Soulröhre, die gern mal Gras raucht Joss Stone tanzt die Angst locker weg
30.07.2015, 14:44 Uhr
Joss Stone ist "nicht der Typ, der Trübsal bläst".
(Foto: Sony)
Schwerter, Stricke, Leichensack: Vor vier Jahren hatten zwei Männer mit Joss Stone Übles vor. Die seelischen Wunden sind noch nicht ganz verheilt, auch wenn ihr neues, vor Gute-Laune-Reggae strotzendes Album "Water For Your Soul" das Gegenteil vermuten lässt.
Joss Stone ist trotz ihrer erst 28 Jahre bereits ein alter Hase im Musikgeschäft. Schon mit 16 eroberte sie die Pop-Welt mit ihrem Debütalbum "The Soul Sessions" im Sturm. Danach kraxelte die unbekümmerte Britin mit dem markanten Soul-Organ von einem Erfolgsgipfel zum nächsten (ein Grammy, zwei Brit-Awards, über 13 Millionen verkaufte Tonträger). Das Leben von Joss Stone war ein einziger Rausch. Bis zum 14. Juni 2011, dem Tag, an dem unweit vom Landhaus der Sängerin zwei Männer festgenommen wurden. Diese hatten im Kofferraum ihres Autos Schwerter, Stricke und einen Leichensack versteckt. Zudem fand die Polizei im Wagen noch einen aufgezeichneten Grundriss vom Anwesen Stones.
Noch heute sitzen die beiden Männer im Gefängnis. Man braucht nicht allzu viel Fantasie, um sich auszumalen, was sie an jenem Tag wohl vorhatten. Vier Jahre ist das jetzt her. Doch Joss Stone hat die Ereignisse von einst immer noch nicht ganz verarbeiten können, wie sie n-tv.de im Gespräch mit zittriger Stimme verrät: "Ich gehe zu Hause nur noch mit meinen Hunden vor die Tür. Sie beruhigen mich; vor allem meine Sissy, eine Rottweiler-Dame, die sofort merkt, wenn etwas im Argen liegt. Ich gucke auch keine Horrorfilme mehr, habe Angst im Dunkeln. Das hat mich schon alles ziemlich mitgenommen."
Kraft und Licht durch Musik
Ein einziger Tag, der tiefe Narben hinterließ. Aber Joss Stone kämpft dagegen an. Helfen tut ihr dabei die mit Abstand größte Konstante in ihrem bisherigen Leben: die Musik: "Ohne die Musik wüsste ich nicht, wo ich heute stehen würde. Sie gibt mir immer wieder Kraft und bringt Licht in mein Leben", sagt sie. Ihre Stimme lockert hörbar auf, wenn sie über ihren Lebensinhalt redet. Da ist sie wieder, die Joss Stone, die Millionen Fans auf der ganzen Welt lieben: die energiegeladene Soul-Röhre, die gerne mal Gras raucht, mit Prinz Harry schäkert, Mick Jagger und Dave Stewart den Kopf verdreht und der sterilen Pop-Welt einen erfrischenden hippiesken Neuanstrich verpasst hat.
"Ich bin nicht der Typ, der Trübsal bläst. Ich liebe das Leben, die Menschen und die Musik. Dieser Tag wird auch irgendwann wieder aus meinem Gedächtnis verschwinden. Da bin ich mir ganz sicher. Ich habe seitdem zwei Alben aufgenommen, auf denen man, glaube ich, hört, dass ich mich nicht unterkriegen lasse."
Feuerwerk der guten Laune
Joss Stone lacht befreit auf. Vor allem ihr neues Album sprühe nur so über vor Lebensfreude, lässt sie uns wissen. Und fürwahr: "Water For Your Soul" ist ein richtiges Sommeralbum geworden. Viel Soul, viel eingängiger Pop und jede Menge Reggae-Vibes machen Stones siebtes Studiowerk zu einem wahren Feuerwerk der guten Laune. Inspiriert wurde sie für das Album während eines monatelangen Roadtrips durch Europa. Und von einem Mann, dessen Vater Musikgeschichte geschrieben hat: "Ich habe schon immer mit pointierten Reggae-Einwürfen gespielt. Seit ich aber Damien (Damien Marley, Sohn von Reggae-Legende Bob Marley) kennengelernt habe, komme ich von diesen ansteckenden Offbeat-Sachen nicht mehr los. Wenn diese Sounds um einen herumschwirren, kann man nur mit einem Grinsen durch den Tag spazieren."
Mit Damien Marley arbeitete Joss das erste Mal während der "Superheavy"-Phase im Jahr 2011 zusammen; eine Zeit, in der sie auch mit Großkalibern wie Mick Jagger und Dave Stewart zu tun hatte. Während dieser Wochen und Monate sei sie nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich gereift, sagt sie. "Wenn man mit solchen Leuten arbeitet, vergisst man die Welt um sich rum. Man atmet nur noch Geschichten und Musik ein. Alles andere spielt keine Rolle."
Abgehoben ist Joss Stone aber nie; weder aufgrund ihrer eigenen musikalischen Erfolge, noch wegen der unzähligen Superstars, mit denen sie mittlerweile auf Du und Du ist. Das Leben als Star hat sie nie wirklich interessiert. Ihr ging es immer nur um die Musik. Und daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert: "Ich wollte diesen ganzen Zirkus nie. All die roten Teppiche, die Pop-Star-Privilegien und das ganze oberflächliche Getue haben mich nie interessiert. Ich will nur singen. Das war schon immer das Einzige, was ich wollte."
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Quelle: ntv.de