Mit dem Segen von Taylor Swift Griff, der Popstar der Generation Z
12.07.2024, 17:36 Uhr Artikel anhören
Nicht nur Taylor Swift ist ihr Fan: Griff.
(Foto: Warner Music Group)
Sie ist bereits im Vorprogramm von Coldplay aufgetreten, von Ed Sheeran und Dua Lipa. Und von Taylor Swift, die ein absoluter Fan von ihr ist. Dabei ist Griff noch 23 Jahre jung und bringt jetzt erst ihr Debütalbum "Vertigo" heraus. Mit ntv.de spricht sie über ihre im wahrsten Sinne des Wortes schwindelerregende Karriere.
ntv.de: Ich habe einige Artikel über dich gelesen mit Überschriften wie: "Griff - der neue Popstar der Generation Z". Gefällt es dir, gleich zur Galionsfigur einer ganzen Generation ernannt zu werden oder würdest du eher sagen, du machst eigentlich nur dein Ding?
Griff: Uff, das ist natürlich erst mal ein großes Kompliment. Aber natürlich ist es nicht so, dass ich aufgewacht wäre und gesagt hätte, ich wäre gern die Wortführerin meiner Generation. Ich denke, es hängt einfach mit den Songs, die ich schreibe, und damit, wie ich sie schreibe, zusammen. Wahrscheinlich finden sich in ihnen Menschen meiner Altersgruppe besonders gut wieder. Aber darüber denke ich nicht bewusst nach - ich schreibe einfach nur Songs.
Tatsächlich dürften nicht zuletzt deine Texte viele Menschen deiner Generation ansprechen. In ihnen geht es oft um die Unsicherheiten der Menschen, die in einer Welt aufwachsen, die ebenfalls immer unsicherer erscheint. Woher nimmst du die Inspiration dafür?
Alle meine Songs sind ziemlich autobiografisch. Ich finde, dass ich es den Hörern fast schulde, über Dinge zu schreiben, die sich ehrlich und echt anfühlen. Das ist, wo alles immer beginnt: Ich versuche, über meine Situation und meine Gefühle nachzudenken und darüber, wie ich das entsprechend artikulieren kann, vielleicht auf eine neue Art und Weise oder mit einer Analogie. Auf meinem Album zeichne ich viele neue Bilder, um mit ihnen den Gefühlen des Herzschmerzes Ausdruck zu verleihen. Um mich zu inspirieren, höre ich aber auch verschiedene Arten von Musik. Ich lese Bücher, um mein lyrisches Gehirn wie einen Muskel zu trainieren.
Da gibt es etwa den Song "Vertigo", in dem es darum geht, emotional in den Seilen zu hängen - im Leben wie in der Liebe. "Vertigo", zu Deutsch Schwindel, ist zugleich aber auch der Titel des Albums …
Ja, weil "Vertigo" für mich das Album sehr gut zusammenfasst. Ich denke, fast alle Songs darauf handeln von diesem emotionalen Schwindel. Teil dieses Konzepts ist auch das Symbol einer Spirale, die genau diese Gefühle versinnbildlichen soll. Das Album ist wie der Ausdruck einer großen Emotion, von der ich hoffe, dass sich die Leute mit ihr identifizieren können.
Beim Song "Astronaut" ist kein Geringerer als Coldplay-Sänger Chris Martin am Klavier zu hören. Okay, du bist bereits im Vorprogramm von Coldplay aufgetreten. Aber wie hast du Chris Martin dazu gebracht, für dich in die Rolle des Background-Musikers zu schlüpfen?
Eines der ersten Dinge, die Chris zu mir sagte, als ich mit Coldplay auf Tour ging, war, dass er gern meine Musik hören würde. Da dachte ich noch, dass er nur höflich sein wollte. Aber ein paar Wochen später spielte ich ihm tatsächlich im Studio ein paar Songs vor. "Astronaut" hatte es ihm dabei besonders angetan, auch wenn sich das Lied da noch ganz anders anhörte. Er gab mir den Rat, es etwas zurückzufahren, damit es besser atmen könne. Er rannte zum Piano und spielte es auf seine Chris-Martin-Art. Ich nahm das auf. Als ich es mir später anhörte, dachte ich mir: Es macht gar keinen Sinn, dass noch einmal anders einzuspielen. Also fragte ich ihn, ob er mir helfen würde, es fertigzustellen - und er war so nett, ja zu sagen.
