Franken-"Tatort" Zu viel Drama?
29.02.2020, 15:00 Uhr
Haben es nicht leicht: die Nürnberger Ermittler.
(Foto: BR/Hager Moss Film/Hendrik Heide)
Wild zusammengeschnipselte Szenen, schwere Musik von nordischen Komponisten und tragende Einzeiler: Der Nürnberger "Tatort" wäre diesmal gerne ein schwedischer Krimi. Kann das funktionieren?
Die Franken sind nicht gerade für ihre Gefühlsausbrüche bekannt: "Bassd scho" gilt landauf, landab als die höchste persönliche Auszeichnung, und auch sonst ist den Franken großes Drama im Allgemeinen eher fremd. Ausgerechnet der "Tatort" aus der Region tanzt dabei seit 2015 aus der Reihe, die Kommissare Voss (Fabian Hinrichs) und Ringelhahn (Dagmar Manzel) müssen sich regelmäßig mit großer Geste um die ganz schweren Themen kümmern, was mal mehr und mal weniger gut funktioniert.
Im neuen Franken-"Tatort" wollen Voss und Ringelhahn wissen, wer die erfolgreiche Geschäftsfrau Babs Sprenger (Anna Tenta) an ihrem Geburtstag mit einem Sushimesser erstochen hat. Klingt erstmal mehr nach solider Krimi-Hausmannskost als nach einem Film, in dem die großen Fragen des Lebens ausdiskutiert werden sollen - dass "Die Nacht gehört dir" aber um jeden Preis zweiteres sein möchte, bekommen die Zuschauer schon in den ersten Minuten mit dem filmischen Holzhammer eingebläut.
Katastrophale Nebendarsteller
Scheinbar willkürlich zusammengeschnittene Szenen, schwere Klangteppiche von nordischen Musikern (Olafur Arnalds, Arvo Pärt, Fever Ray) und Ermittler mit tragenden Einzeilern ("Es geht hier nicht ums Leben, es geht um den Tod"): Autor und Regisseur Max Färberböck möchte nicht den leisesten Zweifel daran lassen, dass dieser "Tatort" mehr ist als nur eine schnöde Mörderhatz. Dabei liest sich diese Aufzählung nicht nur wie ein Best-of aller Klischees, die bedient werden müssen, wenn es um die Erzeugung von Schwere in Filmen geht, "Die Nacht gehört dir" guckt sich leider auch so.
Das zentrale Thema, der scharfe Kontrast zwischen Liebe und Hass und die Vergänglichkeit (von Freude) im Allgemeinen, ist furchtbar unbeholfen inszeniert: Pseudophilosophischer Quatsch und jede Menge Halbsätze, die schwer klingen wollen und es doch so gar nicht sind, lösen einander ab - dass sie teilweise auch noch von katastrophal gecasteten Nebendarstellern ausgesprochen werden, macht die ganze Sache alles andere als besser. Im Ergebnis wirkt der Film hoffnungslos überzogen, teils wahllos zurechtgeschnipselt und vor allem: langweilig.
Erst in den letzten Minuten, als sich das Finale trotz SEK-Einsatzes so antiklimatisch gibt wie das Leben an sich eben meistens ist, geht das Konzept des Films zum ersten Mal so richtig auf - und das ist dann tatsächlich ein bisschen tragisch, weil leider viel zu spät. "Jeder von uns wollte nur das Beste, wie ist das passiert?", fragt sich eine Kollegin der Ermordeten während ihres Verhörs. Es ist eine Frage, die man sich auch ob dieses "Tatorts" stellen könnte.
Quelle: ntv.de