Der "Polizeiruf" im Schnellcheck Von der Rolle
18.02.2023, 17:09 Uhr Artikel anhören
Was hat Daniel (l.) für ein Geheimnis vor den Kommissarinnen Katrin König und Melly Böwe (r.)?
(Foto: NDR/Christine Schröder)
In Rostock geht es diesmal um Identitäten und Selbstfindung. Auf dem Revier bringt die Neue, Melly Böwe, alte Kräfteverhältnisse ins Wanken. Beim Fall um eine ermordete Lehrerin steht "Daniel A." im Zentrum des Geschehens: tatverdächtig und trans.
Was passiert?
Nach einem Abend im "Knockout" wird die Leiche von Nathalie Gerber auf dem Parkplatz der Disco gefunden. Die Grundschullehrerin hatte ein Date mit einer Online-Bekanntschaft, Daniel Adamek (Jonathan Perleth), der schnell in den Fokus der Ermittlungen rückt. Adamek ist zwar unschuldig, seine private Situation jedoch treibt ihn in die Flucht, denn Daniel heißt eigentlich Daniela und ist trans. Er scheut das Outing vor dem Vater (Jörg Witte), einem alleinstehenden Polizisten, den seine häusliche Situation ohnehin zur Verzweiflung treibt - Daniels 15-jährige Schwester hat kürzlich ein Baby bekommen.

Daniel (Jonathan Perleth, l.) hütet ein schwerwiegendes Geheimnis vor seinem Vater Frank (Jörg Witte).
(Foto: NDR/Christine Schröder)
Für etwaige Einstandsfeierlichkeiten bleibt da auf dem Revier wenig Zeit. Bukows Nachfolgerin Melly Böwe (Lina Beckmann) bringt zwar gute Laune und lecker Kuchenbrötchen mit, Revierchef Henning Röder (Uwe Preuss) ist jedoch der Einzige, der die Neue für den Moment willkommen heißt. Thiesler (Josef Heynert) und Pöschel (Andreas Guenther) kleben an ihren Stühlen, Katrin König (Anneke Kim Sarnau) scheint längst nicht bereit, die leere Stelle an ihrer Seite mit kollegialem Leben zu füllen. Im Zuge der Ermittlungen bleibt der eigenwilligen Kommissarin jedoch bald wenig anderes übrig.
Worum geht es wirklich?
Zunächst einmal muss die Frage an dieser Stelle umgedreht werden: Worum geht es wirklich nicht? Klare Antwort: um den Mord. Selten war ein Fall wohl so desinteressiert am Opfer, zudem ist der Täter von Anfang an bekannt. Die Geschichte folgt vielmehr dem Titelhelden "Daniel A.", einem trans Mann, der auch abseits der Verwicklung in diesen Fall genug um die Ohren hat. Sein Vater dreht am Rad, seine Teenager-Schwester hat mit ihrem jungen Baby zu tun. Für Daniel selbst ist sein Campingmobil die letzte Zufluchtsmöglichkeit, nicht nur vor der Polizei, sondern auch im Ringen um die eigene Identität.
Wegzapp-Moment?
Im Detail nicht vorhanden, die subtile Spannung wird fortwährend hochgehalten, auf Seiten von Daniel A. und im Zusammenspiel der neuen Kolleginnen und Kollegen. Wenig Zeit bleibt für die Figur der ermordeten Nathalie Gerber, die wird storytechnisch, im wahrsten Sinne des Wortes, links liegengelassen.
Wow-Faktor?
Rostock-typisch durchweg hoch, nicht nur im Binnenverhältnis auf dem Kommissariat, wo es gilt, den Bukow/Böwe-Tausch auszubalancieren, sondern ebenso in puncto Titelheld: Jonathan Perleth, auch im wirklichen Leben trans Mann und Rostocker, meistert den anspruchsvollen Part des Daniel Adamek mit Bravour und Überzeugungskraft.
Wie war's?
9 von 10 Punkten - der Cast bleibt das Pfund, die Story passt perfekt nach Rostock, jetzt schon gespannte Vorfreude auf den nächsten Fall.
Quelle: ntv.de