Western von gestern reloaded "Die glorreichen Sieben" reiten wieder
22.09.2016, 16:53 UhrVon "Spiel mir das Lied vom Tod" bis "Zwölf Uhr mittags" - das Western-Genre hat einige unsterbliche Klassiker hervorgebracht. Auch "Die glorreichen Sieben" gehört dazu. Dennoch gibt es nun ein Remake - unter veränderten Vorzeichen.
Es ist zu spät, von einem Western-Revival zu schwadronieren. Denn das gibt es mit Filmen wie "True Grit", "The Homesman" oder den beiden Quentin-Tarantino-Streifen "Django Unchained" und "The Hateful Eight" nun schon seit ein paar Jahren. Aber wer weiß? Vielleicht befinden wir uns inzwischen bereits in einer komplett neuen Ära der Cowboy-und-Indianer-Geschichten. Dafür spricht, dass nun mit "Die glorreichen Sieben" auch ein Remake eines absoluten Western-Klassikers in Angriff genommen wurde. Dabei mag das Remake-Etikett genau genommen gar nicht so richtig passen. Stattdessen folgt der Film unter der Regie von Antoine Fuqua dem aktuellen Hollywood-Trend, das Original bis auf die Grundmauern abzureißen, um es dann noch einmal komplett neu aufzubauen.
"Welches Original?", könnte man nun fragen - schließlich hatte bereits der Revolverhelden-Klassiker von 1960 mit dem sechs Jahre zuvor in Japan entstandenen Streifen "Die sieben Samurai" eine starke Inspirationsquelle. Doch die Frage erübrigt sich. Fuquas Film hat weder mit dem Vorgänger noch mit dem Vorgänger des Vorgängers viel gemein. Wie schon der Western mit Darstellern wie Yul Brynner, Steve McQueen oder Charles Bronson bedient sich der Regisseur lediglich der Grundidee des Samurai-Streifens: Sieben mehr oder weniger furchtlose Draufgänger rücken an, um ein Dorf von ein paar schlimmen Schurken zu befreien. Und wie beim Film mit Brynner & Co wurde die Handlung aus dem 16. Jahrhundert in Japan mal eben kurzerhand ins 19. Jahrhundert in Nordamerika verlegt.
"Wie ein Aha-Erlebnis"
Das war es dann aber auch schon weitestgehend mit Gemeinsamkeiten. Wenngleich auch er die Geschichte in einen Western gegossen hat, habe er sich tatsächlich noch eher an "Die sieben Samurai" orientiert, erklärt Fuqua dabei im Gespräch mit n-tv.de. "Das war der erste ausländische Film, den ich als Kind gesehen habe. Er hat mich weggeblasen. Das war wie ein Aha-Erlebnis." Vielleicht auch deshalb, weil auch der 50-Jährige im US-amerikanischen Pittsburgh in einem harten Umfeld mit Drogendealern und Gangs aufwuchs. "Auch diese Typen nehmen sich einfach, was sie wollen", so Fuqua. "Das ist im Grunde das Gleiche. Ich hätte es großartig gefunden, sieben Typen zu haben, die ihnen die Hölle heiß machen."
Doch auch die "glorreichen Sieben", die Regisseur John Sturges 1960 auf Pferden durch die Wüste reiten ließ, haben für immer einen Platz in Fuquas Herzen. "Wegen meiner Großmutter - ich habe mit ihr da gesessen und den Film geguckt, als ich zwölf war", erklärt der Filmemacher. Dennoch wollte er sich von dieser Vorlage möglichst weit entfernen. "Warum hätte ich noch einmal das Gleiche machen sollen? Das wäre doch lächerlich gewesen", ereifert sich Fuqua im Interview. "Den anderen Film haben wir doch schon. Und er ist toll. Aber wir leben in einer anderen Zeit - und ich möchte eine andere Version der Geschichte sehen."
"Die Botschaft ist sehr klar"
So tragen Fuquas "glorreiche Sieben" dann auch nicht nur komplett andere Namen als die Titelhelden im Western-Vorläufer der frühen 60er, sie entstammen auch den unterschiedlichsten Ethnien. Allen voran gilt das natürlich für den von Denzel Washington verkörperten Anführer der Truppe namens Sam Chisolm, aber mit Billy Rocks (Byung-hun Lee) und Red Harvest (Martin Sensmeier) gehören auch ein Asiate und ein Indianer zu den Haudegen. Ergänzt werden die "glorreichen Sieben" von Josh Farraday (Chris Pratt), Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), Jack Horne (Vincent D'Onofrio) und Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo). Den Oberbösewicht Bartholomew Bogue mimt Peter Sarsgaard, während Haley Bennett als Dorfbewohnerin Emma Cullen für die Prise Weiblichkeit im Film sorgt.
Sein Cast sei deutlich näher an der historischen Realität als das dereinst von Brynner angeführte Ensemble von Bleichgesichtern, ist sich Fuqua sicher. Denn im Nordamerika des 19. Jahrhunderts tummelten sich eben nicht nur Figuren mit europäisch-weißen Wurzeln. Doch darüber hinaus ist auch die Neuauflage der "Glorreichen Sieben" selbstredend so meilenweit von jeder Realität entfernt, wie es ein Unterhaltungsfilm über den "Wilden Westen" eben sein muss. Dabei punktet der Streifen nicht zuletzt mit Humor.
Was bleibt, ist die Frage, wie gut oder eben schlecht eine Geschichte wie die der "glorreichen Sieben" ins aktuelle Zeitgeschehen passt. Fuqua gibt unumwunden zu: "Die Story ist wirklich einfach. Die Botschaft ist sehr klar." Ja, sie ist in der Tat archaisch und martialisch simpel. Und so hätte vermutlich auch ein Donald Trump an dem schwarz-weißen Sittengemälde des Kampfs von Gut gegen Böse seinen Spaß. Was nicht heißt, dass sich nicht auch alle anderen bei dem Film amüsieren könnten. Western-Fans kommen beim Auftritt von Denzel Washingtons Revolverhelden-Bande jedenfalls voll auf ihre Kosten.
"Die glorreichen Sieben" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de