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"Polizeiruf 110" Ein doppelter Abschied

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Schauspieler Pablo Grant starb im Februar an den Folgen einer Thrombose.

Schauspieler Pablo Grant starb im Februar an den Folgen einer Thrombose.

(Foto: bhz030/Instagram)

Mit dem Titel der 18. "Polizeiruf 110"-Folge aus Magdeburg verbuchte der Sonntagsabendkrimi diesmal eine besonders traurige Note. "Unsterblich" hieß der Fall, in den Hauptrollen dabei zwei Schauspieler, die kürzlich verstorben sind: Hendrik Arnst und Pablo Grant.

Es war eine ganz besondere "Polizeiruf 110"-Folge, die da am Vorabend im Ersten über die Bildschirme ging. Nicht etwa, weil der Fall als solches ein ausgesprochenes Ruhmesblatt darstellte. Die Geschichte um die tote Influencerin, die doch nicht tot war, sondern zusammen mit ihrer Geliebten eine Doppelgängerin um die Ecke gebracht hatte, war nicht so ganz rund geraten. Das Motiv, die Beweggründe der Figuren, die Charaktere, all das schaffte den Switch von der Fantasie in die Empathie nur mit Mühe.

Die tatsächliche Tragik fand sich diesmal im Cast. Immer mal wieder kommt es vor, dass bei Filmstart ein Schauspieler zwischen Drehschluss und Sendetermin verstorben ist, diesmal galt es, gleich zwei Darstellern zu gedenken: Hendrik Arnst, verstorben am 2. Januar 2024 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren. Und Pablo Grant, am 6. Februar mit 26 Jahren an den Folgen einer Thrombose gestorben.

Seit 2020 gehörte Grant zum Cast. In der Rolle des Kriminaloberkommissars Günther Márquez war er zum ersten Mal in der Folge "Totes Rennen" zu sehen. Sein Kinodebüt hatte Grant, 1997 in Berlin geboren, im dritten "Bibi und Tina"-Film, "Mädchen gegen Jungs" (2016), gegeben. Fortan ging es Schlag auf Schlag. Grant, der die deutsche und die französische Staatsangehörigkeit besaß, spielte in "Tatort" und "Soko Hamburg", in Fernsehfilmen wie "Herren" (2019), an der Seite von Tyron Ricketts, und im Märchenfilm "Der Geist im Glas" (2021).

Hendrik Arnst - "ein Vollblutschauspieler", ehrte ihn die Volksbühne Berlin.

Hendrik Arnst - "ein Vollblutschauspieler", ehrte ihn die Volksbühne Berlin.

(Foto: MDR/filmpool fiction/Stefan Erha)

Seine Schauspielausbildung schloss hatte Grant 2017 an der Transform-Schauspielschule in Berlin abgeschlossen, neben der Schauspielerei hatte er sich zudem unter dem Pseudonym Dead Dawg einen Namen als Rapper gemacht. Beim Berliner Kollektiv BHZ galt er als der emotionale Typ, in seinen tiefgründigen Lyrics ging es um Rollenbilder und Wertschätzung. Den Song "Anouk" hatte er seiner 2022 geborenen Tochter gewidmet. Anfang Februar hatten BHZ ihre anstehende Tour kurz vor dem Start abgesagt, aus "krankheitsbedingten Gründen", wie es hieß. Wenig später wurde bekannt, dass Grant an den Folgen einer Thrombose verstorben war. "Du hast geprägt. Du hast so viele Menschen berührt. Legende für immer", kommentierte Rap-Kollege Ski Aggu.

"100 Prozent oder nichts"

Bereits einen Monat zuvor war Hendrik Arnst verstorben, in "Unsterblich" als gutmütiger Senior Dieter Herzog zu sehen. Nach kurzer, schwerer Krankheit, wie es hieß, einen Tag nach Neujahr in Berlin. "Hendrik Arnst war ein Vollblutschauspieler, er gab entweder 100 Prozent oder gar nichts. Über Assoziationen suchte er auf der Bühne die Wahrhaftigkeit. Sein Spiel war immer konkret, der Ton authentisch", so schrieb die Volksbühne Berlin, zu deren Ensemble Arnst von 1994 bis 2012 gehörte.

Von 1969 bis 1972 absolvierte Arnst die Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin, im Anschluss spielte er in Anklam, Aachen und Mannheim. Von 1994 an schließlich agierte er unter Frank Castorf, war in Aufführungen wie "Des Teufels General", "Die Sache Danton" und "Meister und Margarita" dabei, stets unverkennbar: als raumgreifender Typ, der eine gewisse Härte, eine Grummeligkeit mit tiefer Emotion verband. Auch auf der Kinoleinwand war er zu sehen, so in Jean-Jacques Annauds "Duell - Enemy at the Gates" und "The Cat's Meow" von Peter Bogdanovich. 

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Beim Spiel ginge es darum, "einen Sog zu erzeugen" und "die Dinge schnell zu machen", beschrieb Arnst seine Philosophie in einem Interview, erschienen in Frank Raddatz' Gesprächssammlung "Republik Castorf". Arnst verwies auf einen der ganz Großen der Musikgeschichte - wie bei einem Solo von Jimi Hendrix.

Am Pfingstmontag geht es zu den "Tatort"-Kollegen in den Schwarzwald. Dort ermittelt das Team Tobler und Berg am 20. Mai 2024 in der Folge "Letzter Ausflug Schauinsland" - ab 20.15 Uhr im Ersten.

Quelle: ntv.de

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