Die sensible Kampfmaschine "John Wick 2" - "La La Land" in Böse
21.02.2017, 17:21 Uhr
Ein Mann und sein Auto - eine ganz spezielle Beziehung.
(Foto: AP)
John Wick (Keanu Reeves) ist ein weiteres Mal gezwungen, aus seinem Ruhestand zurückzukehren: Ein ehemaliger Kollege wurde damit beauftragt, die Kontrolle über eine mysteriöse, international agierende Organisation von Auftragskillern zu erlangen. Ein alter Blutschwur verpflichtet John jedoch, ihm dabei - gegen seinen Willen - zu helfen. Obwohl er gerade versucht, über den Tod seiner Frau hinwegzukommen. Mit seinem neuen, noch namenlosen Hund, will er versuchen, es ruhig angehen zu lassen. Doch weit gefehlt. Er reist nach Rom, wo er gegen einige der tödlichsten Killer der Welt antreten muss. Zum Glück ist John Wick ein "Stehauf-Männchen", eine Kampfmaschine - was er im Interview mit n-tv.de jedoch vehement bestreitet. Regisseur Chad Stahelski schickt seinen Protagonisten in eine Welt der Dekadenz, in der ein Menschenleben nicht viel zählt. Wick aber, körperlich fit und hellwach, kratzt seine letzten Instinkte zusammen, um zu überleben. Ein Hund spielt eine große Rolle und ein Auto. Und die Erinnerung an seine Frau. Wer auf intelligentes Action-Kino mit ballettartiger Choreografie steht, wird in "John Wick 2" nicht zu kurz kommen - ein Teil drei scheint möglich. Denn trotz äußerster Brutalität hat dieser Kämpfer etwas an sich, das das Herz berührt.
n-tv.de: Wie lange haben Sie für diesen Körper gearbeitet? Sie sind eine Kampfmaschine, Mr. Reeves.
Keanu Reeves: Ach nein, ich bin doch keine Kampfmaschine. Ich bin ein Mann aus Fleisch und Blut.
Die Kampfszenen sind großartig …
Danke. Na ja, es hat ein paar Monate gedauert, ehe ich so aussah und so kämpfen konnte, aber ich kannte das ja noch aus dem ersten Teil von John Wick. Es ist vor allem Judo, was ich trainiert habe. Und Jiu Jitsu. Und natürlich Kung Fu. Dann noch Schießtraining und der Umgang mit den Waffen, aber wie gesagt, ich kannte das bereits. Es dauerte eine Weile, aber ich denke, es hat sich ausgezahlt.
Auf jeden Fall. Da sind natürlich ein paar besonders brutale Szenen zu sehen, die einem nahe gehen, zum Beispiel die in der Badewanne mit Santinos Schwester. Warum muss das so dermaßen brutal sein?
(lacht) Das muss einfach so sein. Und John Wick muss handeln, wie er nun mal handeln muss. Es verdeutlicht vor allem, wie die Welt von John Wick sich dreht. Aber wenn man es mal genauer betrachtet: Sie sagt immerhin, dass sie ihr Leben gelebt hat, genauso, wie sie es wollte. Sie scheint nichts zu bereuen. Sie hat alles gehabt. Das ist doch ein guter Ausgangspunkt dafür, zu sterben, oder?
Wenn man es so betrachtet, auf jeden Fall.
Außerdem halte ich ja ihre Hand (lacht).
Das ist natürlich eine schöne Art zu sterben, wenn man sowieso nichts an der Tatsache ändern kann. Aber mal abgesehen davon, dass Sie ein harter Kämpfer sind, sind Sie in der Rolle auch sehr sensibel. Und Sie wirken manchmal ängstlich. Ist das die Mischung, die ein Mann haben sollte, wenn eine Welt von Feinden ihn umzingelt?
Ich liebe das an dieser Rolle, ja, und das zeichnet solche Typen wie John Wick ja auch aus: Sie haben diese Stärke, diese Brutalität, aber sie sind gleichzeitig auch empfindlich und manchmal sogar zart besaitet, sie sind sehr verletzlich. Dann noch ein Prise Geheimnis dazu und die Rolle ist perfekt. Was mich am meisten an John Wick fasziniert ist jedoch, dass er zwar irgendwie furchtlos ist, aber nicht doof. Er handelt sehr überlegt und weiß genau, in welcher Situation er sich befindet. Seine Verletzlichkeit macht ihn aber zu einem noch größeren Kämpfer.
Es geht auch um einen Hund - einen Hund ohne Namen. Ist der Hund vielleicht wirklich der beste Freund eines Menschen?
Schon manchmal (lacht). Mein erster Hund wurde ja umgebracht, und der neue Hund hat noch keinen Namen, weil John Wick keine Zeit oder Muße dafür hatte. Der zweite Teil spielt circa fünf Tage nach dem ersten Teil, es ist also nicht viel Zeit vergangen. Es stimmt irgendwo, dass der Hund John Wick gerettet hat, vor der völligen Verzweiflung, und da besteht natürlich eine besondere Beziehung, wenn man das so nennen möchte. In seiner Situation ist es schwer, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen, da ist ein Hund genau das Richtige.
Dann kann der Hund ja im nächsten Teil einen Namen bekommen, oder?
Sollte es einen geben … (lacht) Aber warum nicht?
Es gibt keine Romantik, keine Romanze im Film.
Naja, ich bin Witwer. Ich bin noch in Trauer. Mir reicht ein Hund. Er sorgt für die wenigen positiven Momente im Leben des John Wick.
Das andere große Liebesobjekt ist John Wicks Auto …
Ja, aber besonders deswegen, weil er das haben will, was in dem Auto ist. Den Brief seiner Frau. Und das ist doch ganz schön romantisch.
Mit Keanu Reeves sprach Sabine Oelmann
"John Wick, Kapitel 2" läuft derzeit in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de