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Nerd-Power vs. "Brandopferer" Wer Rache sucht, muss zwei Gräber graben

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Die Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Die Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

In der englischen Grafschaft Cumbria treibt ein Serienmörder sein Unwesen: Er verbrennt seine Opfer bis zur Unkenntlichkeit. Wer steckt dahinter? Ist DS Washington Poe sein fünftes Opfer? Und was haben die Reichen, Schönen und "die da oben" mit dem Fall zu tun? M. W. Craven at it's best!

Wer Washington Poe heißt, muss sich Fragen zu seinem Namen gefallen lassen. Antworten sucht Poe aber selbst. Er weiß nur, dass seine Mutter schon sehr früh die Familie und vor allem ihn selbst verlassen hat. Der Vater reist als Beatnick um die Welt, kommuniziert mit Poe nur via Mail. Ab und an. Die Fragen zu seinem nahezu weltweit einzigartigen Namen treten für Poe aber in den Hintergrund, als eine Leiche entdeckt wird. Bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Es ist nicht die erste, wie es scheint. Und da auch noch sein Name auf dem Bauch eingeritzt ist, was erst ein ziemlich teures Mehrschicht-CT ans Licht bringt, und die Zahl "5", ist DS Poe ruckzuck wieder im Dienst.

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Der eigenwillige Ermittler war nach dem letzten Fall suspendiert worden. Nun soll er wieder mitmischen bei der SCAS, der Series Crime Analysis Section, die zur National Crime Agency (NCA) gehört. DI Flynn ist nun Poes Vorgesetzte, hat den Job von Poe übernommen. An seiner Seite ermittelt erstmals in einem Außeneinsatz Tilly Bradshaw. Sie hat einen IQ von um die 200, aber keinerlei soziale Entwicklung genossen. Bei der Polizei wird sie von den meisten Kollegen gemobbt, aber Flynn und Poe nehmen sich ihrer an, helfen, wo es geht - und profitieren von der analytischen Scharfsinnigkeit der jungen Frau.

Da klingelt doch etwas …

Diese ist bei dem Fall des Serienkillers, den die Boulevardpresse "Brandopferer" getauft hat, auch dringend nötig, denn er scheint den Ermittlern immer einen Schritt voraus zu sein. Zudem führt er offenbar einen Rachefeldzug, dessen Motiv Poe und Bradshaw nicht zu greifen bekommen. Das einzig Positive: Poe muss dort ermitteln, wo er mittlerweile lebt, in Cumbria. Die drittgrößte Grafschaft Englands ist dünn besiedelt, viele der wenigen Einwohner leben von der Schafzucht. Kein Wunder, dass sich Poe eine alte Schaffarm zugelegt hat, inklusive eines urigen Natursteinhauses, dessen beste Zeiten aber schon weit zurückliegen.

Die örtliche Polizei mischt natürlich mit in dem "Brandopferer"-Fall und so trifft Poe auf einen alten Bekannten, einen Freund aus Kindertagen. Auch er ist mittlerweile Polizist, und zwar ein sehr guter, wie Poe feststellt. Aber viel weiter bringt sie das bei ihrem Fall zunächst auch nicht. Eine Postkarte, an Poe adressiert, mit einem Kaffeebecher auf der Vorderseite, lässt in Poes Gehirn, das gewohnt ist, um Ecken zu denken und seinem Bauchgefühl zu vertrauen, dann ein kleines Glöckchen läuten, aus dem sich dann ein wahres Glockenspiel entwickelt. Gerade noch rechtzeitig?

Eine Einheit aus Figuren und Plot

Das hofft man als Leser und Hörer von M. W. Cravens "Der Zögling", erschienen bei Droemer Knaur und RB Media, auf alle Fälle. Das Buch hat alles, was einen Thriller aus England auszeichnet: Spannung, schräge Charaktere, schwarzen Humor - und einen zu lösenden Fall, an dem Sherlock Holmes seine wahre Freude gehabt hätte. Die Figur des Ermittlers Poe, mit seiner geheimnisvollen Vergangenheit und der Vorliebe, Fälle auf seine Art zu lösen, notfalls auch unkonventionell und gegen die herrschenden Regeln, sorgt schon dafür, dass man "Der Zögling" verschlingt.

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Ihm zur Seite, aber deutlich mehr als nur ein simpler Sidekick, stellt Craven die nerdige Tilly Bradshaw, die schon mal auf einem gesellschaftlich hochgestellten Empfang in einem Kleid mit Superhelden auftaucht. Gegen sie und ihre soziale Dysbalance ist Monk ein stromlinienförmiger Max Mustermann. Kurzum: Als Genießer der Poe-Reihe muss man Tilly einfach lieben. Und als Team sind die beiden unschlagbar. Genial!

Als Hörbuchsprecher fungiert, wie schon bei "Der Botaniker", Josef Vossenkuhl. Er ist ein absoluter Meister seines Fachs, egal ob um Poe etwas Undurchsichtiges, ja fast Manisches, angedeihen zu lassen, oder um Tillys ruhigere Art näherzubringen. Die Vielschichtigkeit von Vossenkuhls Stimme überzeugt und heizt die Suche nach weiteren Ermittlungen von Poe und Bradshaw an. Die wird es auf alle Fälle geben, schon allein deshalb, weil das Rätsel hinter Poes Namen - Achtung, Spoileralarm! - nur zum Teil gelöst wurde.

Quelle: ntv.de

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