Trash-Kult kehrt zurückJack Black und Paul Rudd gehen auf "Anaconda"-Jagd

Fast 30 Jahre nach Kinostart kehrt mit "Anaconda" eine Neuinterpretation des Trash-Klassikers auf die Leinwand zurück - diesmal als selbstironisches Chaos-Abenteuer. Jack Black und Paul Rudd liefern schräge Eskapaden, während sie auf dem Amazonas vor einer 50-Meter-Schlange zu fliehen versuchen.
Ende der 1990er war der Kinodschungel noch ein anderer Ort: Computertricks wirkten noch wie Magie, Abenteuerfilme trugen ihr Pathos offen zur Schau, und eine riesige Schlange reichte als Prämisse für knapp zwei Stunden Hochspannung. Genau in dieser Übergangszeit entstand "Anaconda" (1997) - zwischen ernst gemeintem Survival-Thriller und unfreiwilligem Trash-Klassiker. Die Story ist schnell zusammengefasst: eine National-Geographic-Filmcrew mit Jennifer Lopez, Owen Wilson und Ice Cube sucht im Amazonas nach einem indigenen Stamm, stolpert über den zwielichtigen Schlangenjäger Paul Serone (Jon Voigt) - und schon bald wird das Boot zur Jagdzone einer gigantischen Anakonda.
Was den Film rückblickend so schlecht und zugleich unterhaltsam macht, ist, dass er sich bis zur letzten Minute todernst nimmt. Lopez kämpft tapfer (aber erfolglos) gegen das Drehbuch an, Ice Cube serviert stoische Einzeiler, und Jon Voigt stapft völlig überzogen und mit einem Akzent durch den Film, der irgendwo zwischen Operettenbösewicht und Karnevalsparodie pendelt. Dass Nebendarsteller Erik Stoltz die meiste Zeit bewusstlos ist, ist fast beneidenswert. Der Dschungel, die Musik, die Dialoge: alles auf Hochspannung, als ginge es um existenziellen Horror - und trotzdem unfreiwillig komisch. Gerade weil "Anaconda" sich selbst nie als Trash verstand, wurde er genau dadurch zum Kult.
Fast 30 Jahre später bringt Regisseur Tom Gormican nun für Sony eine Neuinterpretation des Streifens auf die Leinwand. Der neue "Anaconda" macht dabei jedoch alles anders als sein Vorgänger. Das Remake setzt auf Selbstironie, Chaos und bewussten Wahnsinn. Allein die Besetzung mit Jack Black und Paul Rudd signalisiert, dass hier niemand so tut, als ließe sich eine Riesenschlange im Amazonas noch ernsthaft als purer Horror verkaufen. "Anaconda" weiß, was für ein Film er ist - und spielt genau damit.
Im Zentrum stehen Doug McCallister (Black), Ronald "Griff" Griffin jr. (Rudd), Kenny (Steve Zahn) und Claire (Thandiwe Newton), vier Freunde aus Buffalo, die seit Kindheitstagen zusammen Filme gedreht haben. Doug und Griff träumten einst von Hollywood: Griff als Schauspieler, Doug als Regisseur. Griff hat es zumindest zu mittelmäßigem Erfolg gebracht, Doug dagegen hängt in Buffalo fest und filmt Hochzeitsvideos - ein Job, der ihn weder kreativ noch persönlich erfüllt. Kenny, der liebenswerte Dulli der Gruppe, arbeitete zeitweise als dessen Assistent, wurde aber wegen seiner Alkoholprobleme gefeuert und bezeichnet sich nun stolz als "Buffalo sober" - "nur Bier und Wein und einige der leichteren Spirituosen. Aber definitiv nicht alle." Claire ist frisch geschieden und auf der Suche nach einem Abenteuer.
Willkommen im Meta-Chaos
Bei einem Wiedersehen behauptet Griff, die Rechte an ihrem alten Lieblingsfilm "Anaconda" gekauft zu haben, und schlägt vor, drei Wochen im Amazonas ein Reboot zu drehen: Doug soll Regie führen, Griff und Claire die Hauptrollen spielen und Kenny assistieren. Nach anfänglichem Zögern lassen sich alle darauf ein und finden sich kurz darauf auch schon in Brasilien wieder. Vor Ort treffen sie auf die geheimnisvolle Ana (Daniela Melchior), auf deren Boot sie den Streifen drehen wollen und die von bewaffneten Männern verfolgt wird. Außerdem an Bord: Santiago Braga (Selton Mello), der selbst ernannte Anakonda-Experte, der dem Team für den Dreh seine Schlange leiht. Doch schon früh geht alles schief: Bei einer Nahaufnahme stößt Griff die Anakonda aus Angst versehentlich von sich - und schwupps, die Turbine erledigt den Rest.
Was wie ein nostalgischer Buddy-Trip beginnt, eskaliert schnell: Anas Verfolger holen das Team ein, eine gigantische, knapp 50 Meter lange Monster-Anakonda taucht auf und verwüstet alles, was ihr in den Weg kommt. Ihr erstes Opfer ist Santiago, als er sich auf die Suche nach einer Ersatzschlange macht. Als wäre das nicht genug, werden die Freunde von einem großen Boot überholt - eine echte Filmcrew von Sony, die ebenfalls ein "Anaconda"-Remake dreht. Spätestens da ist klar, dass Griff gelogen hat und die Rechte nie besaß. Unter den Freunden bricht Streit aus, doch kurz darauf ist das Sony-Boot komplett zerstört und alle an Bord tot. Willkommen im Meta-Chaos.
Im direkten Vergleich zeigt sich: Während das Original Kult wurde, weil es sich selbst viel zu ernst nahm, ist der neue Film ein bewusst überdrehter Spaß, der seine Absurdität komplett auskostet. Was die Schauspieler angeht: Wer Jack Black und Paul Rudd erwartet, bekommt genau das, wofür Fans sie lieben - chaotische Energie, närrische Eskapaden und bissigen Humor. Newton liefert den bodenständigen Gegenpart, während Zahn mit seinen bizarren Einfällen für die verrücktesten Momente sorgt - etwa, wenn er dem zwischendurch tot geglaubten Doug, der als Köder dienen soll, ein totes Eichhörnchen in den Mund steckt. Kurzum: Jeder Charakter spielt genau die Karte, die man sich von ihm erwartet - und das passt perfekt zu diesem absurden, selbstironischen Monster-Abenteuer.
Kurzum: "Anaconda" ist kein "guter" Film, aber ein chaotischer, herrlich alberner Ritt durch den Amazonas, bei dem man sich gleichzeitig über die völlige Absurdität wundert und einfach nur lachen kann. Wer hier künstlerische Meisterleistungen erwartet, ist fehl am Platz - wer sich auf überdrehte Trash-Comedy mit vielen vorhersehbaren Jumpscares einlässt, kommt auf seine Kosten.