"The Piano"Geschichten, Schicksale und große Melodien

Ein Klavier, ein Bahnhof und zwei Branchen-Experten, die im Laufe der Show ihre Ohren spitzen und große Augen machen: Das neue Musik-Format "The Piano" startet mit faszinierender Klavierkunst und emotionalen Hintergrundgeschichten.
Im großen Musikshow-Universum, wo ausgefahrene Ellbogen und der Siegesdruck meist schon zu Beginn eines jeden Formats präsent sind, bringt "The Piano" einen anderen Ansatz ins Spiel. "Wir wollen von Musik berührt werden", erklärt Star-Pianist Igor Levit zu Beginn der Show. Zusammen mit Hit-Monster Mark Forster begibt sich der gebürtige Russe auf eine musikalische Reise, die am Ende mit einem festlichen Konzert in der altehrwürdigen Wuppertaler Stadthalle enden soll. Dort werden sich aber nicht nur Igor und Mark dem anwesenden Publikum vorstellen, sondern auch ein paar ausgewählte "The Piano"-Kandidaten, die vom Ausgang des Format-Trips aber noch keine Ahnung haben.
Vier Großstadt-Bahnhöfe dienen als Schauplatz für eine berührende und aufwühlende Vereinigung von Mensch und Musik. Leipzig macht den Anfang. Während unzählige Reisende ihre Koffer und Trollis von A nach B schieben, wartet ein edles Steinway-Piano auf eingeladene Kandidaten, die im Verborgenen von Mark Forster und Igor Levit beobachtet, ihr Talent unter Beweis stellen sollen. Begleitet von Format-Moderatorin Annika Lau sollen die Kandidaten ihre eigene Geschichte in Musik umwandeln und im besten Fall ein melodisches Feuerwerk zünden, das die Zuschauer und die beiden "Juroren" ganz tief in ihren Herzen verzaubern.
Der nette Gregor macht den Anfang. Mit schniekem Anzug und Fliege macht der Debütant schon äußerlich viel her. Das Klavierspielen habe er von seinem leider viel zu früh verstorbenen Papa gelernt, sagt er. Dann zaubert er einen wilden Boogie-Woogie aus dem Ärmel, der für erste Applausstürme im Bahnhof sorgt. "Solche Leute machen Menschen glücklich und gehören auf die Bühne!", freut sich der sichtlich begeisterte Igor. Gregor markiert den Anfang einer emotionalen Achterbahnfahrt, die von übersprudelnder Freude bis hin zu tiefster Melancholie alles zu bieten hat.
Die kleine Luise ist gerade mal zehn Jahre alt. Ohne mit der Wimper zu zucken spielt die junge Kandidatin das Spinnerlied von Mendelsohn in einem Tempo, dass selbst einem Profi wie Igor Levit schwindelig wird. Duschka ist siebzig Jahre älter als Luise. "Das Klavier bedeutet mir alles!", erklärt die Frau, die einst als Pianistin auf einem Kreuzfahrtschiff ihr Geld verdiente. Duschka verbindet Dave Brubeck und Bach und bringt damit sogar eine im Hintergrund des Geschehens gurrende Taube zum Tanzen.
Pop trifft auf Chopin
Berührende Geschichten und Schicksale finden in der Musik ihr Heil. Das Piano und die Liebe zur Musik führt sie alle zusammen: den aufstrebenden Pop-Newcomer aus Bochum (Marlon), den willensstarken Flüchtling, der als Kind nur Leid und Furcht erfahren hat (Farshad) und den blinden Aaron, der sogar dem großen Igor Levit etwas voraus hat: "Er spielt Chopin, das kann ich nicht, konnte ich nie, dafür hat er meine größte Bewunderung", adelt Igor mit ausgestreckten Daumen.
Einer setzt am Ende aber noch ein ganz besonders dickes Ausrufezeichen. Wilmar ist 25 und kommt ursprünglich aus Kolumbien. Hinter dem studierten Pianisten liegen viele Jahre in Angst. Als Homosexueller wurde Wilmar in seiner Heimat verfolgt und bedroht. 2019 flüchtete er schließlich nach Deutschland, wo er auch aufgrund seines musikalischen Talents viele Freunde fand: "Hier in Deutschland fühle ich mich wohl und akzeptiert so wie ich bin", erklärt Wilmar, der mit seiner Brahms-Vorführung nicht nur Igor Levit schwer beeindruckt. Auch Mark Forster ist hin und weg: "Er ist so drin in der Musik, jetzt könnte ich fast heulen", schluchzt der Charts-Experte.
Am Ende macht Wilmars Auftritt in Verbindung mit seiner aufwühlenden Geschichte den kleinen, aber feinen Unterschied. Nach einer emotionalen Auflösung des ganzen Versteckspiels verbeugt sich Mark Forster vor den Kandidaten: "Wir sind aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen", gesteht der Sänger.
Für den sichtlich überforderten Wilmar geht die Reise noch weiter. Der gebürtige Kolumbianer ist der erste Auserwählte, der gemeinsam mit Mark Forster und Igor Levit auf der Bühne der Wuppertaler Stadthalle performen wird. Drei weitere Glückliche werden noch folgen.