Beasto Blanco über "Kinetica" "Uns geht es um die Show und den Respekt"
27.07.2024, 15:07 Uhr Artikel anhören
Treten mit ihrem neuen Album "Kinetica" Ende Juli auf dem Wacken Open Air auf: Beasto Blanco.
(Foto: Beasto Blanco)
Jahrelang tourten Chuck Garric und Calico Cooper mit Schockrocker Alice Cooper um die Welt - Garric als Bassist und Cooper als sadistische Krankenschwester ihres berühmten Vaters - eine Rolle, die sie von ihrer Mutter Sheryl geerbt hatte. Seit 2012 stehen sie aber meist ohne die Rocklegende auf der Bühne. Da gründete Chuck Garric die Band Beasto Blanco und ging ein Wagnis ein, indem er Calico Cooper - eigentlich keine Sängerin, sondern Schauspielerin und Tänzerin - zu sich ans Mikrofon holte. 14 Jahre und fünf Alben später ist klar: Das Wagnis hat sich gelohnt. Mit ihren Bandmitgliedern Chris "Brother" Latham (Gitarre), Jan LeGrow (Bass) und Sean Sellers (Schlagzeug) touren die Schöne und das Beasto regelmäßig durch die USA und Europa und stechen sogar mit der "Monsters of Rock"-Kreuzfahrt und der "MegaCruise" auf hohe See. Im Interview mit ntv.de sprechen der Frontmann und die Sängerin nun über ihre besondere Verbindung zu Deutschland, ihr neues Album "Kinetica" und die Entwicklung ihrer Alter Egos.
ntv.de: Chuck, du kanntest Calico schon sehr lange, bevor du sie 2012 gebeten hast, Beasto Blanco beizutreten. Was hast du in ihr gesehen?
Garric: Als ich mit Alice Cooper auf Tour war, sah ich Calico Abend für Abend auftreten und lernte sie richtig kennen. Mir wurde klar, dass sie eine solche Faszination für Musik und Kunst hat. Und sie konnte sich schnell an Texte erinnern, zu jedem Lied mitsingen - in der richtigen Tonart ...
Cooper: ... und das ist wichtig! (lacht)

Chris Latham, Calico Cooper, Chuck Garric und Jan LeGrow (v.l.n.r.) ergeben gemeinsam Beasto Blanco.
(Foto: Beasto Blanco)
Garric: ... und als ich Beasto visualisierte - bevor ich überhaupt eine einzige Note für unser erstes Album geschrieben hatte - dachte ich, ich muss einen Weg finden, Calico einzubauen, weil ich es aufregend fand, wenn sowohl die Platte als auch die Live-Shows unsere Dynamik hätten. Es begann begrenzt mit nur ein paar Songs. Aber als sie im Studio den weiblichen Part von "Breakdown" sang, wurde uns plötzlich klar: Moment mal, wir haben hier etwas. Wir müssen sie schnell zu mehr Material hinzufügen. Während sie dachte, dass sie nur den einen Tag mit uns aufnehmen würde, ahnte sie nicht, dass ich mir schon den Plan ausdachte, wie wir die Welt erobern würden. (lacht)
ntv.de: Calico, was hat dich letztendlich überzeugt, unter die Sängerinnen zu gehen?
Cooper: Ich komme offensichtlich aus einer musikalischen Familie und kann eine Melodie tragen. Aber ich hatte es nie erforscht. Ich singe, was du mir sagst, was ich singen soll. Als Schauspielerin kann ich Janet Jackson oder Celine Dion nachahmen. Und zufällig klingt es großartig. (lacht) Als ich also Chuck sagte, ich sei keine Sängerin, antwortete er: "Dann spiel einfach eine!" Das habe ich ein paar Alben über gemacht, bis ich tatsächlich eine wurde. Erst jetzt mit "Kinetica" habe ich nicht versucht, wie jemand anderes zu klingen. Und ich habe meine eigenen Texte gesungen. So wurde ich in "Lowlands" zu einer Sumpfhexe und diese Stimme, die 80 Mal größer war als ich, kam zum Vorschein. Dann haben wir "Skull Rider" aufgenommen, wo auf einmal diese Metal-Stimme aus mir herauskam. Also habe ich einfach so weitergemacht und zum ersten Mal meine Stimme gefunden, die mir gefällt und auf die ich so stolz bin.