Chris Martin war sofort ein Fan von "Astronaut". Welchen Song von deinem Album würdest du als Erstes jemandem anderen vorspielen?
Wahrscheinlich "Vertigo". Es macht schon Sinn, dass das der Titeltrack ist, weil er mich am besten charakterisiert. Er ist euphorisch, aber auch traurig, cinematisch. Ja, das ist mein Favorit.
Dein Durchbruch kam inmitten der Corona-Pandemie. Während alle im Lockdown waren, schoss dein Mixtape "One Foot in Front of the Other" auf einmal in den britischen Charts nach oben. Wie fühlte sich das an?
Das war schon sehr seltsam. Ich meine, wir haben alle diese Pandemie durchgemacht, von der keiner von uns wusste, wie wir sie letztlich durchmachen würden oder mit ihr umgehen sollten. Zugleich hatte ich keine Ahnung, was es bewirken würde, als ich dann im Lockdown dieses Mixtape herausgebracht habe. Das fühlte sich schon ein bisschen wie ein Fiebertraum an. Ich habe nie mit so einem Erfolg gerechnet.
Diesmal wird es sicher eine ganz andere Erfahrung sein …
Definitiv. Ich bin nervös und aufgeregt, aber auch bereit dafür, die Songs zu veröffentlichen.
Wie schon erwähnt, geht es in deinen Texten oft um Unsicherheiten. Als Künstlerin scheinst du aber sehr genau zu wissen, was du tust. Du wirst als "360 Grad"-Star beschrieben: Du schreibst deine Songs nicht nur, du produzierst sie auch. Du kümmerst dich selbst um die Designs, Artworks, Videos, deine Looks … Bist du ein Kontrollfreak?
Ja, also … (lacht) Ich würde sagen, das bin ich. Aber ich glaube, das sind die meisten Kreativen. Wenn man sich so stark um die Musik kümmert, vom Track über den Text bis zur Produktion so viel Zeit für das Finetuning aufwendet, sich Stunden und Tage über all das den Kopf zerbricht - da würde es für mich überhaupt keinen Sinn machen, nicht auch dafür Sorge zu tragen, wie es dann visuell oder auf der Bühne umgesetzt wird. Klar, alles beginnt mit der Musik. Aber ich möchte, dass auch alles andere der Musik gerecht wird.

(Foto: picture alliance / Sipa USA)
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Du bist in einer kleinen Ortschaft nahe London aufgewachsen. Dein Vater hat jamaikanische, deine Mutter chinesische Wurzeln. Wie sehr hat dich dieser multikulturelle Hintergrund als Musikerin beeinflusst?
Ich denke, das beeinflusst wirklich alles. Man landet dadurch in so einer Art Zwischenraum im Leben, in dem man sich nie wirklich einer Gemeinschaft zugehörig fühlt. Das ist ziemlich isolierend und verwirrend, wenn man aufwächst. Erst recht, wenn man wie ich in einer sehr weißen Umgebung groß wird. Dadurch habe ich mich immer wie eine Außenseiterin gefühlt, die nicht so richtig dazugehört. Dafür habe ich aber von jeder Kultur etwas mit auf den Weg bekommen. Viel von der Kreativität in der Musik kommt definitiv von meiner jamaikanischen Seite. Von meiner chinesischen Seite habe ich dagegen die Arbeitsmoral und Disziplin erhalten. Meine Erziehung gestaltete sich auf jeden Fall sehr bunt.
Du hast zwei leibliche Brüder. Aber du bist auch mit vielen Pflegekindern aufgewachsen, um die sich deine Eltern gekümmert haben. Auch in dieser Hinsicht dürfte es also ziemlich bunt bei euch zugegangen sein …
Total. Bei uns waren wirklich viele Kinder im Laufe der Jahre, viele von ihnen auch in einem noch jungen Alter. Wir hatten zum Beispiel mal drei Schwestern, die alle noch keine sieben waren. Es war also immer laut, chaotisch - und lustig.
