"Der Schatten des Nordlichts" Hildur und blutige Weihnachten auf Island


Polarlichter faszinieren nicht nur die Isländer.
(Foto: IMAGO/Christoph Worsch)
Im Glanz der Polarlichter bereiten sich die Bewohner der isländischen Westfjorde auf die Weihnachtstage vor. Doch die feierliche Stimmung wird durch eine Leiche gestört, die in einem Fischzuchtbecken auftaucht. Danach bricht eine Welle der Gewalt in ganz Island los. Ermittlerin Hildur ist gefragt.
Weihnachten auf Island? Das könnte Spaß machen: Die Temperaturen sind winterlich kalt, es liegt auf alle Fälle Schnee. Und die heimeligen Holzhäuser laden zu gemütlichen Stunden mit Familie und Freunden ein. Es könnte alles so schön sein.
Doch da taucht in einem Lachszuchtbecken ein Toter auf. Gefesselt und angeknabbert von den Fischen, die in dem Leichnam ihren Weihnachtsschmaus sehen. Der Tote wird gerade noch rechtzeitig entdeckt, sodass einige Spuren den Ermittlern bei der Aufklärung des Falls helfen könnten: Hildur und Jakob werden aktiv, die schrullige Polizeibeamtin von den Westfjorden und ihr aus Finnland stammender, Wollpullis strickender Praktikant.
Draußen vom Berge, da kommen sie her …
Die anfängliche Vermutung: ein Mord im Drogenmilieu, denn im Magen des Toten finden sich mehrere mit Kokain gefüllte Plastikbeutelchen. Aber der Fall ist viel vertrackter, wie die beiden Ermittler schnell merken. Nahezu parallel rollt eine Welle der Gewalt über Island hinweg, fordert Tote und Verletzte. Parallelen zu einer traditionellen isländischen Weihnachtssage tun sich auf - zur Erzählung über die "13 Weihnachtsgesellen".
Die auf einem Berg in der Nähe Reykjaviks lebenden schaurigen Gesellen steigen im Dezember zu den Einwohnern hinab. Einer nach dem anderen. Mit dabei ist auch ihre Mutter, eine kinderfressende Hexe, mit ihrer schwarzen scharfkralligen Katze. Abgesehen haben sie es auf alle, die an Weihnachten etwa keine saubere, neue Kleidung tragen. Bevor sie ihre Opfer verschlingen, setzt es dann auch schon mal was mit der gusseisernen Bratpfanne.
Was sich märchenhaft lustig anhört, ist aber tödlicher Ernst, auch weil die Zeit verrinnt und sich noch ein weiteres Thema in den Vordergrund zu drängen scheint: Blutstuten, ein milliardenschweres Geschäft, in dem die internationale Pharma- und Biotechbranche groß mitmischt.
Gildur muss man einfach lieben!
Hildurs Ermittlungskünste sind gefordert. Aber nicht nur in Island. Sie muss auch ihrem Kollegen Jakob helfend unter die Arme greifen. Nicht beim Stricken von Island-Pullis, da ist der Finne mittlerweile eine Koryphäe. Sie muss ihm in dessen Heimat helfen, denn dort wurde er nach einem Sorgerechtsprozess verhaftet. Der Vorwurf: Er soll seine Ex und die Mutter des gemeinsamen Sohnes sowie ihren neuen Freund kaltblütig auf einem Parkplatz in Lappland erschossen haben. Eine Augenzeugin, die Jakob gesehen haben will, macht die Sache nicht einfacher.
Und wer jetzt denkt, die Isländer wären schrullig, allen voran Hildur selbst, der sollte wohl mal eine Reise nach Lappland unternehmen. Bestsellerautor Satu Rämö hat das mit dem dritten Teil seiner "Hildur"-Erfolgsreihe gemacht. "Im Schatten des Nordlichts", erschienen bei Penguin und Randomhouse, ist das Hörerlebnis für die kalten Winterstunden, für die besinnliche Weihnachtszeit, für das Lungern auf dem Sofa vor dem wärmenden Kamin. Vielleicht einen Teller Reisbrei vor sich mit einem Topping aus einer krümeligen Wurst, bestehend aus Schafsinnereien, sowie einer Kelle warmer Milch?
Das würde vielleicht dann doch etwas zu weit gehen. Es gehört aber zu den in Island üblichen Speisen und Hildur ist diesbezüglich keine Kostverächterin. Wer die ersten beiden Teile der "Hildur"-Reihe ("Die Spur im Fjord", "Das Grab im Eis") kennt, weiß das. Genauso wie die Tatsache, dass die zu lösenden Mordfälle nur ein Teil der Geschichte sind, denn es gilt auch Hildurs Familiengeheimnis zu entschlüsseln - und mit dabei zu sein, wenn Jakob um seinen Sohn kämpft. Daran hat sich auch mit "Der Schatten des Nordlichts" nichts geändert.
Das ist auch ein Teil der "Hildur"-Erfolgsgeschichte. Als Fan erfährt man etwas über die Lebensgewohnheiten der Isländer, über ihre Geschichte, über ihre Macken, über ihre Vorlieben. Verpackt ist das Ganze in viel schwarzen Humor und Wortwitz ("Die Isländer prügeln sich schon seit dem 9. Jahrhundert, als die ersten Siedler hier landeten. Trinken, in die Fresse hauen und Rache sind ein Teil der Volkstradition, der immer noch fortlebt.").
Ebenfalls wieder mit von der Partie ist Heike Warmuth als Hörbuchstimme. Sie führt ebenso gekonnt durch die unaussprechlich erscheinenden Namen der Fjorde und Vulkane wie durch die kleinen zwischenmenschlichen Begebenheiten auf Island. Einfach herrlich. Einfach Hildur! Fortsetzung folgt … im Sommer 2025.
Quelle: ntv.de