
Der verurteilte Mörder ist ein Möchtegern-Wikinger.
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Religiösen Wahn gibt es nicht nur im Christentum und im Islam. In Ethan Cross' neuer Thrillerreihe steht der Paganismus im Mittelpunkt. Es geht um Odin, Walhall, Runen, blutige Rituale - und ein Familiendrama. Mittendrin statt nur dabei: Privatdetektiv Baxter Kincaid, from the dark side of the moon.
"Besser, Du bindest Dir ordentlich die Schuhe: Bei Baxter Kincaid International kann jeder Tag zu einem Abenteuer werden!" Das ist ein Tipp, den man als Hörer von Ethan Cross' neuer Thrillerreihe um den Privatermittler Baxter Kincaid durchaus beherzigen sollte. "Racheritual", erschienen bei Piper und Hörbuch Hamburg, fantastisch gesprochen von Genre-Kenner Sascha Rotermund, ist rasant, eine wilde Hatz rund um die Straßen von San Francisco. Oder anders gesagt: "Racheritual" ist eine Thriller-Offenbarung.
Zugegeben: Wenn Bestsellerautor Ethan Cross eine neue Thrillerserie startet, liegt die Latte sehr hoch. Die Reihe um Serienkiller Frances Ackerman junior hat dafür gesorgt, hat neue Maßstäbe gesetzt. Das ist dem unter Pseudonym schreibenden Autor nun erneut gelungen - noch witziger und scharfzüngiger.
Ein Wikinger auf Abwegen
Kincaid ist Ermittler bei der Polizei in San Francisco. Mit seinem Partner versucht er seit längerer Zeit, den "Ravenkiller" dingfest zu machen. Die beiden glauben zu wissen, wer hinter den rituell anmutenden Morden steckt, handfeste Beweise für ihre Theorie haben sie jedoch nicht. Den Opfern wurde das Herz entfernt, in die Stirn wurden Runen eingeritzt. Kincaid und sein Partner vermuten Steinar Hagen hinter den Morden, er führt die Odin Society an, ist einflussreich, steinreich und ein großkotziges Arschloch vor dem Herrn. Steinar hat zwei Söhne und eine Tochter, die nach den Regeln und Überlieferungen der Wikinger erzogen werden. Eine glückliche Kindheit sieht schon mal anders aus.
Dann liefert ein anonymer Hinweis Hagen ans Messer. Unter einem Altar in Hagens heiliger Halle werden die Herzen der Toten gefunden und Hagen wandert ins Gefängnis. Der "Ravenkiller" ist gefasst, auch wenn keiner weiß, wer hinter dem Anruf steckt. Egal. Mörder gefasst. Akte geschlossen.
Ein Duo zum Verlieben
Jahre später, Kincaid ist mittlerweile Privatermittler, hat aber noch immer einen guten Draht zur örtlichen Polizei. Das hat auch private Gründe. Kincaid genießt sein Leben: Er schlendert täglich von seiner Wohnung zu einem kleinen Café, grüßt Obdachlose, Ladenbesitzer, hat für jeden ein nettes Wort parat. Kincaid ist ein echter Sonnenschein, trägt eine uralte Casio am Arm und liebt seine Plattensammlung, allen voran eine Erstpressung von Pink Floyds "Dark Side of the Moon", ein Andenken an seinen Vater.
Mit im Kincaidschen Privatschnüfflerboot sitzt Corinne Campbell. Sie ist nicht sehr groß gewachsen, hat es dafür aber faustdick hinter den Ohren und in Armen und Beinen. Sie wird konsequent unterschätzt, was ihre Gegner nach einer Auseinandersetzung mit ihr immer bitter bereuen. Krav Maga, Mixed Martial Arts: Es gibt nichts, was die kleine Frau nicht kann. Fast könnte man meinen, sie sei süchtig nach Gewalt. Warum auch nicht? Sie ist in ihrem bisherigen Leben durch die Hölle gegangen und hat sich selbst wieder daraus hervorgekämpft.
Die große Leinwand ruft
Urplötzlich tauchen Gerüchte auf, dass Kincaids einstiger Polizeipartner hinter dem anonymen Anruf steckte, der Steinar Hagen ins Gefängnis brachte. Ein Haftprüfungstermin ist die Folge und auf der Fahrt ins Gericht entkommt Hagen. Aber statt zu fliehen und sich abzusetzen, hat er etwas ganz anderes im Sinn: ein Blutbad, das den Namen seiner Familie unsterblich machen und ihn selbst nach Walhall bringen soll, wo er natürlich am Tisch Odins speisen wird.
Ins Visier für sein Massaker nimmt Steinar die Käufer seiner einstigen nordischen Wohnstätte: Es sind mehrere christliche Familien mit einer stolzen Anzahl von Kindern. Und Kincaid und Campbell? Sie sind dem Möchtegern-Wikinger bereits in die Falle gegangen, warten in einem Erdloch auf ihren Tod. Aber hey, jetzt beginnt die Hatz erst richtig und es heißt: halbnackte Möchtegern-Wikinger in Tierfellen mit Äxten und Schwertern bewaffnet gegen Team Kincaid und ein paar verschreckte Christen. Ab dafür! Hoffentlich lässt es Cross im zweiten Buch wieder so krachen.
Quelle: ntv.de