Der "Tatort" im Schnellcheck Spiel mir das Spiel vom Tod
20.05.2023, 15:43 Uhr
Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) zeigen Referee (Danny Rosness) ein Foto.
(Foto: BR/Bavaria Fiction GmbH/Claudia Milutinov)
Als eine junge Polizistin bei einer Verkehrskontrolle von drei Kugeln getroffen wird, lösen Batic und Leitmayr das Ticket für einen Parallelkosmos: die Welt der Online-Shooter. "Game Over" gönnt sich ein schönes Stück Action, das den Münchner Silberrücken gut zu Gesicht steht.
Was passiert?
Es ist fast schon Feierabend, doch die Polizistin will unbedingt noch den vorausfahrenden Mercedes mit dem kaputten Rücklicht stoppen und den Fahrer zur Rede stellen. Kurz darauf muss ihr Kollege vom Steuer des Streifenwagens aus mitansehen, wie auf die junge Frau geschossen wird. Während sie im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, wird das Fluchtauto gefunden, im Kofferraum eine völlig verkohlte Leiche.
Der Tote für Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) war in der Gamer-Szene rund um Online-Shooter sehr aktiv, bewohnte eine luxuriöse Villa. Dort sitzt die Schwester des Ermordeten (Lea von Acken), in Tränen aufgelöst und angeblich ahnungslos. Dank Kalli (Ferdinand Hofer) nehmen die beiden Kommissare Kontakt mit einigen der Spieler auf, lernen mit Oskar Werner (Yuri Völsch) einen der, ähm, Shootingstars kennen. Die Gruppe, in der die Münchner Ermittler den Täter vermuten, nennt sich Munich Sheriffs, pikanterweise ein Sammelbecken von Polizeikollegen.
Worum geht es wirklich?
"Für mich war Clint Eastwood ein Vorbild in 'In the Line of Fire'. Die Kommissare haben vielleicht in der einen oder anderen Verfolgungsjagd etwas mehr Schweiß auf der Stirn als ihre jüngeren Kollegen, aber gleichzeitig haben sie natürlich einen großen Erfahrungsschatz", erzählt Regisseur Lancelot von Naso über das Drehbuch von Stefan Holtz und Florian Iwersen. "Gerade diesen Widerspruch auch zu zeigen, fand ich überaus spannend. Leitmayr und Batic müssen kämpfen, um Schritt zu halten."
Wegzapp-Moment?
Game-Junkies mit Rückfall-Gefahr sollten womöglich lieber zu einem guten Buch greifen, alle anderen dürften die Fernbedienung während dieser 90 Minuten links liegen lassen.
Wow-Faktor?
Szenen im Musikclub, jubelnde Fußballfans, Start-up-Agenturen, Konzertpublikum, die Fallstricke im Mühen um authentische Atmosphäre gibt es dutzendfach, umso wohltuender, wenn sie gekonnt umkurvt werden. "Game Over" startet kein überambitioniertes Eintauchen in die Parallelwelt der hoch dotierten Ego-Shooter. Vielmehr werden Problemzonen angerissen, persönliche Konstellationen ausreichend beleuchtet, ohne in angegraute Theorie zu verfallen - und das, was von Naso Richtung Eastwood verortet wird, bietet eine storydienlichen Mix aus Suspense und Late-Adopter-Action.
Wie war's?
8,5 von 10 Punkten - mit dieser dramaturgischen Gesamtleistung wäre definitiv ein Freispiel drin.
Quelle: ntv.de