Garric: Das war cool, wie Calico nicht nur ihren Gesang oder ihre Stimme entdeckt hat, sondern auch ihre Texte und ihre Melodien. Sie war am gesamten Prozess beteiligt. Vorher haben wir uns die ganze Zeit gegenseitig ins Gesicht geschrien, jetzt waren wir beide Leadsänger. (beide lachen) Es ist wirklich cool, Teil dieser Reise zu sein. Und ich kann mir nur vorstellen, wie aufregend es für die Zuhörer ist, daran teilzunehmen.
ntv.de: "Kinetica" ist eine wirklich gut durchdachte Mischung aus Hard Rock, Balladen und sogar einigen Mainstream-Radio tauglichen Pop-Elementen. Was war eure Vision für die Platte?
Garric: Danke, dass Du die Platte und die vielen Veränderungen rausgehört hast, die wir durchlebt haben. Es war sehr aufregend für uns. Unser Produzent, Chris Harms - der Sänger von Lord of the Lost - hat uns "Run For Your Life" geschickt - ohne Text, nur ein Ausschnitt der Melodie. Ich habe es sofort geliebt, es war ein großartiger Ansatz - auch, was seine Vorstellung für die Melodie des Gesangs betraf. Chris hat in dieser Falsett-Mädchenstimme gesungen, was wirklich urkomisch war. Total hochopernhaft. (lacht) Calico hat am Ende einige seiner Vocal-Sounds verwendet.
Cooper: (lacht) Ja, das war etwas, das ich sonst nie gemacht hätte. Aber als ich Chris hörte (Calico imitiert die hohen Töne, Anm. d. Red.), dachte ich: Das könnte ich schaffen.
Garric: Irgendwann meinte Chris: "Ich habe diesen Song, der, ähm ... ich weiß nicht, ob er dir gefallen würde, aber ich glaube, ich kann deine Stimme darauf hören." Es war "Diamond in the Dirt". Ich dachte, das ist so außerhalb unserer Größenordnung, die Jungs werden mich für verrückt halten, weil er ein bisschen zu poppig für uns ist. Also habe ich sichergestellt, dass der Text stimmt und ihn ganz allein eingesungen und bespielt. Dann habe ich einfach eine E-Mail geschickt. Ich sagte: "Hey Leute, hört unvoreingenommen zu, lasst mich wissen, was ihr von dem Song haltet". Und sowohl Brother Latham als auch Calico sagten: "Das ist großartig!" Die Fähigkeit, sich für etwas Neues zu öffnen, sich selbst herauszufordern, hat auch die Türen für die Ballade "Kill Us Off With A Smile" geöffnet. Wir sind also definitiv unvoreingenommen in diese Platte gegangen. Wir wollten ein paar Pop-Elemente aufgreifen oder Blues und elektronische Sounds einfließen lassen, aber dem Ganzen immer noch den besten Twist geben. Für mich ist es einfach eine wirklich schöne Mischung aus dem, wozu wir in der Lage sind.
ntv.de: Was unterscheidet "Kinetica" von euren früheren Alben?
Garric: Wir haben schon immer mal Leute außerhalb der Band eingesetzt, die unsere Texte und Musik geschrieben haben - wir sind von sehr talentierten Menschen umgeben. Aber es war bei dieser Platte das erste Mal, dass wir mit externen Songwritern gearbeitet haben. Ich liebe es, die verschiedenen Herangehensweisen an unsere Musik zu hören. Chris Harms hat uns mit seinen Songs eine schöne Grundlage gelegt, auf der wir aufbauen und sie in Beasto-Texte verwandeln konnten. Und ich war einfach völlig überwältigt von der Liebe zu dem, was wir bis zu diesem Zeitpunkt bereits geschaffen hatten. Songs wie "Lowlands", "Fight" und "Nobody Move" waren Songs, bei denen wir unser eigenes Ding gemacht haben.
ntv.de: Am auffälligsten ist, wie hoch dein Gesangsanteil bei dieser Platte ist, Calico. War das von vornherein geplant oder ein natürlicher Prozess?