Und irgendwann kam dann dieser Tag, an dem du selbst erst ungefähr acht warst, an dem dir jemand einen iPod mit dem Album "Fearless" von Taylor Swift in die Hand gedrückt hat. Es heißt, das habe alles für dich verändert …
Ja, das war einschneidend. Ich traf nach langer Zeit mal wieder einen Cousin. Ich glaube, er wollte uns beeindrucken und reichte mir einen alten iPod Shuffle oder so …
Viele, die noch jünger sind als du, wissen wahrscheinlich gar nicht mehr, was das ist …
(lacht) Das stimmt. In jedem Fall befand sich "Fearless" darauf. Ich bin mit Gospels, viel christlicher Musik, R&B und Soul aufgewachsen. Taylor Swift war da schon etwas ganz anderes. Für mich war das eine Art Aha-Moment, weil es auf einmal Songs waren, die ich auch selbst spielen konnte. Ich konnte die Akkorde für einen Taylor-Swift-Song googeln, die Melodien mitsingen und mich mit den Texten identifizieren. Ich habe mich in "Fearless" wirklich verliebt.
Nur ein paar Jahre später bist du ihr dann bei den Brit Awards 2021 persönlich begegnet. Die eigenen Idole zu treffen, ist nicht ganz ohne, weil es immer auch enttäuschend sein kann. Wie war es für dich?
Auf keinen Fall enttäuschend! Meine erste Berührung mit ihr an diesem Tag war tatsächlich, dass sie mir ein paar Blumen in meine Garderobe geschickt hat, um mir viel Glück für meinen Auftritt zu wünschen. Eine Taylor Swift, mit all dem, was sie erreicht hat, macht das für eine Nachwuchssängerin aus Großbritannien - allein das war schon verrückt! Dann haben wir uns nach den Brit Awards getroffen und sie war einfach total süß. Aber ich glaube grundsätzlich, dass man nur enttäuscht werden kann, wenn man seine Idole auf ein seltsames Podest stellt. Mir ist sehr bewusst, dass letztlich halt jeder auch nur ein Mensch ist. In meiner Branche sind es alles Kreative, die versuchen, ihr Bestes zu geben, die Kunst zu veröffentlichen, die sie lieben.
Inzwischen ist Taylor Swift ja sogar so etwas wie ein Fan von dir. Als das Lied "Vertigo" herauskam, hat sie es auf X öffentlich gelobt. Du bist gerade bei einem ihrer Konzerte im Wembley-Stadion im Vorprogramm aufgetreten. Auch für Coldplay hast du eine Show dort eröffnet. Ganz zu schweigen davon, dass du ebenfalls bereits mit Dua Lipa and Ed Sheeran getourt bist. Musst du dich manchmal noch kneifen, um zu verstehen, dass all das wirklich passiert?
Ja, schon. Diese Support-Shows zu spielen, ist echt surreal. Zugleich gibt es aber auch so viele Dinge, die ich noch nicht getan habe - Meilensteine, die es für mich noch zu erreichen gilt. Eben zum Beispiel, jetzt mein Debütalbum zu veröffentlichen. Oder wie erst vor Kurzem, das erste Mal selbst durch Europa zu touren. Ich habe viel erreicht, aber seltsamerweise noch nicht so viel unter meinem eigenen Namen. Es ist aufregend, dass es in diesem Jahr endlich auch mal darum geht, meine eigene Welt aufzubauen, das Album herauszubringen und meine erste eigene Welttournee zu machen. Es fühlt sich an, als wäre es jetzt an der Zeit dafür.
Du sagtest es: Du warst schon auf eigener Tour in Europa. Da waren die Konzerthallen aber natürlich noch deutlich kleiner. Wie schwer fällt es dir, dazwischen zu switchen, mal vor ein paar hundert und mal vor zehntausenden Menschen zu spielen?
Beides ist auf unterschiedliche Weise herausfordernd. Wenn du mit anderen Künstlern in einem Stadion spielst, liegt der Druck weniger auf dir. Seltsamerweise bin ich dadurch auch weniger gestresst. Je intimer ein Raum ist, umso nervöser bin ich dagegen. Es ist doch so: Im Stadion sind vielleicht 100.000 Leute, die aber meine Songs nicht kennen, Bier verschütten und auch gar nicht richtig bei der Sache sind. An anderer Stelle sind es dann vielleicht nur 100 Leute, die aber meine Songs von Anfang bis Ende singen, wegen mir da sind und wegen mir die Tickets gekauft haben. Das finde ich letztlich deutlich befriedigender.
Stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Wann spielst du dein erstes eigenes Konzert im Wembley-Stadion?
(lacht) Oh Gott! Gib mir ein paar Jahre. Dann schaffen wir das.
Mit Griff sprach Volker Probst
Im Rahmen ihrer Welttournee tritt Griff im Herbst 2024 auch in Deutschland auf: Köln (18.11.), Hamburg (22.11.), Berlin (24.11.), München (27.11.)
Quelle: ntv.de