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"Tatort" aus Ludwigshafen Katz und Maus und ein Benzinkanister

Hat Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) Oberstaatsanwalt Marquardt (Max Tidof) endlich von ihrer Verhörtaktik überzeugt?

Hat Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) Oberstaatsanwalt Marquardt (Max Tidof) endlich von ihrer Verhörtaktik überzeugt?

(Foto: SWR/Benoît Linder)

Ein Bond-Bösewicht als Gegenspieler, Frauenhass und Gender-Debatte - in Ludwigshafen spitzte es sich zum Start in die zweite "Tatort"-Halbzeit des Jahres phänomenal feurig zu. So darf es gern weitergehen. Am Ende des Monats wartet schon ein gewisser Felix Murot.

Allein der Titel der 1207. "Tatort"-Folge ließ Spektakuläres erahnen, zumindest bei geschichtsfesten Krimi-Fans. "Das Verhör", so hieß bereits ein französischer Film aus dem Jahre 1981. Unter der Regie von Claude Miller hatten sich hier Lino Ventura als Inspektor Gallien und Michel Serrault in der Rolle des verdächtigen Notars Martinaud ein Psychoduell geliefert. Als Martinauds Gattin Chantal war Romy Schneider in ihrer vorletzten Filmrolle zu sehen. "Spannendes Kammerspiel (…), das seinen Rang vor allem aus dem glänzenden darstellerischen Vermögen der Protagonisten gewinnt", lobte das Lexikon des Internationalen Films.

Das Verhör alias die Vernehmung dauert an. Kessler (Götz Otto) verliert langsam seine Verbindlichkeit und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) die Geduld.

Das Verhör alias die Vernehmung dauert an. Kessler (Götz Otto) verliert langsam seine Verbindlichkeit und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) die Geduld.

(Foto: SWR/Benoît Linder)

Eine Einschätzung, die man so auch über das Ensemble des Ludwigshafener "Tatort" schreiben und lesen könnte. Mehr noch als am Kammerspiel "Das Verhör" orientiert sich die Geschichte von Autor Stefan Dähnert - "Tod im Häcksler" war 1991 seine "Tatort"-Premiere - jedoch an der Netflix-Serie "Criminal". Auch diese europäische Gemeinschaftsproduktion stellte das klassische Verhör in den Mittelpunkt der Dramaturgie, die Kulisse zwischen Verhörraum und Nebenzimmer als Fixpunkt des ein ums andere Mal hochspannenden Katz-und-Maus-Spiels zwischen Polizei und Verdächtigen.

Kühle Beleuchtung, industrieller Chic

Auf dem Revier von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) sieht es unübersehbar ähnlich aus. Nichts von wegen Amtsstube und Speckbaum, hier hat die Postmoderne Einzug gehalten. Kühle Beleuchtung, industrieller Chic, nüchterne Coolness als Background für ein psychologisches Duell auf Messers Schneide. Dass einer der Büroräume in klassisch Lila gestrichen ist, erscheint vor dem Hintergrund der Gender-Diskussion, das hier einen thematischen Unterbau bildet, wie ein charmantes Zitat aus den Gründerjahren der Debatte.

Inszeniert hat das Ganze Regisseurin Esther Wenger, Doktorin der Philosophie, "Wie im richtigen Fernsehen. Die Inszenierung der Geschlechter in der Fernsehfiktion.", so lautete 1999 der Titel ihrer Dissertation, ein Sujet also, dessen Kern direkt an den Tisch führt, der zwischen Kommissarin Odenthal und Bundeswehr-Hauptmann Kessler steht, den von Götz Otto, seit "Der Morgen stirbt nie" offizieller Bond-Bösewicht, mit aller gebotenen Schmierlappigkeit zwischen Formalsteife und Machismo-Tourette gespielten Tatverdächtigen.

Schimpftiraden und Scharmützel

Die Klasse dieses "Tatorts" liegt auch darin, dass er sich in den allzu zeitgemäßen Fußangeln nicht verheddert, sondern zum einen die Suspense - es geht doch nichts über einen guten, alten Countdown - aus den Augen verliert, sich zum anderen traut, seinem Personal ordentlich Zündstoff ins Drehbuch zu schreiben. Bisswunden und Benzinkanister, Schimpftiraden und Scharmützel, Odenthal eine Nanosekunde vorm Blankziehen, während die Kollegen Stern und Becker eine Leiche vermöbeln (!), um ein Geständnis zu erzwingen - das dampft nur so vor dramaturgischer Chuzpe. So darf es gern weitergehen nach der Sommerpause. Der Auftakt hatte jedenfalls mächtig Feuer.

Am kommenden Sonntag wird in Zürich ermittelt, "Risiken mit Nebenwirkungen" lautet der Titel der neuen Folge mit Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher), am 18. September geht es nach Stuttgart ("Der Mörder in mir") und dann heißt es wieder einmal: Auftritt Felix Murot (Ulrich Tukur). Der bekommt es diesmal mit dem "Gesetz des Karmas" und einer gewieften Trickbetrügerin zu tun. Klingt alles nach einem spannenden September.

Quelle: ntv.de

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