"Du brauchst keine Besserwisser" Maite Kelly sendet "Nur Liebe"
28.03.2024, 16:17 Uhr Artikel anhören
Die Liebe bewegt sie einfach am meisten: Maite Kelly.
(Foto: Jens Hocher / Universal Music)
Einst war sie Teil der Kelly Family. Heute kommt in der Schlagerwelt niemand mehr an Maite Kelly vorbei. Der Titel ihres neuen Albums "Nur Liebe" ist Programm, auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollte. Mit ntv.de spricht sie zudem über die Löwin in ihr, Roland Kaiser und ihren Neffen bei "Let's Dance".
ntv.de: Mit Blick auf dein neues Album "Nur Liebe" wirst du mit den Worten zitiert: "Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, ein Album ohne das Thema Liebe zu machen. Ich bin kläglich daran gescheitert." Woran hat es denn gehakt?
Maite Kelly: (lacht) Anscheinend bewegt mich die Liebe am meisten. Das war bei mir schon als Kind so - immer Liebe, Liebe, Liebe. Tatsächlich habe ich viele Lieder für das Album geschrieben, aber letztlich waren die Besten dann doch immer mit dem Thema Liebe behaftet. Ich kann es wohl nicht anders. Das ist bei mir einfach so drin. (lacht)
Dabei handelt aber nicht jeder Song von glücklicher oder erfüllter Liebe. In Liedern wie "Das tut sich doch keiner freiwillig an" oder "Wer lieben will, muss fühlen" geht es auch viel um Trennungen, Herzschmerz, Sehnsucht oder On-Off-Beziehungen, wie man heute sagen würde. Warum treibt dich das so um?
Die Bandbreite der Themen rund um die Liebe ist noch nie so stark abgedeckt wie auf diesem Album. Es geht nicht nur um die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern um die Liebe auf allen Ebenen. Ein Song wie "Die Stille tut weh" etwa handelt eigentlich gar nicht von dem Schmerz, sondern besagt: Wenn die Liebe geht, dann folge ich ihr, weil ich weiß, dass sie mir den Weg zeigen wird. Beim Song "Nur Liebe" wiederum geht es zum Beispiel darum, Liebe in Freiheit leben zu können. Und ja, klar, dann gibt es auch einen Song wie "Das tut sich doch keiner freiwillig an". Er geht auf ein Gespräch mit einem guten Freund zurück.
Worum ging es da?
Er war in einer toxischen Beziehung mit einer Frau, die immer zwischen ihm und einem anderen Mann gependelt ist. Meine Reaktion war: "Bist du blöd? Das tut sich doch keiner freiwillig an!" (lacht) Das ist im Song natürlich Ironie pur. Aber mich fasziniert schon auch diese Paradoxie der Gefühle.
Heißt das, es fließen nach wie vor auch viele biografische oder sogar autobiografische Dinge in deine Texte mit ein?
Als Autorin erlaube ich mir mehr - und mein Publikum weiß dies zu schätzen. Auf meinem Vorgängeralbum "Hello!" war mit "Gefühle für 2" zum Beispiel ein Song, der sehr beliebt ist. Er ist aus der Sicht einer Frau geschrieben, die zwischen zwei Männern zerrissen ist. Das ist mir aber zum Glück nie passiert. Auch da war die Inspiration ein Freund, dem ich auf diese Weise sagen wollte, dass er nicht allein ist, sondern ich mit ihm fühle. Dann gibt es aber auch ein Lied wie "Ich singe meine Lieder" auf meinem neuen Album, das absolut autobiografisch ist.
Viele deiner Songs sind Mutmacher. Sie appellieren daran, nicht aufzugeben, aufzustehen und immer weiterzumachen. Würdest du dich selbst als kämpferisch bezeichnen?
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Auf der Suche nach Musik von Maite Kelly? Songs, Alben und Infos von ihr gibt es auf RTL+ Musik.
Vom Sternzeichen her bin ich Schütze. Aber in mir steckt anscheinend eine Löwin. (lacht) Vielleicht kommt das von meinem Vater, der Löwe war. Wie er bin ich Unternehmerin mit einer Riesencrew. Es braucht zum Beispiel sehr viele Menschen, die sich in den Arena-Shows um die ganze Technik kümmern. Meine Rolle dabei ist, Sorge dafür zu tragen, dass jeder Gehör findet. Das betrachte ich als meine Leitungsfunktion und meine Art, stark zu sein. Außerdem glaube ich, meine Crew weiß: Ich gehe für sie durchs Feuer, wenn es sein muss.
Auf jeden Fall hast du es geschafft, dich seit über 40 Jahren im Musikgeschäft zu halten. Du hast deinen Vater angesprochen. Überwiegen, wenn du auf die Zeit in der Kelly Family zurückblickst, eigentlich die positiven oder die negativen Gefühle bei dir?
Für all das Gute, das ich daraus mitnehmen durfte, bin ich dankbar. Ohne das, was ich dort lernen durfte, wäre ich niemals dort, wo ich jetzt bin. Ich würde meine Kindheit nicht romantisieren. Mein Vater war alleinerziehend. Er war ein Aussteiger und Hippie. Wir waren bettelarm. Ohne Heizung zu leben, ist schon etwas, das man nicht vergisst. Zugleich habe ich daraus aber auch lernen dürfen, dass man sich aus solchen extremen Armutsverhältnissen herauskämpfen kann. Das ist auch etwas, das ich jungen Künstlern aus einer gelebten Erfahrung heraus mitgeben möchte, denen oft abgeraten wird, ihren Berufungsweg zu gehen: Folgt eurem Herzen. Alles ist möglich. Mit Fleiß und langem Atem ist jeder Traum erlebbar.
