"Falscher Hase" Der Frankfurter "Tatort" im Schnellcheck
01.09.2019, 21:55 Uhr
Ein bisschen wie bei "Fargo": Birgit und Hans-Jochen Lohmann im "Tatort - Falscher Hase".
(Foto: HR/Bettina Müller)
"Biggi - Sehnsucht nach was Besseres" - so oder ähnlich könnte der Alternativtitel des Frankfurter "Tatorts" lauten: In einer Welt der Strickjacken, Miniplis und Sofagarnituren fahren die Lohmanns ihre Firma an die Wand. Am Ende muss Biggi in den Knast. Zurück bleibt Hajo mit seinem Toast Hawaii.
Das Szenario
Bitterkalt ist es im Revier. Alle schlottern, tragen Mützen und Schals, Norwegerpullis und dicke Jacken - die Heizung ist kaputt, während von draußen der eisigste November aller Zeiten nach den Menschen greift. Zum fröstelnden Herumsitzen haben die Kommissare Brix (Wolfram Koch) und Janneke (Margarita Broich) jedoch gar nicht allzuviel Zeit, denn es gilt einen mysteriösen Mordfall aufzuklären. Bei einem Einbruch ins Büro der Firma Lohmann, einem mittelständischen Unternehmen in Sachen Solar-Technik, wird dem Chef das Ladens, Hajo Lohmann (Peter Trabner), ins Bein, dem Wachmann Jürgen Röhrig (Thorsten Merten) mitten in die Stirn geschossen. Biggi Lohmann (Katharina Marie Schubert) kommt mit einem Schock davon.

Die Kommissare Janneke und Brix müssen in einem eisigen November ein mysteriöses Verbrechen aufklären.
(Foto: HR/Bettina Müller)
Doch die Eulen sind nicht, was sie scheinen: Biggi hat etwas auf dem Kerbholz, Witwe Röhrig wäre es fast gar nicht aufgefallen, dass Männe weg ist und die undurchsichtigen Typen von Feinkost Kremer - der schlicht gestrickte Rick (Friedrich Mücke), sein Bruder Guy (Werner Daehn), der harte Hund, und dessen grazile Gattin Anouk (Johanna Wokalek) - haben auch einiges zu verbergen. Aber die Spuren sind schwer zu lesen, denn auch als Biggi schließlich mehr und mehr unter Verdacht gerät, versteht sie es, nicht nur Hajo im Krankenhaus, sondern insbesondere auch Kommissarin Janneke mit ihrem raffinierten Hackbraten, dem titelgebenden "Falschen Hasen", abzulenken und zu umgarnen.
Die eigentliche Botschaft
Es ist ein bisschen wie in den Filmen der Coen-Brüder, die Regisseurin Emily Atef als eine ihrer Inspirationsquellen benennt: Auch deren Helden, sei es in "Fargo" oder "Ein einfacher Plan", zerbrechen letztlich an kleinen Details. Ans Gangsterdasein nicht gewöhnt, ist es ihre Naivität, ihre etwas zu optimistische "Wird schon hinhauen"-Attitüde, mit der sie sich letztlich, um im Bild zu bleiben, selbst ins Knie schießen.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Neben der superben Strick-Kollektion, den schrägen Frisuren, Speisen und Wohnungen ganz sicher auf der Kantinen-Agenda: der superbe Soundtrack. Wer noch rätselt, um welche Songs und Interpreten es sich gehandelt haben mag, für den naht hier die Auflösung: Es sangen Jennifer Rush ("The Power Of Love"), Glen Medeiros ("Nothing's Gonna Change My Love For You"), Don Henley ("Boys Of Summer") und der zweifache ESC-Sieger Johnny Logan ("Hold Me Now").
Der Plausibilitätsfaktor
That's Entertainment. Nicht mehr und nicht weniger. Plausibel mag das in weiten Teilen nicht gewesen sein, aber dafür ganz besonders unterhaltsam und kurzweilig.
Die Bewertung
10 von 10 Punkten. Perfekt gestrickter Krimi, dem die Balance zwischen krudem Humor und Spannung großartig gelingt.
Quelle: ntv.de