Der "Tatort" im Schnellcheck Wiener Allerlei
25.02.2023, 15:55 Uhr Artikel anhören
Hadern mit der eigenen Vergänglichkeit: Fellner (Adele Neuhauser) und Eisner (Harald Krassnitzer).
(Foto: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg)
In nur 90 Minuten die ganz großen Fragen des Lebens be- und verhandeln zu wollen, ist, gelinde gesagt, ein ambitioniertes Unterfangen. Die Kommissare Eisner und Fellner versuchen es trotzdem - und verheddern sich in einem sehr weiten Themenfeld zwischen Leistungsoptimierung und Demenz.
Was passiert?
Nach einer Trainingsfahrt mit der Rennrad-Gruppe wird der aufstrebende IT-Spezialist Marlon Unger (Felix Oitzinger) vor seiner Wohnungstür erstochen. Obwohl Unger innerhalb der Firma als angenehmer Kollege und im Privaten als sympathische Frohnatur bekannt war, wissen die Wiener Kommissare Fellner (Adele Neuhauer) und Eisner (Harald Krassnitzer) nicht so genau, was sie von dem Ermordeten zu halten haben: Im Job kannte Unger nämlich keine Freunde, sondern rationalisierte auch ohne Wimpernzucken den Arbeitsplatz des Vaters der eigenen Freundin weg.

Arg überzeichnet ist die Figur des IT-Spezialisten Cistota (Arnold Postlmayer).
(Foto: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg)
Derweil hat Kriminalassistentin Meret Schande (Christina Scherrer) ihre ganz eigenen Probleme, und zwar mit ihren Chefs: Die in ihren Augen ineffziente und veraltete Ermittlungsarbeit von Eisner und Fellner bringt Schande zur Verzweiflung. Sie fühlt sich von ihren seniorigen Vorgesetzten nicht gesehen und zieht auf eigene Faust los - mit fatalen Folgen.
Worum geht es wirklich?
Um verlorene Seelen an allen Haltestellen des Lebens. Ob es nun der karrieregeile IT'ler ist, die demente Mutter des Ermordeten, ein nach 38 Arbeitsjahren wegrationalisierter Dreher oder dessen nicht mehr ganz junge Tochter mit dem Künstlertraum und dem Barjob: Sie alle suchen ihre eigenen Antworten auf die ganz großen Fragen. Nur finden kann sie keiner.
Wegzapp-Moment?
"Ich arbeite durchschnittlich 82,7 Stunden die Woche", sagt der engste Kollege des Ermordeten. Nur ein Beispielsatz für die arg überzeichnete Figur des überehrgeizigen Softwarespezialisten Cistota (Arnold Postlmayr).
Wow-Faktor?
Die Parkbank-Szene mit Fellner und Eisner vor dem Altenheim: Die altersschwachen Körper vor Augen ergreift die beiden Ermittler der kalte Hauch der Vergänglichkeit. Aber nicht mit den beiden, das Leben wollen sie feiern, bitteschön auch gleich miteinander ein bisschen intim werden - und sind dann doch, überrascht von der eigenen Chuzpe, "zu müd'". Ja, so ist das ...
Wie war's?
5 bis 8 von 10 Punkten. Dieser "Tatort" ist wirklich schwer zu bewerten. Wie viel Punkte er bekommt, hängt ganz entscheidend damit zusammen, wie weit man bereit ist, die verschiedenen Aspekte voneinander zu trennen: "Was ist das für eine Welt" wartet mit wunderschönen Bildern und einem Haufen guter Einfälle auf, etwa der subjektiven Kamera (Point of view) aus Schandes Perspektive in einer der Eröffnungsszenen. Leider werden viele Ideen nur angerissen und nicht auserzählt, dadurch wirkt "Was ist das für eine Welt" stellenweise arg beliebig und schwerfällig.
Quelle: ntv.de