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Wenn die Spießermaske fällt Der Gott des Gemetzels

Am Rande ihrer Selbst: Kate Winslet.

Am Rande ihrer Selbst: Kate Winslet.

(Foto: dapd)

Kate Winslet übergibt sich, und wir gucken ihr tatsächlich gerne zu, denn sie tut es mit Grandezza. Wenn andere Menschen ihre Fassade verlieren, dann sitzen wir zwar besserwisserisch davor, wissen doch aber genau, dass es uns exakt so auch passieren könnte.

Ein Bühnenspaß als Kino-Knaller: Der quasi wiederauferstandene Altmeister Roman Polanski hat Yasmina Rezas internationalen Theaterhit "Der Gott des Gemetzels" als Star-Parade auf die Leinwand gebracht. Die Oscar-Preisträger Jodie Foster, Kate Winslet und Christoph Waltz sowie John C. Reilly, der immerhin vor acht Jahren für seine Leistung in "Chicago" für den Oscar nominiert wurde, sorgen für schauspielerische Klasse.

Das hochkarätige Hollywood-Quartett spielt zwei Ehepaare, die erstmals zusammenkommen. Die Vier treffen sich in der Wohnung des einen Paares, nachdem sich die etwa zehnjährigen Söhne auf dem Spielplatz eine kleine Prügelei geliefert haben. Zunächst geht es beim Kennenlernen der Eltern zivilisiert zu. Bald aber fallen die Masken des antrainierten guten Benehmens und die braven Bürger verwandeln sich in Bestien.

Hier ist man noch zivilsiert ...

Hier ist man noch zivilsiert ...

(Foto: dapd)

Wie an vielen Theatern weltweit, kann auch die vom 78-jährigen Roman Polanski routiniert inszenierte Kinoadaption ein Publikum begeistern, das gern schadenfroh über das schlechte Benehmen von anderen Menschen lacht. Stilistisch ist das ohne Überraschungen. Polanski verlässt sich ganz auf die Zugkraft seiner Stars.

Die vier Akteure enttäuschen nicht. Sie überzeugen als Solisten und im Ensemble. Den Vogel schießt Kate Winslet mit einer Szene ab, in der sie es schafft, ihren Mageninhalt über eine halbe Wohnzimmereinrichtung und die Kleidung ihres Partners Christoph Waltz zu verteilen und dabei trotzdem noch attraktiv und komisch zu wirken.

Wie schon das Stück, so illustriert auch der Film effektsicher die These, dass in jedem Mensch ein Ungeheuer lauert. Die Darsteller zeigen das mit spürbarer komödiantischer Lust. Der Charakter eines Kammerspiels bleibt dabei durchgehend erhalten. Filmisch gibt es keine Überraschungen. Freunden ausgefeilter Schauspielkunst jedoch wird ein ausgesprochenes Fest geboten.

Quelle: ntv.de, Peter Claus, dpa

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