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"The Strangers 2: Opfernacht"Wenn die Meute Blut geleckt hat

20.06.2018, 17:07 Uhr
imageVon Thomas Badtke
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"Objects in the rear view mirror may appear closer than they are" ... (Foto: Universum)

Manche Dinge passieren einfach. Warum, weiß keiner. So vergehen vom Erstling "The Strangers" bis zur Fortsetzung "Opfernacht" zehn Jahre. Aber: Das Warten hat sich gelohnt, das Slasher-Genre bekommt ein blutiges Highlight.

Laute Synthesizer-Klänge ertönen: Kim Wilde beginnt zu singen: "Looking out a dirty old window, down below the cars in the streets go rushing by. I sit here alone and I wonder why …" Ein 1980er-Jahre-Früher-war-alles-besser-Gefühl stellt sich ein - und wird jäh unterbrochen, als die Musik plötzlich verstummt. Ein Glucksen tritt an deren Stelle.

Der Sound eines Motors aus den US-Muscle-Car-Zeiten. Die Scheinwerfer des sich langsam fortbewegenden Autos durchschneiden die Nacht und brennen in den Augen. Sie werden größer, heller. Fast scheint es, als schleiche sich das Auto heran wie ein Jäger an seine Beute. Dann erneut "Kids in America", aber leiser. Das Auto hält, der Motor heult nochmals auf, die Scheinwerfer verletzen die Netzhaut. Dann verstummen Musik und Motor, die Lichter verlöschen. Absolute Stille.

Kurz darauf klopft es an der Tür eines Hauses. Und wieder. Und wieder. Nun drängender. Eine Frau kommt die Treppe herunter. "Was machen Sie in meinem Haus?" Es ist die letzte Frage, die die Frau je stellen wird. Klaviertöne erklingen, statt Kim Wilde drängt sich ein "Halloween"-Feeling" in den Vordergrund. Perfekter Auftakt! "The Strangers 2: Opfernacht" hat begonnen.

"Knock, knock, knock"

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"The Strangers 2: Opfernacht" läuft in den deutschen Kinos. (Foto: Universum)

Im Mittelpunkt steht eine typisch US-amerikanische Familie: Die Eltern Cindy und Mike lieben ihre Kinder Kinsey und Luke. Aus diesem Grund wollen sie auch ihre rebellierende Teenager-Tochter auf ein Internat bringen, per Roadtrip, mit einem kurzen Abstecher bei der in einer Wohnwagensiedlung lebenden Verwandtschaft. Sie fahren zu spät los und kommend dadurch auch erst sehr spät in der Nacht an. Sie können ihr Haus zwar beziehen, das war es aber auch schon. "Seltsam", kommentiert Kinsey ihre Übernachtungsstätte. Dann klopft es auch schon an der Tür.

Ein Mädchen steht vor der Tür: "Ist Tamra zu Hause?" Die falsche Tür. "Sie muss sich verlaufen haben", sagt Cindy und denkt sich nichts dabei. Ein tödlicher Fehler, wie sich später noch herausstellen wird. Bis es bei Cindy zu dieser Erkenntnis kommt, klopft das Mädchen noch mehrere Male.

Kinsey ist da aber schon weg. Sie brauche frische Luft, sagt sie und verschwindet. Ihr Bruder soll auf sie aufpassen. Gemeinsam stromern sie durch die rabenschwarze Nacht und stehen plötzlich vor dem Haus ihrer Verwandten.

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Maskierte Mörder? Nicht neu, aber gut! (Foto: Universum)

Doch statt eines freundlichen Empfangs von Onkel und Tante erwarten sie zwei schrecklich zugerichtete Leichen. Kinseys Schreie fahren in Mark und Bein. "The Strangers 2: Opfernacht" beginnt nun, seinem Titel die ersten Ehren zu erweisen.

Viel frisches Blut fürs Slasher-Genre

Und bis der knapp 85-minütige Film von Regisseur Johannes Roberts ("47 Meters Down") mit einem krachenden Showdown zu Ende geht, kommen viele blutige Ehren hinzu. Der Grund: "The Stangers 2: Opfernacht" ist ein astreiner, klassischer Slasher mit Home-Invasion-Charakter. "You're next" lässt freudig grüßen.

Dem Slasher-Genre liefert Roberts mit seinem Werk einen düster-blutigen Beitrag, der dank mehrerer Punkte das Zeug zum Klassiker hat. Da wäre etwa das 1980er-Ambiente, typisch für Slasher-Filme. Auch die Tatsache, dass die mordende Meute Masken trägt, ist als Slasher-Hommage anzusehen - ebenso wie die vor Blut triefenden Schneide-, Schlag- und Zerteilwerkzeuge diverser Art. Es geht auch zum Teil motorisiert zu Werke.

Dass "Strangers 2: Opfernacht" rund ein Jahrzehnt nach dem Erstling "The Strangers" erscheint, verleiht dem Film zudem etwas Geheimnisvolles in Zeiten, wo Pre-, Sequels und Fortsetzungen wegen monetärer Gründe fast im Jahrestakt über die Leinwände flimmern. Auch "The Strangers" punktete bereits mit viel Blut, maskierten Mördern und einem ähnlichen Plot. Doch setzt "Opfernacht" noch einen drauf: Der zweite Film ist härter, direkter, intensiver, blutiger - und damit eben auch noch besser als das 2008er Werk des Regisseurs Bryan Bertino ("The Monster", "Play - Tödliches Spiel").

Also am besten den ersten "The Strangers" im Homevideo anschauen und dann ab ins Kino für die "Opfernacht". Im Kinosessel zurücklehnen und einfach nur genießen: "Looking out a dirty old window, down below the cars in the streets go rushing by. I sit here alone and I wonder why …" Oder wie wäre es mit ihrem Hit "Cambodia"?

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