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Vom Folterporno zur Lachnummer? "Spiral" will Horror-Reihe "Saw" aufmotzen

Die Tatorte sehen auch in "Saw: Spiral" nicht gerade appetitlich aus.

Die Tatorte sehen auch in "Saw: Spiral" nicht gerade appetitlich aus.

(Foto: Studiocanal GmbH / Lionsgate / Brooke Palmer)

Über Geschmack lässt sich streiten. Über Geschmacklosigkeit auch. Und so scheiden sich an einer Folter-Horror-Reihe wie "Saw" seit jeher die Geister. Ihr sage und schreibe neunter Aufguss namens "Spiral" soll sie jetzt neu beleben. Mit Starbesetzung und einer Prise Humor. Kann das gelingen?

Die Geschichte von "Saw" gleicht einem Märchen. Nein, wir reden natürlich nicht von der nun wirklich nicht allzu märchenhaften Handlung des Splatter-Streifens, sondern von seiner Entstehungsgeschichte. Der australische Regisseur James Wan kam gerade frisch von der Filmhochschule, hatte die Idee, zwei Menschen mit einem scheinbar Toten in einen Raum zu ketten, und suchte händeringend nach Geldgebern für sein Projekt.

Schließlich fand er sie, auch wenn sie nicht gerade finanzstark waren. So wurde "Saw" mit einem auch schon 2004 lächerlichen Budget von kaum mehr als eine Million Dollar umgesetzt. Was darauf folgte, ist bekannt. Der Film mauserte sich von einem Geheimtipp unter Horror-Fans zu einem Kultstreifen des Genres, der seine Kosten natürlich längst x-fach wieder eingespielt hat. Zudem legte Wans Original den Grundstein für eines der langlebigsten und ausuferndsten Horror-Franchises überhaupt. Da kommen ansonsten eigentlich nur noch "Halloween", "Freitag, der 13." und "A Nightmare on Elm Street" ran.

"Nicht 'Saw 9'"

Sieben Fortsetzungen erhielt "Saw" in den Jahren von 2005 bis 2017. Wie so häufig bei Neuaufgüssen ging dies nicht unbedingt mit einer Steigerung der Qualität einher. Dafür aber mit einer weiteren Zunahme an Brutalität. Wan wehrte sich bei seinem Ursprungswerk noch gegen den Vorwurf, einen Folterporno geschaffen zu haben. In diversen Nachfolgeproduktionen verschiebt sich der Fokus jedoch just auf die immer grausameren Versuchsanordnungen der Marke "Verstümmel dich selbst - oder stirb". Ganz unbeteiligt ist Wan daran nicht. Schließlich fungierte er bei allen sieben Filmen als ausführender Produzent.

Die Regie indes überließ er nach dem "Saw"-Debüt anderen. Darren Lynn Bousman zum Beispiel. Der US-Amerikaner übernahm bei den Teilen 2 bis 4 zwischen 2005 und 2007 das Zepter hinter der Kamera. Nun darf er knapp 15 Jahre später wieder ran. Und das, um die Reihe nach all den Jahren aufzumöbeln. Oder wie es Bousman im Interview mit ntv.de erklärt: "Es ist der neunte 'Saw'-Film, aber es ist nicht 'Saw 9'. Es ist 'Spiral' und steht für sich."

"Eine großartige Kombination"

Die Idee zu dem blutrünstigen Spektakel lieferte Chris Rock.

Die Idee zu dem blutrünstigen Spektakel lieferte Chris Rock.

(Foto: Studiocanal GmbH / Lionsgate / Brooke Palmer)

Die Idee, wie man das Franchise neu beleben kann, stammt allerdings von keinem der alten "Saw"-Haudegen. Sie lieferte vielmehr kein Geringerer als Comedian Chris Rock, ansonsten eher bekannt für komödiantische Film- und Fernsehproduktionen à la "Kindsköpfe", "Saturday Night Live" oder "Alle hassen Chris". Doch Rock ist nach eigenem Bekunden auch ein "riesiger Horror-Fan" und hält sich und Bousman für das perfekte Match, wie er ntv.de sagt: "Ich denke, wir haben uns prächtig ergänzt. Er brauchte mich für den Humor, ich brauchte ihn für den dramatischen Teil. Das ist wie ein 'Reese's Peanutbutter Cup' - eine großartige Kombination."

