Der "Tatort" im Schnellcheck Kommissare hinter Gittern
03.02.2024, 15:41 Uhr Artikel anhören
Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl, r.) befragen Ferdinand (Phileas Heyblom).
(Foto: BR/Sappralot Productions GmbH/Hendrik Heiden)
Nach dem Mord an einem Häftling begeben sich Batic und Leitmayr in den Knast, um zu ermitteln, "Das Wunderkind" zittert derweil vor der Entlassung seines Knacki-Papas. Der 95. Fall aus München hat die richtigen Zutaten, könnte jedoch mehr Schmutz unter den Nägeln vertragen.
Was passiert?
In der Justizvollzugsanstalt geschieht ein brutaler Messermord, Gumbert (Ralph Herforth) geht es am gefährlichsten Ort des Gefängnisses an den Kragen. Die Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec), unterstützt vom frisch beförderten Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer), machen umgehend Nägel mit Köpfen und verlegen ihre Ermittlungszentrale hinter die Knastmauern. Dabei geraten sie schnell zwischen die Fronten der beiden verfeindeten Gangs, die hier das Sagen haben. Wer hat was mit wem, wer hätte ein Motiv und warum passiert das Ganze ausgerechnet so kurz vor der Entlassung von Dieter Scholz (Carlo Ljubek)? Der freut sich am Ende einer langen Haftstrafe auf das Wiedersehen mit seinem Sohn Ferdinand (Phileas Heyblom), einem jungen Klaviervirtuosen, der viel lieber bei seiner Pflegefamilie bleiben würde.
Worum geht es wirklich?

Georg Seiffert (Lasse Myhr, l.), Ferdinand (Phileas Heyblom) und Viola Seiffert (Sarah Bauerett) verabschieden sich von Scholz (Carlo Ljubek, r.).
(Foto: BR/Sappralot Productions GmbH/Hendrik Heiden)
Um so einiges. Oder anders gesagt: am wenigsten wohl um das titelgebende "Wunderkind", stattdessen stehen die Kommissare in dieser Ausnahmesituation auf dem Prüfstand. Da übertreibt es der gute Leitmayr mit der Empathie und lässt sich zu arg reinreißen. Batic dagegen bekommt die Gesetze dieser Parallelwelt am eigenen Leib zu spüren, während Kalli mit der Besonnenheit eines frischgebackenen Oberkommissars agiert. Natürlich auch um die Insassen der JVA, die kleinen und die großen Sünder, die hier unter den Blicken des zuweilen desinteressierten Personals ihr eigenes Ding am Laufen haben.
Wegzapp-Moment?
Ein "Wunderkind", das lediglich Bachs Präludium spielt? Das ist schon bisschen wenig. Ansonsten gibt es zwar kaum echte Wegzapp-Momente, bei der bemüht taffen Atmosphäre eines Gefängnisdramas jedoch hakt es an seinem vielköpfigem Personal, das zwischen Coolness und Klischees um Aufmerksamkeit buhlt.
Wow-Faktor?
Gemäßigt, um es diplomatisch auszudrücken. Autor und Regisseur Thomas Stiller zieht alle Register, was die zu erwartenden Schauplätze und Interaktionen angeht, gleichzeitig herrscht auf den Gängen der JVA München - bei der es sich im wirklichen Leben um die JVA Landshut handelt - eine Ruhe wie in der Wellness-Klinik. Da kann der grausige Gumbert noch so böse gucken und seine Nazi-Tattoos präsentieren, für die klassische Knastfilm-Klaustrophobie fehlt es dem Ganzen etwas an Schmutz. Und an einer kompakteren Storyline.
Wie war's?
4 von 10 Punkten - ein Fall, der in Teilen zu unterhalten weiß, sein Potenzial jedoch nicht ausschöpft
Quelle: ntv.de