Abba so nicht! Cher mimt die "Dancing Queen"
28.09.2018, 14:41 Uhr
Cher veröffentlicht "Dancing Queen", ein Album voller Abba-Hits.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit ihrem Coveralbum "Dancing Queen" heftet sich Cher an die Fersen des erfolgreichsten Pop-Quartetts nach den Beatles. Für einen weiteren Eintrag in die Musikgeschichtsbücher reicht es aber hinten und vorne nicht.
Spätestens seit dem Kinoerfolg von "Mama Mia! Here We Go Again" und der bereits zuvor hohe Wellen schlagenden "Abba haben zwei neue Songs aufgenommen"-Schlagzeile dreht die komplette Pop-Welt mal wieder wie verrückt am Mutter-aller-Reunions-Zeiger.
Eine, die bei der Erwähnung des Bandnamens Abba mit am lautesten "Oh yeah!" schreit, ist Cher. Die nicht alternde Queen of Auto-Tune und stolze Mitwirkende in eingangs erwähnten Kinofilm befindet sich dieser Tage in einem regelrechten Abba-Fieber-Ausnahmezustand.
Cherscher Abba-Wahn
Vorläufiger Höhepunkt des Cherschen Abba-Wahns ist das Tribute-Album "Dancing Queen", auf dem die nimmermüde Sängerin und Schauspielerin zehn Abba-Klassikern einen poppigen Neuzeit-Anstrich verpasst. Wer damit seinen Spaß hat? Nun, zunächst einmal Cher selber sicherlich, die von der Qualität ihres neuesten Klang-Outputs natürlich vollends überzeugt ist.
Ebenfalls ganz oben auf der Dieses-Album-ist-der-Hammer!-Liste steht der Name Mark Taylor. Der britische Mega-Produzent, der lediglich mit dem lieben Gott noch nicht im Studio stand, mimt wieder einmal das musikalische Rückgrat einer Cher-Produktion. Das tat der Regler-Guru auch schon im Spätsommer des Jahres 1998, was uns zu all jenen Menschen führt, die im Hier und Jetzt wohl ähnlich laut wie Mister Taylor in die Hände klatschen. Die Rede ist von Liebhabern des 22. Cher-Studioalbums "Believe".
Bereits Sekunden nach dem sich nah ans Original kuschelnden Titeltrack schält er sich nämlich wieder aus den Boxen: der mittlerweile in der Sound-Trash-Kult-Schublade Wurzeln schlagende "Cher-Effekt". Glücklicherweise greift der Alleinunterhalter hinter dem Mischpult aber nur dieses eine Mal in die Klang-Mottenkiste. Der Rest des Albums kommt weitestgehend ohne Gesangshilfe aus der Retorte aus.
So innovativ wie der Arjen-Robben-Move
Chers auf Albumlänge gezogener Kniefall vor den Glanztaten der schwedischen Pop-Götter präsentiert sich in etwa so überraschend und innovativ wie der Arjen-Robben-Move. Zwar ist man dankbar für den Verzicht auf allzu überproduzierte Opulenz aus der Maschine. Aber das bisweilen doch ziemlich blutleere Nachträllern bereits tausend Mal gehörter Harmonien haut den Hörer nur selten aus dem Hocker.
Ein kurzweiliger Intro-Trip in The Black-Keys-Gefilde ("Waterloo"), ein zartes Aufflackern vergangener Energieleistungen ("Mama Mia!") und ein Candlelight-Betthupferl für Scheidungswillige ("One Of Us"): Viel mehr hat Cher als Agnetha-meets-Ani-Frid-Hybrid nicht zu bieten.
Nach dem letzten Zucken überzuckerter Streicher klappt man das Musikgeschichtsbuch wieder zu. Der Stift wandert wieder zurück in die Schublade. Es wird keinen weiteren Cher-Eintrag geben. So viel steht fest. Abba halb so wild. Die Kasse wird definitiv klingeln. Vielleicht nicht so laut heftig wie im Herbst 1998. Aber das dürfte einer Hollywood-Ikone wie Cher keinen Zacken aus der Krone brechen.
Quelle: ntv.de