Cooper: Ich spiele Metal- und Hardrock-Songs stimmlich wie Heavy Metal und Hardrock, aber ich performe sie bei Live-Shows wegen meines Tanzhintergrundes wie ein Popstar. Je mehr ich das tat, desto mehr kam meine echte Stimme live heraus. Chuck bemerkte es und begann mit diesem Gedanken im Hinterkopf zu schreiben. Aber wir wollen immer das Beste für alle Lieder. Es gibt kein Ego. Wenn etwas besser klingt, wenn er es singt, weil es Eier braucht, werde ich nicht sagen: "Aber ich hab auch Eier!" Und andersrum: Eigentlich sollte Chuck die Ballade singen. Bis er im letzten Moment gesagt hat: "Ich glaube, sie gehört Calico." Dabei hat er immer die Balladen gesungen. Und so gab er mir immer wieder diese Gelegenheiten zu singen. Außerdem schreiben wir die meisten Songs mit der Vorstellung, wie wir sie live spielen werden. Diese Platte spiegelt das wirklich wider. Es ist, als hätten sie mich darauf vorbereitet, mit "Lowlands" einen Homerun zu schlagen, weil sie wussten, wie ich es performen werde.
Garric: Für mich geht es nicht darum, wer singt. Ich schaue mir die Aufnahmen nicht an und sage: Okay, es sind elf Lieder, also singe ich sechs und sie fünf oder umgekehrt. Ich denke immer an die Show. Was wird das Beste und Unterhaltsamste für die Fans? Und es ist offensichtlich, dass, wenn wir diese Gesangsdynamik haben, es reine Unterhaltung ist. Bei uns weißt du nicht, was du bekommen wirst, wenn der Song beginnt. Uns beiden geht es um die Show und auch um den Respekt füreinander. Wir hatten sogar externe Texter, die uns Texte zukommen ließen. Und wenn etwas besser war als das, was wir hatten, haben wir einfach die genommen, weil wir den Schwung beibehalten wollten.
ntv.de: Zwischen den männlichen Charakteren sticht Machine Girl am meisten heraus. Wie entwickelt man so ein Alter Ego?
Cooper: Machine Girl wurde auf der Bühne geboren. Es gab nie einen Plan für mich, einen Charakter zu haben. Als die Shows weitergingen, fand ich, dass Chucks Charakter Wolfman so in-your-face ist, so Heavy Metal, wie ein Höhlenmensch. Als Schauspielerin war ich in erster Linie eine Reaktion darauf und dachte mir: Was wäre, wenn sie diese hochintelligente Maschine wäre? Das Gegenteil von einem grunzenden, schmutzigen Mann - eine Hochleistungstechnologie. So fing ich einfach an, damit herumzuspielen. Und Chuck hat wirklich gut darauf reagiert. Je schlauer ich wurde, desto rauer wurde er. Sogar unsere Körper sind zusammengerückt. Je mehr er herumstampft und schwitzt, desto weiblicher werde ich. Es ist wie eine Schauspielübung.
