Kino

Gott verhüte! Kinder, Kirche und Kondome

Der Apotheker Marin gibt Priester Fabian Tipps, wie er in seiner Gemeinde für mehr Nachwuchs sorgen kann.

Der Apotheker Marin gibt Priester Fabian Tipps, wie er in seiner Gemeinde für mehr Nachwuchs sorgen kann.

(Foto: © Neue Visionen Filmverleih)

Was tut ein Priester, wenn mehr Tote zu verabschieden als Babys zu begrüßen sind? Er erhöht die Geburtenrate mit einer "gottgefälligen" List. Das führt zu überraschten Schwangeren, Hochzeiten unter Druck und Tourismusboom auf der "Insel der Liebe".

Filme zum Thema Kirche gibt es ja schon einige, aber Filme aus Kroatien erreichen unsere Kinos eher selten. Die größte cineastische Balkan-Bekanntheit ist wohl Emir Kusturica - schließlich hat der Bosnier auch schon in Hollywood gedreht ("Arizona Dream" 1993). Vinko Bresan, der Regisseur von "Gott verhüte!", hat zwar schon einige Filmpreise erhalten, aber der große internationale Durchbruch ist noch nicht erfolgt. Seine bitterböse Kirchenkomödie wurde aber zumindest in Kroatien ein Kinoknüller, in Deutschland kam sie im August 2014 in die Kinos. Ähnlich wie bei Kusturica finden sich skurrile Charaktere in komischen und tragischen Begebenheiten, hier inszeniert vor einer äußerst malerischen Adria-Kulisse.

Wer mit wem und wie oft? Petar, der Kioskbesitzer, berichtet Fabian Ungeheuerliches über das Liebesleben der Dorfbewohner.

Wer mit wem und wie oft? Petar, der Kioskbesitzer, berichtet Fabian Ungeheuerliches über das Liebesleben der Dorfbewohner.

(Foto: Neue Visionen)

Hauptfigur ist der junge Geistliche Fabian, der auf einer kleinen dalmatinischen Insel Nachfolger des alten Dorfpfarrers wird. Keine leichte Aufgabe, denn sein Vorgänger ist äußerst beliebt, kann gut singen, Boule und Fußball spielen - alles Fähigkeiten, die dem Neuen total abgehen. Aber er will die Zuneigung und das Vertrauen der Dorfbewohner unbedingt gewinnen - und er will Gutes tun, sich nützlich machen.

Gute Taten in Gottes Namen

Als Fabian nun bemerkt, dass er viel mehr Beerdigungen als Taufen gottesdienstlich betreuen muss, sieht er seine Chance für eine gute Tat gekommen. Die Idee für die Umsetzung liefert ihm unfreiwillig der Kioskbesitzer Petar, der nur aus Zeitnot bei ihm beichtet, denn bei Fabian steht niemand an, während die Schlange beim alten Pfarrer sich durch die halbe Kirche zieht. Den Händler quält die Frage, ob es nicht eine große Sünde ist, dass er Kondome verkauft. Schließlich wird der Gebrauch von Verhütungsmitteln in der katholischen Kirche abgelehnt und gilt als verwerflich, ebenso wie die Abtreibung. Die Lösung: Fabian und Petar tun sich zusammen und stechen heimlich im Hinterzimmer Löcher in alle Kondome, die hinterher über den Ladentisch gehen. Auch der (ziemlich durchgeknallte) Apotheker kollaboriert und tauscht die Verhütungs- gegen Vitaminpillen.

Von einem Touristen geschwängert, bekommt Vesna (vorn) einen einheimischen Ehemann zugeschummelt.

Von einem Touristen geschwängert, bekommt Vesna (vorn) einen einheimischen Ehemann zugeschummelt.

(Foto: Neue Visionen)

Mit Erfolg - einige Zeit später gibt es nicht wenige überraschte Schwangere und Ehemänner (immerhin wurde doch verhütet, zum Teil sogar doppelt, mit Pille und Gummi!). Und wo der Ehemann noch fehlt, muss schnell die Ordnung hergestellt und geheiratet werden. Doch was, oh Sünde, wenn gleich mehrere Männer als Väter in Betracht kommen? So auch ausländische Touristen, die längst wieder weg sind? Da muss beim Vaterschaftstest eben nochmal geschummelt werden, das Kind wird Dorf-Casanova Jure zugeschoben und er zur Hochzeit gedrängt. Der ist darüber natürlich wenig erfreut und auch Vesna, die Kindsmutter, hätte sich ihren Ehemann wohl anders, liebevoller, vorgestellt.

Komödie mit ernsten Tönen

So wie bei der Szene mit dem Zwangs-Paar mischen sich in den komödiantischen Grundton des Films immer wieder ernste Themen, etwa Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, Krieg und Kriegstote. Es geht um geschwängerte und sitzengelassene junge Frauen und sogar die heikle Problematik des Missbrauchs von Kindern durch katholische Priester wird nicht ausgespart. "Gott verhüte!" enthält durchaus ernste Seitenhiebe auf die Doppelmoral der Kirche und deren Scheinheiligkeit.

Dabei geht es aber generell durchaus komisch und unterhaltsam zu, etwa wenn die Touristen auf einmal in Massen die kleine Insel überschwemmen, weil dort im Meer zu baden als Wundermittel gegen Unfruchtbarkeit helfen soll. Immerhin haben die Medien nach dem unglaublichen Anstieg der Geburtenrate um fantastische 70 Prozent euphorisch von der "Insel der Liebe" berichtet und so kommen die kinderlosen Paare in Scharen und hoffen und beten.

Doch im Laufe des Films ändert sich der Tonfall, die Leichtigkeit und Skurrilität der Balkan-Komödie weicht zunehmend schwarzem Humor. Dabei wirken Kulisse und Protagonisten wie aus der Zeit gefallen - außer dem Gebrauch von Mobiltelefonen weist kaum etwas auf das moderne Heute hin. Dabei sind die Themen in "Gott verhüte!" - wie Überalterung, Kindesmissbrauch, Emanzipation, die Stellung der Kirche in der Gesellschaft - hochaktuell.

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Quelle: ntv.de

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