Raab für Halmich wie Sandsack Der göttliche Entertainer ist nur ein Rummelboxer
15.09.2024, 08:16 Uhr Artikel anhören
Es bleibt dabei: Mit einer Profiboxerin kann Stefan Raab im Ring nicht mithalten. Erstaunlicherweise bleibt dem Entertainer sehr früh die Luft weg, was sein ganzes Boxen beeinflusst. Dafür zeigt er auch wieder die Eigenschaften, die das Publikum sehen will - und die Lust auf seine neue Show machen.
Er ist zurück: Stefan Raab gibt sein Comeback auf der großen RTL-Showbühne - und das mit einem großen Knall. Sensationell inszeniert sich der Entertainer selbst. Nach einem Rückblick auf seine beispiellose Karriere schreitet er förmlich aus dem Himmel hinab in die Arena. Zunächst nur in ein grelles Licht und eine Boxrobe gehüllt, fällt dann letztlich der Vorhang und Raab enthüllt - für viele überraschend - seine ordentliche Form. Doch so fit der 57-Jährige für sein Alter aussah, an seinem Boxen und seiner Kondition hat er offensichtlich kaum gearbeitet.
Nun muss man seine boxerischen Fähigkeiten natürlich dem Alter entsprechend einordnen. Wie schon beim letzten Aufeinandertreffen vor 17 Jahren bewegte sich Raab in der ersten Runde noch gut, zirkelte im Rückwärtsgang um Regina Halmich, die natürlich versuchte, den Reichweitennachteil mit schnellen Vorstößen wettzumachen. Hier hatte Raab dann seine stärksten Momente, wenn er seine zehn Jahre jüngere Kontrahentin immer wieder mit der Führhand abfing und Halmich zeigte, dass die "Killerplautze" auch Kraft hinter den Schlägen hat.
Wenn der Jab aber mal nicht sein Ziel traf und Halmich darunter wegtauchte, was ihr aufgrund ihrer vergleichsweise zierlichen Statur auch oft gelang, war Raabs Flanke offen. Wahrscheinlich hat er sich durch einen der krachenden Körpertreffer dann auch einen Rippenbruch zugezogen, wie sein Trainer später mutmaßte. Raab selbst kommentierte das in der Pressekonferenz nach dem Kampf mit "tut ein bisschen weh", entsprechend dürfte er das im Boxkampf kaum gemerkt haben.
Was Raab in diesem Kampf vor allem fehlte, war letztlich die Kondition. Bereits nach einer Minute wirkte der 57-Jährige ausgepowert und atmete schwer. Seinen 20-minütigen Einmarsch hatte er noch mit einer dynamischen Songeinlage gekrönt. Die Körner hätte er sich vielleicht für den Kampf sparen sollen. Ohne die nötige Ausdauer fehlte Raab dann offensichtlich die Kraft, um nach einem guten Jab auch eine entsprechende Kombination mit seiner starken Rechten zu schlagen. Raabs Vorstöße waren rar gesät, der göttliche Entertainer war für Halmich, die ihn stetig vor sich hertrieb, letztlich nur ein deutlich unterlegener Sparringspartner.
Der eiserne Wille ist noch da
Halmich überzeugte dagegen in allen Bereichen, ließ trotz Reichweiten- und Gewichtsnachteil keine Zweifel daran, wer der ehemalige Profi- und wer der Rummelboxer in dieser Konstellation war. Für sie war Raab ein statisches Ziel, nicht mehr als ein lebender Sandsack. Letztlich war der Kampf nur Mittel zum Zweck. Das Highlight einer Raab-Klimax, die nun in einer neuen wöchentlichen Show mündet, in der sich der deutsche Entertainer wieder mit Herausforderern misst. Nur sollte er vielleicht darauf verzichten, Boxen als einen der Wettbewerbe auszurufen, wenn es in seiner Show "Du gewinnst hier nicht die Million" um einen hochdotierten Geldpreis geht.
Immerhin: Raab hielt bis zum Ende durch, auch wenn er zwischendurch stehend angezählt wurde. Der Beweis für den noch vorhandenen eisernen Willen, der den Raabinator über die Jahre in all seinen kompetitiven Formaten so ausgezeichnet hatte. Und letztlich wollen die Zuschauer auch das sehen: einen verbissen kämpfenden Raab, der egal, ob in Sieg oder Niederlage die ganz große Show liefert. Das ist ihm auch mit dem Boxkampf gelungen, wenn auch weniger durch seine sportliche Leistung.
Quelle: ntv.de