Garric: Das hast du gut gesagt. Wir haben sogar Requisiten für Machine Girl auf der Bühne, um sie einzigartig zu machen und ihr ihre eigene Identität zu geben. Wenn man eines aus diesem Interview mitnehmen sollte, dann, dass man merkt, dass Calico sich ihrer selbst nicht sicher war. Sie war verletzlich. Sie war sich nicht sicher, ob sie singen konnte. Aber sie hat es versucht, hat nicht nein gesagt und ihr Ego beiseitegelegt. Ich denke, alle Frauen jeden Alters können sich wirklich damit identifizieren, ihre eigene Identität zu finden. Daher war es für uns sehr wichtig, dass sie die Macht fühlt, um diese vier Jungs auf der Bühne beiseite zu schieben, nach vorne zu gehen und den Song zu singen und uns dabei zuzusehen, wie wir sie dabei unterstützen. Ich denke, es ist sehr ermutigend. Die Botschaft, die Calico sendet, ist, dass du genug bist. Du bist gut genug. Mach es einfach. Und wenn du es tust, verliere dich selbst, ohne Entschuldigung.
ntv.de: Was sind nun eure Pläne mit "Kinetica", geht ihr auf Tour?
Garric: Wir spielen ein paar Shows und dann sind wir auf dem Wacken Open Air, darauf freuen wir uns sehr. Ich bin schon mehrmals dort aufgetreten, aber es wird mein erstes Mal mit Beasto Blanco sein - definitiv eine Erfahrung, auf die ich mich wirklich freue. Dann supporten wir im September Lord of the Lost in den USA, vom Mittleren Westen bis hin zur Westküste. Und dann, im Oktober/November, sind wir wieder in Europa, treten ein paar Mal allein auf und schließen uns dann den Dead Daisies an. Wir haben also einen ziemlich guten Tourplan für den Release, der den Fans die Möglichkeit gibt, uns zu erleben.
ntv.de: Beasto Blanco sind Deutschland ein Stück weit verbunden: Ihr seid sehr oft und hier und habt sogar euer Album hier aufgenommen. Sind die Shows oder die Fans hier anders als in anderen Ländern?
Garric: Ich glaube, Metal-Fans sind sich sehr ähnlich. Der einzige Unterschied ist: Wenn deutsche Fans auf deine Band stehen, ist es tollwütig. Sie werden verrückt. Und es ist wirklich aufregend und erinnert mich ein bisschen an Spanien und die Leute dort. Aber Metal, Rock'n'Roll, der Lebensstil, die Kleidung, die Denkweise - das wird hier alles gelebt und geatmet. In den USA auch, versteh mich nicht falsch. Das ist das Schöne am Metal, dass es diese Sammlung von uns Spinnern und Freaks gibt, wenn man uns alle in einen Raum bringt. Und es ist erstaunlich zu sehen, wie alle zusammenarbeiten, vor allem beim Thema Crowdsurfing. Man sieht teilweise, wie dieselbe Person innerhalb eines Songs mehrfach zur Bühne zurückkommt und fragt sich, wie sie das schafft - sie muss über 20.000 Leute gehen, nur um dahin zu gelangen, wo sie angefangen haben. Ich liebe es. Und Deutschland war sehr gut zu uns. Wir freuen uns darauf, rauszugehen und vor unseren deutschen Fans zu spielen.
Cooper: Wir machen so theatralische Rockshows und haben keine Angst davor, albern oder übertrieben zu sein. Das gibt dem Publikum irgendwie die Erlaubnis, zu sagen: Okay, diese Leute sind völlig durchgeknallt, und so können wir mitsingen, auch wenn wir den Text nicht kennen. Das ist noch etwas, das ich an den deutschen Zuschauern liebe: Sie sind so musikalisch, dass sie, selbst wenn Englisch nicht ihre Muttersprache ist oder sie kein Englisch verstehen, auf die Kadenz und die Tonhöhe achten. Wenn ich das Mikrofon in Richtung Publikum halte, wiederholen sie die Noten und den Klang, das ist unglaublich.
ntv.de: 2017 habt ihr das Album "Live from Berlin" veröffentlicht. Warum habt ihr euch gerade für dieses Konzert entschieden?
