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"Deadpool & Wolverine" im Kino "Marvel-Jesus" und der große böse Wolf

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Zunächst kein Traumpaar: Deadpool (lRyan Reynolds, l.) und Wolverine (Hugh Jackman).

Zunächst kein Traumpaar: Deadpool (lRyan Reynolds, l.) und Wolverine (Hugh Jackman).

(Foto: Jay Maidment. © 2024 20th Century Studios / © and ™ 2024 MARVEL)

In "Deadpool & Wolverine" raufen sich zwei Charaktere zusammen, die unterschiedlicher nicht sein können. Daraus strickt Marvel eine brüllkomische, brutale und durchaus bewegende Heldenreise, bei der vor allem eingefleischte Fans auf ihre Kosten kommen.

"Erklären Sie doch mal, warum genau Sie für den Job geeignet sind?" Ein Satz, bei dem wohl jeder beim Vorstellungsgespräch schon einmal Blut und Wasser geschwitzt hat. Noch schlimmer ist dann nur der Moment, in dem man mit einem feuchten Händedruck und einem höflichen "Sie hören von uns" aus der Tür komplimentiert wird. Bereits ahnend, dass das nichts wird mit der Stelle. All denen, die diese Schmach erlebt haben, sei gesagt: Ihr seid nicht allein. Deadpool fühlt mit euch. Aber er weiß jetzt: Wo sich heute die Tür einer Personalabteilung schließt, eröffnet sich schon morgen eine andere und damit die Chance, wirklich ganz groß rauszukommen. Zum Beispiel als Weltretter.

Zack, und damit wäre der Haupthandlungsstrang von "Deadpool & Wolverine" schon mal grob zusammengefasst. Denn hätte Wade Wilson alias Deadpool seine On-Off-Liebe Vanessa Carlysle nicht beeindrucken und unbedingt ein echter Avenger wie Captain America, Thor oder Iron Man werden wollen, um dann beim Vorstellungsgespräch im Helden-Hauptquartier gnadenlos abzublitzen, wäre er womöglich nicht in diese ganze Marvel-Multiversum-Misere geschlittert. Dafür wären uns knapp 127 witzige, manchmal vulgäre und gerade zum Ende hin emotionale Minuten entgangen. In denen die ungleichen (Anti-)Helden eine wichtige Lektion lernen: In uns allen steckt oft viel mehr als wir uns selbst zutrauen. Und zusammen ist man stärker als allein.

Witzig, vulgär und ziemlich blutig

Das muss auch Zyniker Deadpool einsehen, als es darum geht, seine Freunde - und die Frau, die er liebt - vor der Auslöschung zu retten. Dabei hatte er sein rotes Anti-Helden-Kostüm doch längst an den Nagel gehängt. Dummerweise ist er bei seiner Himmelfahrtsmission auf die Hilfe von Wolverine angewiesen, der allerdings bekanntlich 2017 im Film "Logan - The Wolverine" den dramatischen Heldentod gestorben ist. Wieso das ungleiche Paar trotzdem zusammen gegen das Böse kämpfen kann, soll hier natürlich nicht gespoilert werden.

"Rotkäppchen" Deadpool und der - gar nicht so böse - Wolverine.

"Rotkäppchen" Deadpool und der - gar nicht so böse - Wolverine.

(Foto: Jay Maidment. © 2024 20th Century Studios / © and ™ 2024 MARVEL)

Bis Deadpool und Wolverine zu einem eingespielten Team werden, fließt allerdings viel Blut. Entweder prügeln sich die beiden - oder sie verprügeln andere. Bei den teils ziemlich brutalen Kampfszenen ist es nicht verwunderlich, dass der Streifen als FSK 16 eingestuft wurde. Glücklicherweise darf Deadpool aber auch bei Disney (die ersten beiden "Deadpool"-Filme entstanden noch bei 20th Century Fox) weiterhin herrlich politisch inkorrekt sein. Nicht jeder Witz zündet, aber vor allem die pop-kulturellen Anspielungen (auch musikalischer Art) und der so gar nicht ehrfürchtige Umgang mit dem Marvel-Universum machen Spaß. Dass es in der Welt der Avengers und X Men ein Multiversum gibt, also mehrere Welten, in denen hin und hergesprungen werden kann, ist hier ein Gamechanger, wird aber auch den ganzen Film über mächtig auf die Schippe genommen. "Multiversen nerven!", mosert Deadpool am Ende sogar selbst. In seinem Fall durchaus nachvollziehbar, schließlich sieht er sich plötzlich mit einer riesigen Schar Deadpool-Variationen aus anderen Universen konfrontiert. Dabei ging es ihm doch eigentlich darum, endlich was Besonderes zu sein: der "Marvel-Jesus".

Cameo-Auftritte werden Marvel-Fans glücklich machen

Emma Corrin, hierzulande vor allem bekannt als junge Prinzessin Diana in der Netflix-Serie "The Crown", bleibt als böse Cassandra Nova, dem Zwilling von Professor X aus den "X Men"-Filmen, leider ziemlich blass. Dafür trumpft "Succession"-Star Matthew Macfayden als Mr. Paradox ganz groß auf. Er spielt seine Rolle so herrlich schmierig, selbstverliebt und arrogant, als hätte es Tom Wambsgans aus der "Succession"-Serienwelt des Roy-Clans direkt ins Marvel-Universum verschlagen. Gegen Hugh Jackmans und Ryan Reynolds Chemie vor der Kamera hat aber eh niemand eine Chance.

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Apropos. Um zurück zu den anfänglich schon erwähnten Hass-Fragen aus Vorstellungsgesprächen zu kommen, da hätte ich noch eine parat: "Sie haben da eine Lücke im Lebenslauf?" Ja, korrekt. Da hätte ich nämlich eigentlich gerne über die vielen witzigen und emotionalen Gastauftritte in "Deadpool & Wolverine" geschrieben, aber ich wollte niemandem vorab den Spaß verderben. Ohne Spoiler funktioniert der Comic-Knaller nämlich gleich nochmal so gut. Vor allem für eingefleischte Marvel- oder X-Men-Fans. Diese sollten dann auch beim Abspann unbedingt sitzen bleiben - und die Taschentücher bereit halten.

"Deadpool & Wolverine" läuft ab sofort in den Kinos.

Quelle: ntv.de, csp

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