliance / Collage: ntv.de)
2024 ist die Berlinale von politischen Debatten überschattet. Nun sollen die Filme wieder in den Fokus rücken. Im Wettbewerb geht es dabei viel um Beziehungen und Krisen. Gaza und die Ukraine sind Thema. Aber auch die Story einer lesbischen Weltraumprinzessin hat es ins Programm geschafft.
Obwohl Berlinale-Chefin wie ein Traumjob klingt, mag man mit Tricia Tuttle vielleicht doch nicht unbedingt tauschen. Ihre Vorgänger Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek wurden nicht gerade mit Lob überschüttet. Nachdem die Berlinale 2024 mit einer Debatte um die Einladung von AfD-Politikern begonnen hatte, endete sie nach Statements zum Israel-Gaza-Krieg bei der Abschlussgala mit Antisemitismusvorwürfen. Da setzt sich die neue Direktorin wahrlich nicht ins gemachte Nest. Vielmehr wird von der US-Amerikanerin klar ein Neuanfang erwartet.
Bei ihrer ersten Pressekonferenz gab sich die frühere Chefin des London Film Festivals derweil betont lässig und brachte mit der Vorstellung der Filme im Team mit ihren Co-Direktoren Jacqueline Lyanga und Michael Stütz frischen Wind in den Standardtermin. Und während sonst oft gebetsmühlenartig wiederholt wurde, dass das Filmfest ein politisches sei, hielt Tuttle fast ein bisschen dagegen und betonte: Für sie sei die Berlinale vor allem auch ein gesellschaftliches Festival, bei dem die Kunstform Film gefeiert werde.
Psyche statt Politik
Was heißt das nun für das Programm der 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin vom 13. bis 23. Februar? Tatsächlich scheint es im Wettbewerb eher unpolitisch und vielmehr psychologisch zu werden: Familien- und Beziehungsgeschichten, Liebes- und Lebenskrisen einen viele der 19 Beiträge.
Um das mal mit den großen Namen zu illustrieren: Der US-Filmemacher Richard Linklater erzählt in "Blue Moon" mit Ethan Hawke, wie der Broadway-Songtexter Lorenz Hart 1943 in ein Loch stürzt, als sein Ex- Partner mit der Uraufführung seines Musicals einen Riesenerfolg feiert. In Michel Francos "Dreams" mit Oscar-Preisträgerin Jessica Chastain geht ein mexikanischer Tänzer in den USA eine Affäre mit einer älteren Frau aus der High Society ein. Und in "If I Had Legs I'd Kick You" von Mary Bronstein mit Rose Byrne und Rapper A$AP Rocky läuft das Leben einer Hausfrau und Mutter aus dem Ruder.
Zudem ist im Bären-Rennen mehr Fluktuation als üblich: Mit dem Südkoreaner Hong Sang-soo ("What Does that Nature Say to You") und dem Rumänen Radu Jude ("Kontinental '25") sind zwar auch bekannte Gesichter vertreten, es gibt aber deutlich weniger Stammgäste.
Zudem hat es nur ein ausschließlich in Deutschland produzierter Film in die Auswahl geschafft - und der stammt mit Frédéric Hambalek von einem Regisseur, den Teile des Berlinale-Publikums mutmaßlich erst mal googeln müssen. Allerdings klingt sein Film mit Julia Jentsch und Felix Kramer amüsant: In "Was Marielle weiß" entdecken Eltern, dass ihre Tochter plötzlich telepathische Fähigkeiten hat und alles sehen und hören kann, was sie tun.
Als deutsche Koproduktion wird "Yunan" von Ameer Fakher Eldin mit Hanna Schygulla gezeigt. In dem Film bewahrt eine ältere Frau einen lebensmüden Autor vor dem Suizid. Ebenfalls mit deutscher Beteiligung entstanden der österreichische Film "Mother's Baby" von Johanna Moder über eine Mutter, die nach der Geburt keinen Zugang zu ihrem Kind findet, und "La tour de glace" der Französin Lucile Hadzihalilovic über eine jugendliche Ausreißerin, die Teil eines Märchenfilms wird.