Bousman wusste nach eigenem Bekunden sofort, worauf Rocks Ideen für den "neunten 'Saw'-Film" hinauslaufen sollten. "Er sagte: Es wird genau so ein 'Saw'-Film, wie du ihn dir vorstellst. Aber dir werden diesmal ein paar leichte Momente erlaubt. Ein paar Momente, die den Zuschauern klar machen: Es ist okay, sich bei dem Film zu amüsieren. Es ist okay, zu lachen. Nachdem ich das Script gelesen hatte, habe ich das verstanden - sofort und zu 100 Prozent", so der Regisseur im ntv.de-Gespräch.

Auf "Jigsaws" Spuren

Doch von Rock kam nicht nur der Einfall für einen neuen "Spin", sondern auch die Vorlage für die Handlung von "Spiral". Und die geht so: Als der Polizist Marv "Boz" Bozwick (Daniel Petronijevic) inmitten einer Parade zum US-Unabhängigkeitstag einen Dieb verfolgt, gerät er in eine üble Falle. Er findet sich wieder, auf den Gleisen inmitten eines U-Bahn-Tunnels. Er ist angekettet - an seiner Zunge. Um dem herannahenden Zug zu entkommen, bliebe ihm nur, sich selbst loszuschneiden ...

Auch Samuel L. Jackson mischt mit.

Auch Samuel L. Jackson mischt mit.

(Foto: Studiocanal GmbH / Lionsgate / Brooke Palmer)

Als die Leiche von Bozwick gefunden wird, erhält Detective Ezekiel "Zeke" Banks (Chris Rock) die Aufgabe, die Leitung der Ermittlungen zu übernehmen. Rasch wird deutlich, dass es sich beim Täter wohl um einen Nachahmer des berühmt-berüchtigten Serienmörders "Jigsaw" handelt. Angetrieben von seiner Vorgesetzten Angie Garza (Marisol Nichols), gemeinsam mit seinem Partner William Schenk (Max Minghella) und unterstützt von seinem Vater, dem pensionierten Ex-Polizei-Chef Marcus Banks (Samuel L. Jackson), begibt er sich auf die Jagd nach dem Killer. Dabei muss er auch "Jigsaws" Verbrechen noch einmal aufrollen. Und es dürfte klar sein, dass Bozwick nicht das einzige Opfer bleibt, bis "Zeke" dem Mörder allmählich auf die Spur kommt …

Weg vom B-Movie-Niveau

Auch die Besetzung macht deutlich, dass "Saw: Spiral" eine Abkehr vom B-Movie-Niveau bisheriger "Saw"-Installationen vollziehen will. Samuel L. Jackson zu engagieren, bedeutet dann doch eher, zu klotzen und nicht zu kleckern. Aber auch ein Schauspieler wie Max Minghella, der zuvor unter anderem in Filmen wie "Darkest Hour" und "Ides of March - Tage des Verrats" oder aber der Serie "The Handmaid's Tale - Der Report der Magd" zu sehen war, ist kein Anfänger.

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Doch hält "Saw: Spiral", was er Horror-Fans verspricht? Ein Zahn kann den Zuschauern schon mal gezogen werden - diese Redewendung sei bei diesem Film erlaubt: "Saw" gerät nicht zur Lachnummer. Die Folter-Fantasien werden im Vergleich zu den Vorgängern eben nur mit der einen oder anderen Prise Humor, Thriller-Ästhetik und Hochglanz-Personal aufgemotzt. Darüber hinaus hat "Spiral" dem Franchise aber auch nicht viel mehr hinzuzufügen. Und auch dem Horror-Genre an sich nicht. "Spiral" ist tatsächlich schlicht "der neunte 'Saw'-Film" - im Guten wie im Schlechten. Wer es mag, erträgt und sich dadurch unterhalten fühlt … bitte. Für alle anderen bleiben ja noch die "Kindsköpfe".

"Saw: Spiral" läuft ab dem 16. September in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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