2011 hast du dir mit dem Sieg bei "Let's Dance" sicher auch einen Traum erfüllt. Aktuell nimmt dein Neffe Gabriel an der RTL-Show teil. Guckst du das eigentlich?
Ich habe keinen Fernseher. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass meine Neffen und Nichten alle ihre Wege gehen. Zu glauben, man müsse ihnen wie ich mit 44, mit 50 oder 60 ungefragt reinreden, ist eine Überheblichkeit, die ich mir nicht erlaube. Deshalb bin ich nur ein stiller Beobachter, der ab und an mal online bei RTL reinguckt und sich die Performance da ansieht. Aber ich kommentiere das nicht. Wenn du in deinem Leben gerade neue Dinge ausprobierst, brauchst du Familienmitglieder, die dir im Stillen ganz viel Liebe schicken, dich aber ansonsten einfach in Ruhe machen lassen. Du brauchst keine Besserwisser - schon gar nicht in Form einer Tante, die mal gewonnen hat.
Gehen wir noch einmal in deine Kindheit zurück. Du sollst schon damals jede Menge Texte geschrieben haben. Neben deinen Liedern verfasst du inzwischen auch Bücher. Bist du eigentlich eher eine schreibende Sängerin oder eine singende Autorin?
Grundsätzlich bin ich Autorin und Schreiberin. Würde ich meine Stimme verlieren, würde ich ihr nicht unbedingt nachweinen. Bei meinem Verstand, der all die Texte hervorbringt, sähe das anders aus. Schon als Kind habe ich Kinderlieder für meine Neffen geschrieben. Ich war Babysitterin und habe später auch als Kindergärtnerin in Afrika gearbeitet. Dann habe ich vor zehn Jahren damit angefangen, Kinderbücher zu schreiben, als das noch nicht so angesagt war wie heute.
Das sind inzwischen richtig viele …
Ja, mit der "Hummel Bommel" und mit "Püttchen" haben wir bereits 25 Bücher gemacht. Mittlerweile produzieren wir Animationen. Ich glaube, hier ist sehr greifbar, dass es mich schon lange als Autorin gibt. (lacht)
Auf deinem neuen Album gibst du als Autorin deinen Zuhörerinnen und Zuhörern auch die eine oder andere Friedensbotschaft mit auf den Weg. Auf Frieden zu hoffen, fällt aktuell jedoch ziemlich schwer. Bist du eigentlich ein politisch interessierter Mensch?
Natürlich! Zuerst bin ich Mutter. Zweitens bin ich ein Gemeinschaftsmensch als Mitbürgerin und Kleinunternehmerin. Und drittens versuche ich, als Künstlerin mein Leben und das Leben anderer zu fördern. Ich bin politisch interessiert und hege die Philosophie, meine politischen Überzeugungen vorzuleben - als Bürgerin und in dem Rahmen, der in meiner Gemeinschaft möglich ist. Ich bin ein Taten-Mensch. So sehr ich auch mit Worten spiele, gehe ich nicht mit ihnen hausieren.
Einer, der mit seiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg hält, ist Roland Kaiser, mit dem du den Sensationshit "Warum hast du nicht nein gesagt" gesungen hast. Er soll gesagt haben, dass er mit dir kein Duett mehr singen will …
Da sind wir Partner in Crime. Ein solches weiteres Duett wäre unmöglich zu reproduzieren. Er schrieb mir vor ein paar Tagen und bat mich um Songs für sein neues Album, da sein größter Hit vom letzten Album auch von meinem Writing-Team kam. Anders, als es die Klatschpresse darstellen will, stehen wir uns nach wie vor unverändert nah.
Tatsächlich war auch Roland Kaisers eigentliche Aussage, dass ihr den Erfolg in dieser Form einfach nicht mehr wiederholen könntet …
Genau. Und darin waren wir uns auch immer einig. Manche Dinge sollte man einfach so stehen lassen, sonst könnte es wie bei einem schlechten Sequel enden: Man macht den ersten Film damit kaputt. So genießen wir das, was wir mit dem Lied erreicht haben, und versuchen erst gar nicht, daran anzuknüpfen. Aber wir treffen uns regelmäßig auf der Bühne und auch privat. Er ist gerade auf Weltreise. Und was macht der Verrückte? Er schreibt mir nachts um halb eins eine Nachricht …
In dem Song "Es ist noch nicht vorbei" auf deinem neuen Album geht es darum, das Leben zu feiern. Gleichwohl hast du in der Vergangenheit erklärt, deine Kraft werde womöglich nur für eine bestimmte Anzahl an Alben reichen. Wie lange gilt "Es ist noch nicht vorbei" für deine Karriere?
Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Stimmt, nach meinem Erfolgsalbum "Sieben Leben für dich" (erschienen 2016, Anm. d. Red.) sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich vielleicht sieben Alben machen werde. Ich bin jetzt bei Album vier und glaube schon, dass da zumindest noch drei kommen werden. Aber wenn ich dann an Cher denke … vielleicht werden es auch doch noch deutlich mehr.
Mit Maite Kelly sprach Volker Probst
2025 geht Maite Kelly mit dem neuen Album "Nur Liebe" auf Tour: Erfurt (30.01.), Stuttgart (31.01.), Rostock (07.02.), Magdeburg (08.02.), Köln (09.02.), Hamburg (13.02.), Hannover (14.02.), Freiburg (15.02.), Berlin (20.02.), Chemnitz (21.02.), Regensburg (22.02.), Mannheim (05.03.), Leipzig (07.03.), Bielefeld (08.03.), Dortmund (09.03.)
Quelle: ntv.de