Garric: Wir haben in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin (mittlerweile Uber Arena, Anm. der Red.) gespielt und hatten einige wirklich großartige Reaktionen von dem Headliner-Act und dessen Publikum. Sie haben zufällig auch ihr Konzert gefilmt und die Firma kam zu uns und sagte, dass sie gern unsere Show aufzeichnen würden. Als wir die Dateien zurückbekamen, waren wir so beeindruckt davon, wie wir klangen, dass wir es einfach tun mussten. Ich war so aufgeregt, eine Live-Platte zu haben, weil ich wirklich das Gefühl hatte, dass es für die Leute wichtig war, zu verstehen, wie es ist, Teil einer Beasto-Show zu sein.
ntv.de: Calico, du hast mal gesagt, du könntest kein Instrument spielen, selbst wenn du wolltest, weil du so sehr mit deinem Körper beschäftigt bist. Was meintest du damit?
Cooper: Mein Körper ist irgendwie mein Instrument. Ich habe so viel Respekt davor, in der Lage zu sein, gleichzeitig zu singen und zu spielen, wie Chuck es mit seiner Gitarre tut. Wenn ich mich zu einem Niveau verpflichte, schmähe ich meine Leistung, wenn ich ein Instrument vor mir habe, das erfordert, dass ich aus meinem Körper auschecke. Ich weiß, dass ich besser bin, wenn ich voll verfügbar bin. Wenn ich zu viel zu tun habe, verliere ich die Verbindung zum Publikum. Als jahrelange Tänzerin ist mein Körper mein Instrument, mit ihm drücke ich mich aus. Außerdem, mein Gehirn - Gott segne es - funktioniert auf so magische Weise, aber Instrumente spielen gehört nicht dazu. Die Leidenschaft ist nicht da. Ich mache auf der Bühne auch eine komplette Cardio-Performance. Das erlaubt mir, an Orte zu gehen, an die Leute, die singen und spielen müssen, nicht können. Und ich habe meine Requisiten, die quasi eine Verlängerung meines Körpers sind.
ntv.de: Chuck, sei ehrlich, hat Calico dich oder eins der Bandmitglieder jemals mit ihrem Schläger, der CO2-Pistole oder anderen Requisiten verletzt?
Garric: Sie hat sich selbst mehr Schaden zugefügt als jedem von uns auf der Bühne, um ehrlich zu sein. (lacht)
Cooper: (lacht) Wenn jemandem etwas Schlimmes passiert, dann mir. Diese CO2-Pistole wird nach dem Abfeuern so kalt, dass sie deine Haut einfach abzieht, wenn du sie berührst. Ich weiß eigentlich genau, wie ich sie benutzen, wohin ich zielen muss. Aber eines Abends haben wir auf einem Festival gespielt und ich war so müde, dass ich einfach meinen Arm fallen ließ und sie gegen mein nacktes Bein prallte. Mir fehlte danach ein golfballgroßes Stück Haut.
ntv.de: Ihr seid zurzeit mit Alice Cooper auf Europatournee. Seid ihr noch immer vollwertige Mitglieder seiner Gruppe oder tourt ihr nur noch mit ihm, wenn ihr die Zeit dafür habt?
Cooper: Ich habe den Job 13 Jahre lang gemacht und jede Sekunde davon genossen. Als ich aufgehört habe, um mich dem Film und Fernsehen zu widmen, hat meine Mutter ihren Job als sadistische Krankenschwester wieder übernommen und die letzten 15 Jahre ausgeführt. Zurzeit springe ich nur für sie ein, weil sie ein paar medizinische Probleme hatte und die Tour nicht stemmen konnte. Da wir mit Beasto eh nach Europa kommen wollten, bin ich einfach einen Monat früher gekommen. Es ist, als würde man zum Highschool-Klassentreffen zurückkehren und all die alten Gesichter sehen. Jetzt, wo es nicht mehr mein Job ist, habe ich einen Riesenspaß, weil ich völlig losgelöst bin. (lacht) Ich bin nicht mehr so unsicher wie in meinen 20ern, ich bin bei mir angekommen, mir ist alles egal. Chuck balanciert Beasto und Alice weiterhin, er ist zehn Monate im Jahr weg.