Bob-Dylan-Biopic im Berlinale Special
Wie in den Vorjahren bringt das Berlinale Special viel Stars und Glamour. Als kleiner Coup gilt das Oscar-nominierte Bob-Dylan-Biopic "Like a Complete Unknown" mit Hollywoodstar Timothée Chalamet, auch wenn der Film von James Mangold bereits international anlief und hierzulande am 27. Februar in die Kinos kommt. Justin Kurzels Serienverfilmung des Romans "The Narrow Road to the Deep North" über die Erlebnisse eines Helden des Zweiten Weltkriegs in einem japanischen Gefangenenlager bringt Jacob Elordi in die Hauptstadt.
Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho präsentiert nach der Oscar-gekrönten Gesellschaftssatire "Parasite" seinen neuen Film "Mickey 17" mit Robert Pattinson, der als Klon riskante Erkundungsmissionen auf unerforschten Planeten unternimmt. Zum prominenten Cast gehört auch Toni Collette, die ebenfalls in Berlin erwartet wird.
In "The Thing with Feathers" spielt Benedict Cumberbatch einen trauernden Vater, der nach dem Tod seiner Frau seine kleinen Kinder großzieht. Der deutsche Regisseur Jan-Ole Gerster zeigt den Neo-Noir-Thriller "Islands"
mit Sam Riley als Tennistrainer auf Fuerteventura. Burhan Qurbanis "Kein Tier. So Wild." frei nach Shakespeares "Richard III." dreht sich um eine arabische Gangsterqueen in der Berliner Unterwelt. Darüber hinaus werden unter anderem Marion Cotillard, Trine Dyrholm, Ben Whishaw und Rebecca Hall sowie August Diehl, Sibel Kekilli, Edgar Selge und Nina Hoss über den roten Teppich am Potsdamer Platz flanieren.
Hamas-Geiseln und rassistische Anschläge
Sektionsübergreifend wird es aber doch politisch und brandaktuell. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel ist mit "A Letter to David" eine Doku über die am 7. Oktober verschleppte Geisel David Cunio zu sehen (Berlinale Special). "Holding Liat" schildert das Leben der Angehörigen einer weiteren Hamas-Geisel (Forum). "Time to the Target" zeigt, wie sich die Ukraine seit drei Jahren im Ausnahmezustand bewegt (Forum).
In "Die Möllner Briefe" von Martina Priessner entdeckt ein Überlebender 30 Jahre nach dem rechtsextremistischen Brandanschlag in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Hunderte damalige Solidaritätsbekundungen (Panorama). "Das Deutsche Volk" von Marcin Wierzchowski erzählt die Geschichte der Angehörigen und Überlebenden nach dem rassistischen Anschlag in Hanau 2020 (Berlinale Special).
Wer nach filmischen Extravaganzen sucht, deren Kinostart nicht als gesetzt gelten darf, wird ebenfalls fündig. Rosa von Praunheim spiegelt in "Satanische Sau" sein eigenes Leben. Und im animierten "Lesbian Space Princess" muss eine auf Clitopolis lebende Weltraumprinzessin ihre Ex-Freundin von den Straight White Maliens befreien (beide Panorama).
Eröffnet wird die Berlinale mit Tom Tykwers "Das Licht" (Berlinale Special). In dem Film mit Lars Eidinger und Nicolette Krebitz geht es um eine Familie, die nichts mehr zusammenhält - bis eine syrische Haushälterin ihren Alltag ins Wanken bringt.
Präsident der internationalen Jury ist der US-Regisseur Todd Haynes, Pionier des New Queer Cinema. Auch die Schauspielerin Maria Schrader gehört dem Gremium an. Der Goldene Ehrenbär geht an die schottische Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton. Der Goldene und die Silbernen Bären werden am 22. Februar verliehen. Insgesamt sind 240 Filme zu sehen.
Quelle: ntv.de