Der schwierige Alltag von Vampiren "Wir beißen Jungfrauen, weil das cool klingt"
31.10.2014, 11:09 Uhr
Der Tag beginnt für Vampire recht spät - meist nach Sonnenuntergang.
(Foto: Kane Skennar)
Müssen sich Unsterbliche um den Abwasch kümmern? Und wie kommt man schnell an frisches Blut? Vampire haben es schwer, vor allem wenn sie in einer WG leben. Das beweist die hinreißend komische Doku "5 Zimmer, Küche, Sarg".
Wer zu Halloween um die Häuser zieht und Süßes verlangt, sollte vorsichtig sein. Vielleicht gerät er an ein Haus, wie es im neuseeländischen Wellington steht. Dort wohnen vier Vampire - und die dürsten bekanntlich nach Menschenblut. Eine Vampir-WG? Ja, so was gibt es, zumindest in der Pseudodokumentation "5 Zimmer, Küche, Sarg", die zu den lustigsten Filmen des Jahres gehört.
Denn das Zusammenleben der Beißer bringt allerlei Probleme mit sich. Immerhin leben Vampire ziemlich lange und das Geschirr in der Küche stapelt sich entsprechend hoch. Unschön sind auch die Blutflecke, mit denen nicht nur das Geschirr, sondern auch die Teppiche übersät sind. Gut, wenn einer das Zepter in die Hand nimmt. In besagter WG ist das Viago (Taika Waititi), der das Doku-Team durch die WG führt und dem Zuschauer das Leben der Vampire nahebringt.
Sonnenaufgänge bei YouTube
Neben Viago, der 379 Jahre alt ist, wohnen in der WG noch der 183-jährige Deacon (Jonathan Brugh), Vlad (Jemaine Clement), der aus dem Mittelalter stammt, und Petyr. Letzterer erinnert an Murnaus "Nosferatu", hat 8000 Jahre auf dem Buckel und haust im Keller. Er bleibt auch meist zu Hause und wird von den anderen versorgt. Die begleitet die Kamera nun nicht nur tagsüber, wenn sie sich vor Sonnenlicht schützen müssen, sondern auch nachts bei ihren Touren um die Häuser und in die Clubs, immer auf der Suche nach Frischblut. Dabei gilt: "Wir beißen Jungfrauen, weil das cool klingt."
Allerdings hadern die Vampire mit den Tücken des modernen Alltags. Ihre veralteten Ansichten lassen sich eben nicht unterdrücken. So hat Vlad einen gewissen Hang zur mittelalterlichen Folter und Deacon eine Vergangenheit als Nazi-Vampir. Dann jedoch bekommen sie überraschend Zuwachs: Nick (Cori Gonzales-Macuer), der bei ihnen zum Abendessen eingeladen ist, wird von Petyr gebissen und wohnt fortan mit in der WG. Er bringt auch Stu (Stu Rutherford) mit, der allerdings ein Mensch bleibt. Beide bringen die Kenntnisse der Vampire auf den neuesten Stand, kleiden sie neu ein (schwierig, wenn man sein Spiegelbild nicht sieht) und zeigen ihnen Handys, Facebook und das Internet (inklusiver schöner Sonnenaufgänge bei YouTube).
Gangkrieg mit den Werwölfen
"5 Zimmer, Küche, Sarg" nimmt dabei so ziemlich jedes Klischee über Vampire und andere Untote auf die Schippe. Zu den besten Szenen des Films zählen etwa die Begegnungen der Vampire mit ihren Erzfeinden, den Werwölfen, bei denen sich beide Gruppen wie Jugendgangs umkreisen und gegenseitig provozieren. Andererseits werden die Charaktere der Vampire aber sehr liebevoll gezeichnet. Trotz aller Absonderlichkeiten kennen sie auch Liebeskummer, Einsamkeit oder die Probleme einer gescheiterten Beziehung. Mit der Figur von Nick, der mit dem neuen Vampir-Dasein hadert, zieht der Film schließlich auch noch eine Parallel zur Adoleszenz.
Der pseudo-dokumentarische Stil verleiht dem Film dabei eine großartige spontane Note, wenn etwa Viago in die Kamera spricht und etwas verschämt die blutrünstige Lebensweise der Vampire erklärt. Zwar fehlt dem Film dadurch manchmal die dramaturgische Dichte, aber das wird locker durch den Humor wettgemacht, der zwischen billigem Klamauk und subtilen Anspielungen schwankt.
Ein Wunder ist das nicht: Hinter dem Film stehen Taika Waititi und Jemaine Clement, die beide als Regisseure, Autoren und Darsteller fungieren. Sie sind im englischsprachigen Raum nicht unbekannt: Mit dem neuseeländischen Musik-Comedy-Duo "Flight of the Conchords" und der gleichnamigen HBO-Serie wurden sie berühmt. Die nun entstandene Komödie basiert auf einem Kurzfilm der beiden.
Die Umsetzung der Langversion hat allerdings einige Jahre gedauert, weshalb die Anspielungen auf den Vampirkitsch der "Twilight"-Filme etwas veraltet sind. Fans von Grusel- und Horrorfilmen sollten sich den Film aber trotzdem nicht entgehen lassen. Sie müssen dann aber auch mit den Schattenseiten der Unsterblichkeit leben: "Vampir sein ist scheiße. Glaubt nicht an den Hype."
"5 Zimmer, Küche, Sarg" läuft seit dem 30. Oktober in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de