Kölner "Tatort" im Schnellcheck Ein wirklich schlechter Krimi


Feinkost und Fingersalat: Raschke (Manfred Zapatka, vorne) hat beides im Angebot.
(Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Fast 24 Jahre nach ihrem letzten Auftritt taucht die Tochter von Kommissar Schenk wieder in einem "Tatort" auf, diesmal mit abgebranntem Restaurant und eigener Tochter. Außerdem zu Neujahr mit an Bord: ein mafiöser Feinkosthändler.
Was passiert?
Ein rechter Mob marschiert durch Köln, neben Sprüchen fliegen auch Steine, kurzum: Gewalt liegt in der Luft. Dass während der Ausschreitungen auch das persische Restaurant "Wunderlampe" abgefackelt wird, passt zunächst ins Bild. Doch dann wird in den Ruinen des Ladens eine Leiche gefunden, das Morddezernat in Person der Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) nimmt seine Ermittlungen auf. Letzterer denkt allerdings überhaupt nicht an Polizeiarbeit, dafür aber an seine Tochter: Denn, oh Zufall, ihrem Mann gehörte das abgebrannte Restaurant. Liegt dort etwa seine Sonja (Natalie Spinell) in den Trümmern?

Nach 24 Jahren (filmisch) wieder vereint: Sonja (Natalie Spinell) und Kommissar Schenk (Dietmar Bär).
(Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
Weil die Auflösung im Film keine zehn Minuten dauert, greifen auch wir vor: Nein, sie ist es nicht. Dafür aber der Brandattentäter selbst, was gleich eine ganze Reihe neuer Fragen aufwirft. Eine davon lautet: Was hat der Feinkostverkäufer Raschke (Manfred Zapatka) eigentlich mit der ganzen Sache zu tun? Der Aufklärung willen ziehen Ballauf und Schenk los, allerdings nicht an einem Strang - schuld ist die gute, alte Befangenheit, in diesem Fall Schenks.
Worum geht es wirklich?
"Das Drehbuch von Paul Salisbury hatte diese wunderbare Idee eines in sich geschlossenen Mikro-Kosmos, in dem jeder jeden kennt und wo man die Dinge unter sich ausmacht", erklärt Regisseurin Nina Vukovic. Ob die Idee wirklich so wunderbar war, sei dahingestellt - umgesetzt worden ist sie jedenfalls ganz furchtbar. Was vielleicht auch daran liegt, dass unbedingt noch ein zweiter Spin in die Story mit reinmusste: die Wiedereinführung von Schenks Tochter nach sagenhaften knapp 24 Jahren Absenz. Das liest sich so wenig gut, wie es ist.
Wegzapp-Moment?
"Ich hab' dir Geld gegeben, als keine Bank das tun wollte. Weil man sich hier im Viertel hilft." Mit schnarriger Stimme in einer Lagerhalle vorgetragen, dazu ein Nussknacker als vage Folterandrohung. Klingt nach "Goodfellas" oder "Der Pate", ist aber der Feinkosthändler Raschke. Und damit wir uns richtig verstehen: In dieser Szene steckt kein Gramm Ironie.
Wow-Faktor?
Allenfalls die abgedroschenen Stehsätze, die der Drehbuchautor großzügig mit dem Phrasenstreuer in den Dialogen verteilt hat. Ein paar willkürlich herausgepickte Beispiele:
• "Man kennt sich hier, ist wie aufm Dorf."
• "Sollten Sie nicht lieber den Mörder meines Sohnes finden, anstatt unbescholtene Bürger zu bedrohen?"
• "Den verletzlichen Nico gab's nur hinter verschlossener Tür."
Wie ist es?
3 von 10 Punkten. "Schutzmaßnahmen" ist ein wirklich schlechter Krimi. Nicht mehr und nicht weniger.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 01. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de