Garric: Wir haben dieses Jahr definitiv versucht, die Lücken, die durch Alice Coopers Pausen entstehen, mit der Veröffentlichung von "Kinetica" zu füllen und die Festivalsaison zu nutzen. Wir hatten das Glück, dass uns der Wacken-Gig angeboten wurde, dass wir in der Lage sind, alles irgendwie miteinander zu verbinden und so viel wie möglich aus dem Release herausholen können.
ntv.de: In den vergangenen Jahren hat es in den Medien viele Diskussionen um sogenannte Nepo-Babys - also privilegierte Kinder von berühmten Eltern - gegeben. Hast du davon profitiert, Alice Coopers Tochter zu sein?
Cooper: Die Fans meines Vaters sind so unglaublich und eingefleischt, dass es albern wäre zu sagen, dass sie Beasto nicht anziehen würde, weil ich nicht seine Tochter und Chuck sein Bassist sind. Sie waren die ersten, die uns eine Chance gegeben haben. Aber als Dankeschön dafür, dass sie blind zu unseren Shows gekommen sind, wollte ich sicherstellen, dass das, was wir tun, wirklich gut ist. Wenn es ihnen gefiel, erzählten sie es ihren Freunden und dadurch bekamen wir Gelegenheiten, mit Halestorm zu touren und bei den "MegaCruises" von Megadeth aufzutreten. Ich kenne viele Kinder in meiner Position, die es voll und ganz ausnutzen, dass sie mit einem berühmten Nachnamen geboren wurden und andere, die auf keinen Fall wollen, dass man ihre Eltern erwähnt. Aber wenn mein Vater Staubsauger herstellen würde und der - meiner Meinung nach - beste Staubsaugeringenieur der Welt wäre, würde ich alles wissen wollen, was ich von dem Meister lernen kann. Das habe ich gemacht und es stellte sich heraus, dass ich auch ein Händchen dafür habe.
Ein großer Fehler, den viele Kinder in meiner Position machen, ist, zu behaupten, dass sie nie Hilfe bekommen haben. Okay - hat euch Alice Cooper oder die Alice-Organisation jemals Beasto ins Gesicht gedrückt? Nein. Aber aufgrund der Tatsache, dass ich in Privilegien hineingeboren wurde, habe ich die Zeit, in so etwas zu investieren. Wohingegen Leute, die ich kenne, die genauso talentiert sind wie ich, nicht die Zeit haben, weil sie sich um ihre Familie kümmern oder dies oder jenes tun müssen. Das ist der Vorteil, den ich habe - und ich verspreche, ihn niemals zu vergeuden. Ich arbeite dreifach so hart, um allen das Beste zu geben, was ich kann, damit es nie als selbstverständlich angesehen wird.
ntv.de: Chuck, du bist selbstverständlich nicht Alice Coopers Sohn (Garric lacht), aber ihr seid schon lange miteinander verbunden. Hast du die Verbindung jemals genutzt, um ein paar Türen für Beasto Blanco zu öffnen?
Garric: Nein, ich habe Alice nie als Köder verwendet. Als ich Beasto gegründet habe, war ich bereits als Bassist von Alice Cooper etabliert. Ich werde Alice nicht um etwas anderes bitten als das, was er mir anbietet. Er spielt uns ab und an in seiner Radioshow. Aber ich bekomme so viel von diesem Typen, wenn ich einfach nur mit ihm im Aufnahmestudio, auf Tour oder beim Abendessen bin. Er bietet eine Menge, nicht nur musikalisch gesehen. Er ist eine wirklich beruhigende Person, die man als Freund gern um sich herum hat. Wir kümmern uns gegenseitig umeinander und richten uns gegenseitig auf. Alice sieht Beasto genauso gern erfolgreich, so wie ich auch jeden Abend mein Bestes für ihn geben möchte, damit er weiterhin das tun kann, was er so gerne tut.
Mit Calico Cooper und Chuck Garric sprach Linn Penkert
"Kinetica" ist ab sofort überall erhältlich
Quelle: ntv.de